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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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wir, dass wir wegkommen.«
    Er tat es. Und wir taten nichts dergleichen.
    Die Räder drehten sich, während sich das kleine Auto tiefer und tiefer in den schneebedeckten Fahrweg grub. Ich studierte nervös den Wald, als das Heulen des Motors die Stille durchschnitt wie eine Kreissäge. Er legte den Vorwärtsgang ein, dann wieder den Rückwärtsgang, aber das Auto schaukelte nur vor und zurück und arbeitete sich noch tiefer.
    »Bleib im Rückwärtsgang«, sagte ich, während ich die Tür aufstieß.
    Ich stieg aus. Es war, als hätte ich einen Fuß in einen Eimer mit Eiswasser gestellt. Der Gedanke, mir irgendwas gegen die Kälte anzuziehen, war Joey offenbar nicht gekommen. Ich trug immer noch Jeans, ein langärmliges T-Shirt und Laufschuhe.
    »Hier«, sagte er, »tauschen wir. Ich steige aus und …«
    »Nein.«
    Wir hatten keine Zeit dafür, nicht, während der Lärm unseres Fluchtversuchs durch den Wald hallte. Ich stapfte zum vorderen Ende des Autos, wobei ich Joey murmelnd verfluchte, diesmal seiner blödsinnigen Auswahl eines fahrbaren Untersatzes wegen. Ein kleines Luxusauto wie dieses in Alaska auch nur zu verkaufen sollte unter Strafe gestellt werden. Hatte das Ding überhaupt Winterreifen?
    Ich pflanzte mich vor der Motorhaube auf, schob … und spürte, wie es zurückschob.
    »Rück…!«, begann ich über den Motorenlärm hinweg zu brüllen, bevor ich den Fehler bemerkte und mit Hand- und Lippenbewegungen »rückwärts!« signalisierte.
    Joey nickte hektisch und griff nach der Gangschaltung, und …
    Ich roch Travis Tesler, noch bevor ich ihn sah, und mein Körper erkannte den Geruch, bevor mein Hirn ihn verarbeiten konnte. Mein Kopf fuhr herum. Er kam zwischen den Bäumen hervor und näherte sich.
    »Brauchst du Hilfe, Süße?«, rief er.
    Ein weiterer Geruch glitt mit einem Seitenwind an mir vorbei, und ich drehte mich hastig um, als sich Eddie von hinten näherte. Links von mir entdeckte ich in der Ferne eine dritte Gestalt, die ebenfalls näher kam; die drei hatten mich eingekreist und schnitten mir alle Fluchtwege ab.
    Ich wandte mich wieder dem Auto zu. Joey hatte die Mutts noch gar nicht bemerkt. Seine Hände umschlossen immer noch das Lenkrad, und er nickte schnell, um mir mitzuteilen, dass der Rückwärtsgang eingelegt war und ich schieben konnte.
    Ich sah zu Tesler hinüber. Eine Blase der Panik stieg auf und platzte, zerstob, als der Kampf-oder-Flucht-Instinkt sich einschaltete und mein Hirn wild zwischen den beiden Möglichkeiten hin und her zu springen begann.
    Kampf oder Flucht. Der Kampf würde nicht einfach werden angesichts der Tatsache, dass mein einziger Verbündeter dabei etwa so nützlich sein würde wie ein Zwergspitz zwischen zwei Pitbulls.
    Nein, zu kämpfen kam nicht in Frage. Flucht dagegen schon – auf das Auto zu springen, übers Dach zu rennen und die einzige unbewachte Richtung in den Wald hinein einzuschlagen. Einfach loszurennen und Joey seinem Schicksal zu überlassen in der Hoffnung, sie damit von mir ablenken zu können. Und warum eigentlich nicht? Es war schließlich nichts anderes als das, was er mit mir vorgehabt hatte.
    Ich legte beide Hände auf die Motorhaube, wappnete mich … und versuchte es mit einem gewaltigen Ruck. Das Auto machte einen kleinen Sprung aus seiner Furche heraus und hatte vier Meter weit rückwärts beschleunigt, bevor Joey Gelegenheit hatte, auf die Bremse zu treten.
    In diesem Moment sah er Eddie hinter mir auftauchen und entdeckte Tesler, fast schon auf der anderen Seite der Fahrertür. Joey winkte mir panisch zu, ich sollte ins Auto springen, aber ich wusste, dass mir dafür nicht mehr die Zeit blieb; ich hatte es gewusst, als ich dem Auto den entscheidenden Stoß gab.
    Also winkte ich genauso hektisch zurück, formte mit den Lippen »Hol Clay!«; dann drehte ich mich um und stürzte auf die eine Gestalt zu, die noch nicht aus den Schatten herausgetreten war. Ich hörte, wie die Brüder sich an die Verfolgung machten … und dann das Röhren des Motors, als Joey davondonnerte.

28 Unberechenbar
    A ls ich zwischen den Bäumen hindurchstürmte, sah ich den dritten Werwolf weiter vorn. Die Gestalt war so schlank wie die einer Frau, nicht größer als etwa 1,67 m, aber der Gang wirkte männlich. Sein Kopf blieb gesenkt, während er durch den Schnee stapfte; er hatte es nicht eilig, die Lichtung zu erreichen und zu sehen, was dort auf ihn wartete.
    Sobald er uns hörte, hob er den Kopf. Ich wusste, wer er war – hatte es von dem Moment

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