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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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dass sich die Lichter entfernten. Hatten Motorschlitten Rücklichter? Ich wusste es nicht, aber sie fuhren eindeutig in die entgegengesetzte Richtung. Ich setzte mich in einen langsamen Trab.
    Die Lichter blieben in Bewegung, nicht schneller als ich, aber das Motorengeräusch schien mir lauter zu werden, als holte ich sie allmählich ein.
    Ich blieb stehen. Die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf, während ich mich umsah. Das Waldgebiet lag schimmernd im Mondlicht; jeder Zweig war mit einer dünnen, glitzernden Schicht Neuschnee bestäubt. Es war still geworden – nicht die unnatürliche Stille, die der Ankunft des Wesens vorausging, einfach nur ein seltsames Schweigen, als seien selbst die nachtaktiven Tiere darauf bedacht, nicht zu viel Lärm zu machen.
    Die Lichter blieben genau an dem Punkt, an dem sie sich befunden hatten, als ich stehen geblieben war. Als warteten sie auf mich …
    Wer das auch war da draußen, er konnte mich hier nicht sehen. Dass sie angehalten hatten, musste ein Zufall sein.
    Ich tat einen Schritt vorwärts. Die Lichter bewegten sich nicht. Ich machte den nächsten Schritt. Sie wippten immer noch leicht an Ort und Stelle. Ich konnte die Motoren hören; auch sie schienen mir weder ferner noch näher zu sein, obwohl das Rumpeln seltsam gedämpft klang.
    Andererseits hörte ich kein Geräusch von meinen Verfolgern, und das war schließlich das Wichtigste. Ich bewegte mich vorsichtig weiter, auf eine Stelle zu, die aussah wie eine Öffnung zwischen den Bäumen. Durch den letzten Vorhang aus Stämmen sah ich die Lichter flackern.
    Ich trat an den Waldrand. Ein Lachen kam aus der anderen Richtung. Ich fuhr herum. Es war niemand da. Die Lichtung erstreckte sich in beide Richtungen, so weit ich sehen konnte – ein weißes, von Bäumen gesäumtes Band. Keine Lichtung, sondern eine Straße. Umso besser. Ich grinste. Die Haut meiner Wangen spannte bei der plötzlichen Bewegung, als sei mein Gesicht nur noch ein paar Sekunden davon entfernt gewesen, in der Kälte zu erstarren.
    Ich sah mich nach den Scheinwerfern um … und stellte fest, dass ich an einer langen, gewundenen Straße stand und von den Lichtern keine Spur mehr zu sehen war.
    Das Rumpeln der Motoren hielt an. Ich begann, die Straße entlangzulaufen, und sah mich nach der Stelle um, wo die Motorschlitten abgebogen sein konnten. Dann entdeckte ich die Lichter wieder; sie schienen sich auf der anderen Seite der Straße tiefer in den Wald hinein zu bewegen.
    Ich sah in beide Richtungen, vergewisserte mich, dass niemand in Sichtweite war, und überquerte die Straße. Ein Krachen schnitt durch die Nacht, laut wie ein Gewehrschuss, und ich fuhr herum, wobei mir zugleich aufging, dass ich mitten auf der Straße stand, zu weit von ihren Rändern entfernt, um mit einem Hechtsprung in Deckung gehen zu können.
    Ein langes, glucksendes Lachen kam von irgendwo weiter rechts, kaum lauter als das dumpfe Grollen der Motoren. Ich spähte in die Nacht hinaus.
    Wieder ein Knall. Nicht von rechts und auch nicht von links …
    Ich sah nach unten. Das Lachen kam wieder, das sprudelnde Glucksen von Wasser, das über Steine floss. Mit einem dritten Knall breitete sich ein Spinnennetz von Rissen rasend schnell in dem »Schnee« unter meinen Füßen aus.
    Dies war keine Straße. Es war ein Fluss. Und ich stand in seiner Mitte.
    Ich sah mich um, während ich den Körper vollkommen still hielt. Die »Motoren« rumpelten weiter – Wasser, das rasch und offen floss, irgendwo weiter vorn. Ich konnte die Lichter im Wald tanzen sehen, und das Glucksen des Wassers klang immer noch wie Gelächter – ein hämisches Gelächter jetzt.
    Ich sagte mir, es müssten Tesler und seine Kumpel mit Taschenlampen sein, aber das kalte Gefühl, das mir den Rücken hinunterkroch, sagte etwas anderes, rief mir die Lichter wieder ins Gedächtnis, die uns zwei Nächte zuvor durch den Wald geführt hatten. Es gab keine Menschen hier draußen. Keine Werwölfe. Keine geheimnisvollen Untiere. Nur etwas … anderes. Etwas Primitives, Launenhaftes und Grausames. Irgendeine Magie, tief im Wald, der wenig an meinem Überleben lag.
    Die Lichter tanzten noch einen Moment lang und erloschen dann.
    Das Eis unter meinen Füßen stöhnte. Ich tat einen vorsichtigen Schritt. Schob dann den anderen Fuß vorwärts, so behutsam wie möglich, verlagerte mein Gewicht …
    Mit einem ohrenbetäubenden Krachen gab das Eis unter mir nach, und meine Beine versackten im Wasser; die Kälte war so

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