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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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verlangt, schon für die schwache Hoffnung, dass du ihn zurückkriegst.«
    »Was ihn am Leben erhalten wird.« Sein Blick hob sich zu meinem. »Vielleicht werden sie ihn nicht heute oder morgen gehen lassen, aber solange es einen Vorteil für sie bedeutet, werden sie ihn am Leben lassen.«
    »Du wärst also bereit, alles zu tun, was nötig ist, um ihn am Leben zu erhalten? Ihnen zum Beispiel die Ehefrau eines alten Freundes auszuliefern, damit sie sie vergewaltigen, foltern und möglicherweise umbringen können? Nur damit dein Sohn noch einen Tag länger am Leben bleibt?«
    Um meine eigenen Kinder zu schützen, würde ich weitergehen, als mir selbst lieb ist. Aber dies würde ich niemals tun – ihren Entführern ein anderes Opfer hinwerfen, um Zeit zu kaufen, die ich dann nicht zu nutzen vorhätte.
    Joey war wie ein in die Enge getriebener, von der Polizei umstellter Flüchtling, der auf Passanten zu schießen begann, nur um es in die Länge zu ziehen, die Polizisten auf Abstand zu halten, während er zugleich darum betete, die Hand des Allmächtigen möge sich vom Himmel herabstrecken und ihn retten, denn er hatte nicht die geringste Vorstellung, wie er selbst es bewerkstelligen sollte.
    »Und was dann?«, fragte ich.
    Er sah mich verständnislos an.
    »Und was dann?«, wiederholte ich. »Ich bringe dieses Opfer, ich lenke sie ab, und diese Zeit wirst du dazu nutzen, um …?«
    »Ich … ich lasse mir was einfallen.«
    »Natürlich machst du das. Du bist vielleicht nicht stärker als die, aber intelligenter bist du allemal. Du wirst sie überlisten.«
    Er nickte, erleichtert darüber, dass ich verstand.
    »Bockmist. Wenn du intelligenter wärst als die, dann würden wir nicht hier sitzen. Wir wären da hinten an diesem Treffpunkt, und ich säße zusammengesackt auf diesem Beifahrersitz und würde so tun, als wäre ich betäubt. Clay wäre irgendwo windabwärts im Wald. Travis Tesler würde auftauchen. Ihr würdet den Austausch machen. Du würdest Noah nehmen, Tesler würde sich mich greifen, und ich würde ihn umbringen, während Clay sich um seinen Bruder kümmern würde. Ende der Geschichte.«
    Joey starrte mich an. Er zwinkerte. Er schluckte. Seine Lippen formten ein »Oh«, aber das einzige Geräusch war ein leiser Schmerzenslaut. Und damit war mein ganzer Hass verflogen und hinterließ nur einen dünnen Film von Abscheu – und selbst der brachte noch einen Stich des schlechten Gewissens mit sich.
    Es war fünfundzwanzig Jahre her, seit Joey ein Rudelwerwolf gewesen war, und selbst damals hatte er nicht wirklich zum harten Kern gehört. Von ihm zu erwarten, dass er wusste, wie er die Entführung seines Sohnes handhaben sollte, das war, als wählte man einen beliebigen Menschen auf der Straße aus, verschleppte sein Kind und verlangte von ihm, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich konnte ihn nicht hassen für das, was er getan hatte, aber der Beigeschmack von Abscheu weigerte sich zu verschwinden und ließ meinen Ton knapp und scharf werden.
    »Du wirst keine Möglichkeit finden, deinen Sohn zu befreien. Die werden alles aus dir herauspressen, was sie können, und dann werden sie euch umbringen. Deine einzige Chance, ihn zu retten, ist es, uns zu vertrauen. Und mich für den Anfang loszubinden, damit ich wenigstens nicht komplett wehrlos bin, wenn sie auftauchen.«
    Er zögerte nur einen Sekundenbruchteil, bevor er resigniert nickte und es tat.
    »Es wäre einfacher gewesen, wenn wir dieses ganze ›Betäuben und kidnappen‹-Zwischenspiel hätten überspringen können, aber dafür ist es jetzt zu spät, also ist das Allererste, was du jetzt tun solltest, uns hier rauszubringen, bevor sie uns finden.«
    Er warf bei abgeschalteten Scheinwerfern den Motor an, während ich noch sprach.
    »Sobald wir den Highway erreicht haben, rufst du Tesler an. Erzähl ihm, mit deinem Plan wäre etwas schiefgegangen. Du hast malaysisches Essen besorgt in der Hoffnung, das Betäubungsmittel würde in den Gewürzen und dem ungewohnten Geschmack untergehen, aber Clay wollte normales amerikanisches Essen. Du wirst es noch mal versuchen, wenn wir später irgendwo was trinken gehen. Du wirst ihn anrufen, wenn es erledigt ist.«
    Während ich sprach, nickte Joey pausenlos; zunächst schien er vor Nervosität allem zuzustimmen, was ich sagte, und dabei zu beten, dass ich wusste, wovon ich redete, dann wurde das Nicken schneller, als er zu dem Schluss kam, dass ich es tat.
    »Leg den Rückwärtsgang ein … und dann machen

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