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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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braucht. Und wenn er nicht schnell genug angerannt kommt, gibt seine Freundin ihm einen Stoß. Sie glaubt, das Rudel wäre gut für ihn, und wenn es sie freut, gibt er hundert Prozent.«
    »Seine Freundin weiß, dass er ein Werwolf ist?«
    »Sie ist Halbdämonin.«
    »Halb… Scheiße.« Er schüttelte den Kopf. »Dad hat erzählt, das Rudel hätte wieder Kontakt mit anderen Paranormalen, aber …« Noch ein Kopfschütteln. »Dad hat alles drüber wissen wollen. Er war absolut fasziniert. Ich würde es lieber einfach bei Werwölfen belassen. Noch so eine Frage, in der wir uns nicht einig waren.« Er verstummte eine Minute lang und schüttelte es dann ab. »Karl Marsten also, ja? Hat Malcolm nicht seinen Vater umgebracht?«
    Ich sah Clay an.
    »Würde mich nicht weiter überraschen«, sagte der. »Gehört hab ich aber nie davon.«
    »Ich schon, damals, als wir noch zum Rudel gehört haben. Du und Nick, ihr wart irgendwo hingegangen, und ich hab mit den Santos-Jungen rumgehangen. Malcolm war da mit ihrem Dad und ihrem Onkel, und sie haben drüber geredet – wie Malcolm Josef Marsten umgebracht hatte. Raymond hat Malcolm aufgezogen, weil der Junge ihm entwischt war.«
    »Karl?«
    »Ich nehm’s an.«
    Davon hatte ich nie gehört, zu allerletzt von Karl. Es hätte einen Teil seines Widerwillens dagegen erklären können, sich dem Rudel anzuschließen – Befehle von dem Mann entgegenzunehmen, dessen Vater seinen Vater umgebracht hatte. Ich würde mit ihm darüber reden müssen.
    »Ihr habt also zwei Kinder, ja?«, fragte Joey jetzt. »Zwillinge?«
    Ich nickte. »Einen Jungen und ein Mädchen. Dreieinhalb.«
    »Plant ihr noch mehr?«
    »Im Moment sind zwei erst mal genug.«
    Clay nickte, während er in eine Riesengarnele biss. »Zu viel anderes im Gang. Zwei ist gut. Zweien kann man genug Auf-Aufer-scham …« Clay stolperte über das Wort, verdrehte die Silben.
    Ich sah besorgt zu ihm hin. Er zwinkerte angestrengt, als hätte er Mühe, die Augen offen zu halten.
    »Sieht so aus, als wäre ich nicht der Einzige gewesen, der sich am Nachmittag hätte hinlegen sollen«, sagte Joey.
    Clay zwinkerte weiter, als hätte er ihn nicht gehört. Er runzelte die Stirn und rieb sich mit der Hand übers Gesicht.
    Ich berührte ihn am Arm. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Aussehen tut er, als würde er gleich umfallen«, sagte Joey lachend. »Zu wenig Schlaf und zu viel Essen? Wahrscheinlich hätte ich Espresso mitbringen sollen statt Cola. Warum legst du dich nicht …«
    »Du, du Arsch …« Das Wort verklang in einem Murmeln. Clay packte die Tischplatte und stemmte sich hoch.
    »Clay?«, sagte ich. »Was …«
    Er fiel nach vorn. Ich stürzte vor, aber er fing sich im letzten Moment noch ab, hielt sich taumelnd am Tisch fest, immer noch bemüht, den Blick klar zu bekommen. Joey war rückwärts aus seiner Reichweite gestolpert.
    »Du Drecks…« Clay lallte den Rest. Sein Kopf schwankte; seine Augen versuchten, Joey zu finden. »Wenn du ihr was tust, ich schwör’s, ich treib dich auf und …«
    Er brach in meinen Armen zusammen. Ich ließ ihn auf den Boden gleiten und suchte hektisch nach dem Puls, stellte fest, dass er kräftig war, und fuhr zu Joey herum.
    »Was hast du …«
    Joey saß nicht mehr auf seinem Stuhl. Als ich mich umdrehte, spürte ich ein Pieken an der Rückseite meines Oberarms.
    Ich drehte mich um; meine Fäuste flogen hoch, eine davon erwischte Joeys ausgestreckte Hand. Eine Spritze landete auf dem Boden. Ich starrte auf sie hinunter; meine Gedanken schwammen, meine Knie wurden weich.
    »Es tut mir leid«, sagte Joey.
    Ich krachte auf den Fußboden.

27 Kuhhandel
    I ch wachte davon auf, dass mir eiskalte Luft ins Gesicht klatschte. Ich versuchte, mich unter die Bettdecke zu verkriechen, konnte sie aber nicht finden. Clay bewegte sich in meinem Rücken. Ich schob mich näher an ihn heran, um mich an ihn zu kuscheln, mich zu wärmen, in der Erwartung, sein Arm würde sich um mich legen, mich an sich ziehen, warmer Atem in meinem Nacken, der vertraute Geruch, der über mich hinwegglitt. Stattdessen wich er zurück und schüttelte mich an der Schulter.
    »Elena, wach auf.« Die Stimme klang weit entfernt, verzerrt.
    Er schüttelte mich weiter.
    Ich versuchte, seine Hand abzuschütteln. »Müde. Es ist kalt«, murmelte ich. »Fenster ist offen. Zumachen …«
    Ich brach ab. Ich lag nicht im Bett. Ich lag überhaupt nicht. Ich öffnete die Augen; die Lider fühlten sich verklebt an. Ein eisiger Windstoß

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