Biss sagt mehr als tausend Worte
Tommy.
Abby sagte: »Du bist nicht wert der Hilfe, und auch nicht, frei zu sein. Wir säßen nur im selben Boot, wenn wir dir hülfen, Vampiridiot.« Sie machte einen Knicks. »Baudelaire. Les fleurs du mal . Ich paraphrasiere.«
»Hübsch«, sagte Tommy. Abby kannte sich mit romantischer Lyrik aus, nicht sehr gut und eher unpräzise, aber sie kannte sich aus.
»O Mann, Paraphrasieren hab ich mal in Mexiko probiert, aber der Boot hat viel zu schnell gestoppt, und ich und ich, wir fallen wie Stein vom Himmel. Ne, Mann, Kona steht nicht auf hohe Höhe.«
»Nicht Parasailing, Blödmann. Paraphrasieren .«
»Oh. Das ist anders.«
»So sagt man«, sagte Abby.
Tommy sagte: »Kona, ich geb dir einen Tropfen Blut, aber vorher: Du sagst, dieses Schiff gehört Vampiren?«
»Ja, Mann. Meine Deadie-Meister, Mann. Mächtig alt.«
»Sind sie jetzt gerade auf dem Schiff?«
»Nein, Mann. Die sind hier, um Kalamität aus Welt zu schaffen. Vampirkatzen, vom Alten.«
»Nur die Katzen?«
»Nein, Mann, die räumen alles auf. Auch Leute, die was wissen oder was gesehen haben. Großputz, Bruder.«
Abby schüttelte den Kopf, als hätte sie Wasser in den Ohren. Tommy wusste, wie ihr zumute war. »Diese alten Vampire sind also hier, um Zeugen und dergleichen auszuschalten, und sie haben dir auf dem Schiff das Kommando überlassen? Dir allein?«
»O ja, Schwester. Kona sein supertop- ichiban Piratenkapitän von Weltmeer.«
»Warum sollten sie das tun? Du gibst dir kein bisschen Mühe, irgendwas geheim zu halten.«
Kona ließ die Schultern hängen, und als er antwortete, hatte er keinen windigen Akzent mehr. »Wieso sollte mir irgendwer was glauben?«
»Gutes Argument«, sagte Tommy.
»Und außerdem wusstet ihr zwei längst über die Vampire Bescheid. Keine Wärme in der Nachtsichtbrille.«
»Noch ein gutes Argument«, sagte Tommy. »Es sind also dieselben Vampire, die Elijah abgeholt haben?« Abby hatte Tommy erzählt, dass der Kaiser gesehen hatte, wie Elijah und die blaue Nutte mit drei Vampiren auf einem kleinen Boot im Nebel vor dem St. Francis Yacht Club verschwunden waren.
»Ja, Mann. Der alte Blutsauger ist da unten eingesperrt, luftdicht. Der Typ ist voll irre, aber echt jetzt.«
Tommy hatte gedacht, es würde ihm kalt über den Rücken laufen, doch statt Panik spürte er, wie seine Sinne und sein Denkvermögen nachließen. Ihm war nicht mehr nach Flucht zumute, nur noch nach Kampf. Das war neu.
Er sagte: »Also… Elijah, die Nutte und wie viele noch?«
»Nur die drei, Mann. Keine Nutte. Ist zweite Generation, Mann. Die machen es nicht lange. Hat sich eingerollt und ist gestorben, ein für alle Mal.«
Abby trat an Kona heran und wollte ihn bei der Kehle packen, doch ihre Hand war zu klein, und es endete damit, dass sie ihn auf dem Anleger zu Boden stieß. »Was, was, was, was redest du da für’n Scheiß, Medusa?«
»Oh, die denken nicht, dass Kona das weiß, aber nur die Vampire, die Elijah gemacht hat, leben lang. Jetzt vielleicht kleine Tropfen Zion, Bruder?« Kona hielt Tommy die Lanzette hin.
Tommy war baff. »Eins noch. Warum sollten sie das Schiff wieder hierher zurückbringen? Die mussten doch wissen, dass wir Elijahs Jacht in die Luft gesprengt haben.«
»Ja, Mann, aber die Raven , die ist anders. Die schützt sich.« Kona hob seinen Arm, und erst jetzt fiel Tommy auf, dass er etwas ums Handgelenk trug, das wie ein Hundehalsband mit Elektroschocker aussah. »Wenn ich das Ding hier nicht trage, killt die Raven Kona tot wie Maus. Sie weiß alles. Sie kennt die drei. Jeden anderen schickt sie in kaltes Grab.«
Tommy nahm Kona die Lanzette ab, wickelte sie aus und piekste sich damit in den Finger.
»Vergiss es!«, sagte Abby und fing Tommys Hand ab, als er sie eben Kona hinhalten wollte. »Du lässt dich nicht von diesem schmutzigen Hippiemaul ablutschen! Auch wenn du
tot bist: Von so einem kannst du dir die fieseste Sackfäule holen.«
»Immer schön freundlich bleiben, Schnittchen. Das Kona hat auch Gefühle.«
Sie griff in ihre Umhängetasche und holte einen Kugelschreiber hervor. Den schraubte sie auseinander, drückte Tommys Blut in die Kappe und reichte diese Kona. »Da.«
Der Rastamann nuckelte so fest an dem Kuli, dass er ihn fast verschluckte, dann lehnte er sich auf dem Anleger zurück und setzte ein breites weißes Grinsen auf. »Yeah, Mann, volle Fahrt nach Zion!«
Abbys Handy trillerte. Sie warf einen Blick darauf, sagte: »Es ist Fu«, dann wandte sie sich ab und ging ran.
Tommy
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