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Biss sagt mehr als tausend Worte

Biss sagt mehr als tausend Worte

Titel: Biss sagt mehr als tausend Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Moore
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auslöst und den Raubtieren  – meist Bussarden und Wanderfalken  – Appetit macht.
    Die Papageien verbringen ihre Nächte in den Wipfeln der Bäume auf dem Telegraph Hill, gleich unter dem mächtigen Betonphallus des Coit Towers, wo sie hoch oben unter dem immergrünen Laubdach vor den Übergriffen von Falken und ehrgeizigen Katzen geschützt sind. Dennoch werden sie hin und wieder attackiert, und trotz ihres eher sanften Wesens
setzen sie sich mit ihren kräftigen Schnäbeln, mit denen sie problemlos Nüsse knacken, zur Wehr.
    Und genau so war es gekommen.
    Am Morgen nach der Katzenattacke wurde der Kaiser von San Francisco in seinem Nest, das er sich in einem der kleinen Treppengärten auf dem Telegraph Hill eingerichtet hatte, vom Geschrei der Papageien in den Bäumen geweckt. Gerade stieg die Sonne jenseits der Bay Bridge hinter dem Horizont auf und vergoldete das Wasser unter dem bläulichen Morgennebel.
    Der Kaiser kroch unter einem Stapel von Teppichresten hervor, stand auf und streckte sich, wobei seine mächtigen Gelenke in der Kälte knarrten wie alte Kirchentüren. Seine Männer  – Bummer und Lazarus  – steckten ihre Schnauzen unter dem grauen Mantel hervor, erschnüffelten den neuen Tag, begrüßten den neuen Morgen und drängten ins Freie wie aufgeregte Schmetterlinge, auf der Suche nach dem passenden Ort fürs erste Geschäft des Tages.
    Die drei beobachteten, wie etwa fünfzig kreischende Papageien den Coit Tower umkreisten und sich auf den Weg zum Embarcadero machten, wo sie urplötzlich nicht mehr weiterflogen, sondern brennend wie ein Schwarm sterbender Kometen auf die Levis Plaza herabregneten.
    »Na, dergleichen sieht man auch nicht alle Tage«, sagte der Kaiser und kraulte Lazarus’ Ohren unter den Bandagen. Der Golden Retriever war eine hündische Version der Mumie , denn seit seiner Begegnung mit den Vampirkatzen war er von den Ohren bis zum Schwanz in Mullbinden eingewickelt. Der Tierarzt im Mission District wollte ihn dort behalten, doch der Retriever hatte noch nie eine Nacht
ohne den Kaiser verbracht, seit sie sich gefunden hatten, und der Tierarzt wusste nicht, wo er den stämmigen Monarchen unterbringen sollte, von dem beherzten Boston Terrier ganz abgesehen, also hatten sich die drei unter den Teppichresten eingerichtet.
    Bummer schnaubte, was aus dem Hündischen übersetzt hieß: »Gefällt mir nicht.«
    Mit den Worten des berühmten Frosches: Es ist nicht einfach, grün zu sein.

7
Der Nebel kommt auf Katzenpfötchen
    Fu
    Stephen »Fu Dog« Wongs bis an die Zähne bewaffneter Renn-Honda war voller Ratten. Nicht total voll, denn auf dem Beifahrersitz kauerte Jared Whitewolf, Abbys Ersatz-BFF (eigentlich BBFF).
    »Musstest du denn unbedingt nur Weiße nehmen?«, fragte Jared. Er war eins fünfundachtzig, dürr und blasser als Gevatter Tod, der an der Möhre eines Schneemanns nuckelt. Sein Kopf war an den Seiten geschoren, und in der Mitte trug er einen ungesprayten Irokesen, der ihm in die Augen hing, sofern Jared nicht auf dem Rücken lag oder zum Himmel aufblickte. Neben einem bodenlangen schwarzen Plastikmantel trug er Abbys schenkelhohe rote Skankenstein ® -Plateaus, was ihm als ihr momentaner BFF zustand. Was Fu beunruhigte, war nicht der Umstand, dass Jared Mädchenstiefel trug, sondern dass er die Stiefel eines Mädchens trug, das ungewöhnlich kleine Füße hatte.
    »Tut das denn nicht weh?«
    Jared warf seine Haare aus den Augen. »Nun, es ist, wie Morrissey sagt: ›Leben ist Leiden.‹«
    »Ich glaube, das stammt von Buddha.«

    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Morrissey es zuerst gesagt hat… also, damals, in den Achtzigern.«
    »Nein, es war Buddha.«
    »Hast du schon mal ein Bild von Buddha mit Schuhen gesehen ?«, fragte Jared.
    Fu konnte nicht fassen, dass er diese Auseinandersetzung führte. Und darüber hinaus konnte er nicht fassen, dass er diese Auseinandersetzung zu verlieren drohte.
    »Ich hab oben ein Paar Nikes, die dir passen könnten, falls du andere Schuhe brauchst. Lass uns die Ratten ausladen. Ich muss mich an die Arbeit machen.«
    Jared hatte schon vier Plastikkäfige mit je zwei weißen Ratten auf seinem Schoß gestapelt, sodass er sich nun aus dem Honda faltete und auf den roten Plateauschuhen zur Feuertür des Lofts stakste. »Versuch bloß nicht, sie schwarz anzumalen«, sagte Jared, mit Blick auf die Ratten, während Fu ihm die Tür aufmachte. »Das habe ich mit meiner ersten Ratte Luzifer gemacht. Es endete

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