Biss sagt mehr als tausend Worte
so: »Yeah.«
Und Cavuto so: »Du weißt, dass er voller Ratten ist, oder?«
Und Fu so: »Yeah.«
Und so bin ich Gefangene des herzlosen Muttertiers, und Fu muss sich ganz allein mit Chet auseinandersetzen. Okay, ich muss mich ranhalten. Meine Schwester Ronnie schläft, und ich will ihr noch mit dem Filzer ein Pentagramm auf den kahlen Schädel malen. L8erz.
Rivera
Nachdem sie Abby Normal und ihre Mutter an deren Apartment beim Fillmore abgesetzt hatten und wieder zum Wagen schlenderten, sagte Cavuto: »Wäre Allison bei meinem Coming-out dabei gewesen, hätte mein Dad bestimmt viel besser verstanden, wieso ich Männer mag.«
»Da die Opfer der Vampirkatzen zu Staub zerfallen, werden die meisten bestimmt nur gemeldet, wenn jemand es direkt
beobachtet hat«, sagte Rivera, in der Hoffnung, dass Cavutos Gedanken eine andere Richtung einschlagen würden.
»Sie ist wirklich widerlich«, sagte Cavuto. »Mindestens so widerlich wie die Ausnüchterungszelle auf dem Revier in einer Samstagnacht.«
»Vielleicht sollten wir uns einen Leichenhund besorgen«, sagte Rivera.
»Okay, aber nicht rummeckern, wenn der Wagen hinterher stinkt, denn ich nehm Chili mit Zwiebeln.«
»Was, zum Teufel, redest du da?«
»Leichenhund. Du hast gesagt, wir sollten uns zu Mittag am Stadion Hotdogs holen.«
»Nichts dergleichen habe ich gesagt. Ich meinte, wir sollten uns einen Hund besorgen, der Leichen erschnüffeln kann und uns hilft, die Kleidung der Opfer zu finden.«
»Oh«, sagte Cavuto, der nicht an Vampire denken mochte. »Klar, das klingt vernünftig. Dann also Barney’s Burger?«
»Du zahlst«, sagte Rivera, als er den zivilen Ford aufschloss und einstieg.
Sie fuhren acht Blocks die Fillmore Street hinunter zur Marina, dann sagte Cavuto: »Weißt du, sie hat recht. Ich bin ein schwuler Bär.«
Rivera setzte seine Sonnenbrille auf und ließ sich ein paar Sekunden Zeit, bis sie richtig auf der Nase saß, bevor er seufzend antwortete: »Ich bin froh, dass du endlich reinen Tisch machst, Nick. Angesichts meiner getrübten Beobachtungsgabe als Beamter der Mordkommission hat mir in den letzten vierzehn Jahren deine eins neunzig große, hundertdreißig Kilo schwere, schwule Bärbeißigkeit den Blick auf dein wahres Wesen glatt verstellt.«
»Dein Sarkasmus ist genau der Grund, wieso Alice dich verlassen hat.«
»Tatsächlich?« Genau das hatte sich Rivera selbst schon gefragt. Alice meinte, er sei zu sehr Cop und zu wenig Ehemann, aber er hegte gewisse Zweifel an ihrer Aussage.
»Nein, aber es stand bestimmt mit auf der Liste.«
»Nick, habe ich in unserer gemeinsamen Zeit als Partner jemals Anstalten gemacht, mit dir über deine Sexualität zu sprechen?«
»Na ja, nur, dass du Tatverdächtigen damit drohst.«
»Und habe ich dir jemals Details aus meinem Sexualleben mit Alice erzählt?«
»Ich bin davon ausgegangen, dass ihr gar keines hattet.«
»Das ist hier nicht relevant. Ich will damit nur sagen: Ich habe keine Probleme damit, dass du bist, wie du bist.«
»Manntastisch, meinst du?«
»Klar, wenn du es so sehen willst. Eigentlich dachte ich eher an ›groß und pelzig, aber leicht verschreckt, was kleine Mädchen angeht‹.«
»Man darf ihr ja keine reinhauen – einem Kind…« Cavuto seufzte.
Sie fuhren in ein Parkhaus in der Nähe von Barney’s. Rivera hielt im absoluten Halteverbot (weil er es durfte) und stellte den Motor ab. Er lehnte sich zurück und starrte geradeaus die Mauer an.
»Dann also Vampirkatzen«, sagte Cavuto.
»Jep«, sagte Rivera.
»Wir sind am Arsch«, sagte der große Cop.
»Jep«, sagte Rivera.
6
Die Vampirpapageien vom Telegraph Hill
In San Francisco lebt ein Schwarm wilder Papageien. Es sind südamerikanische Guayaquilsittiche – hellgrün mit rotem Kopf, etwas kleiner als eine normale Taube. Niemand weiß genau, wie sie in die Stadt gekommen sind. Vermutlich handelt es sich um Nachfahren von Tieren, die im Dschungel gefangen und dann freigelassen wurden, als sich herausstellte, dass sie als Haustiere zu wild waren. Sie fliegen über den Norden von San Francisco, auf der Suche nach Obst, Beeren und Blüten, vom Presidio an der Golden Gate Bridge, über Pacific Heights, die Marina, Russian Hill, North Beach, bis zum Fähranleger bei der Oakland Bay Bridge. Es sind gesellige, geschwätzige, verspielte Vögel, die lebenslang bei ihrem Partner bleiben und ihre Anwesenheit mit einem Gezwitscher verkünden, das den Anwohnern ein Lächeln entlockt, bei Touristen Erstaunen
Weitere Kostenlose Bücher