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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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brachten wir fast schweigend hinter uns. Ich könnte jetzt sagen, dass Morgan zuvor wohl einfach uncharakteristisch gesprächig gewesen war, nachdem er monatelang mit niemandem geredet hatte, aber meinem Eindruck nach war er von Natur aus der Typ Mann, der viel redet, um die Tatsache zu tarnen, dass er einem nicht viel sagt.
    Es war ein Zug, den ich gut kannte. Nicht so sehr die Gesprächigkeit – dieser Typ war ich nie gewesen. Aber auch ich war immer schnell bereit, mich in die Unterhaltung zu stürzen, was in der Regel darüber hinwegtäuscht, dass ich nichts von mir selbst preisgebe. Wenn man sich freundlich und umgänglich gibt, merken die Leute meist nicht, dass man sie sorgfältig auf Abstand hält.
    Ich glaube, was Morgan verstummen ließ, war die Tatsache, dass Clay mich allein mit ihm losgeschickt hatte. Morgan war nicht nur ein Fremder, sondern außerdem auch ein jüngerer und attraktiver Mutt. Es dürfte ihm verdächtig vorgekommen sein, dass Clay mich so ohne weiteres mit ihm losziehen ließ. Vielleicht nahm er die darin mitschwingende Unterstellung übel, dass er keine Bedrohung darstellte. Aber wenn ich hätte raten müssen, dann hätte ich angenommen, er hatte den Verdacht, dass man ihn prüfte … oder ihm eine Falle stellte.
    Nachdem wir eine Weile unterwegs gewesen waren und keine Anzeichen dafür gesehen hatten, dass Clay oder jemand anderes zwischen den Bäumen lauerte, entspannte er sich. Vielleicht begriff er auch die schlichte Wahrheit – dass Clay mir vertraute, darauf vertraute, dass ich auf mich aufpassen konnte, und auch darauf, dass ich ansehnlichen jüngeren Werwölfen gegenüber vollkommen immun war … was auf dieser Reise wirklich ein Glück war.
    Und so fing er irgendwann wieder an zu reden. Er hatte gehört, dass ich Kanadierin war, und erkundigte sich, woher genau ich stammte, wobei er ein paar Seitenhiebe gegen Toronto anbrachte – Toronto ist unsere Version von New York; jeder, der nicht dort lebt, empfindet nichts als Verachtung für jeden, der es tut. Als er herausfand, dass ich über kanadische Angelegenheiten schrieb, fragte er nach Nachrichten aus seiner Heimatprovinz – dem anhaltend schlechten Zustand der Fischereiindustrie, den Ölbohrprojekten vor der Küste.
    Wohin wir auch genau unterwegs waren, es war ein langer Marsch über schwieriges Gelände. Morgan hatte keine Schwierigkeiten damit, etwas, worauf er hinwies, wann immer er meinetwegen langsamer gehen musste.
    »Hörst du das?«, fragte ich, als ein leises Stöhnen die Härchen in meinem Nacken veranlasste, sich aufzustellen.
    »Wind.«
    »Nein, ich habe Wind schon gehört, und das da ist kein …«
    »Glaub mir, hier draußen tut der Wind Dinge, die du in deinem ganzen Leben noch nicht gehört hast. Manchmal könnte ich schwören, ich höre Stimmen. Ganze Unterhaltungen. Ich gehe hin, will es mir ansehen, und es ist keiner da. Ich erzähle mir, dass es der Wind ist, aber …« Er zuckte die Achseln.
    »Hier draußen ist irgendwas, stimmt’s?«
    Er sprang über einen im Schnee vergrabenen Baumstamm. »Hier draußen sind viele Irgendwasse. Diese Wandler sind bloß der Anfang. Stimmen, Lichter …«
    »Die Lichter habe ich gesehen. Gestern Nacht haben sie mich auf einen zugefrorenen Fluss geführt – einen, der nicht annähernd genug gefroren war.«
    »Bezweifle ich absolut nicht. Mich haben sie mal fast über einen Felsvorsprung geführt, und ein andermal haben sie mir den Weg zurück zum Wolfsrudel gezeigt. Launische kleine Biester. Ich finde Fährten, die ich nicht erkenne, Witterungen, die ich nicht einordnen kann, sehe ganz kurz einen Schatten … Alaska ist die letzte Grenze, für Mensch, Tier und Geisterwesen. Und jetzt hören wir lieber auf, da vorn ist die Hütte.«
    »Und hast du vor, mir zu sagen, wer verantwortlich ist?«
    Ein kurz aufblitzendes Grinsen. »Nein, das überlasse ich deiner Nase. Mal sehen, wie lange du brauchst, um dahinterzukommen.«
    So vertrauenswürdig Morgan auch wirkte, ich konnte die kleinen Stiche der Paranoia nicht ganz unterdrücken. Aber dann brauchte ich nur ein einziges nachdrückliches Wittern, um zu wissen, dass er fair spielte.
    »Eli«, sagte ich.
    »Heißt er so? Der junge Wandler?«
    Ich nickte. Dann sah ich rasch zu Morgan hinüber. »Das Mädchen. Er hat sie doch nicht …«
    »Vergewaltigt? Nein. Nichts dergleichen, sonst hätte ich eingegriffen. Er hat sie gefunden und sich um sie gekümmert. Sie ist keine Gefangene, obwohl sie vorläufig

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