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Bissgeschick um Mitternacht

Titel: Bissgeschick um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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für schnelle Autos. Noch nicht einmal für langsame. Hätte Opa Gustav gewusst, dass Mihai fliegen konnte und lieber Schrumpfkopfkegeln spielte, hätte er das vielleicht verstanden. Aber dann hätte er niemals sein Einverständnis zur Hochzeit gegeben.
    Daher hatten Oma Rose und Elvira beschlossen, ihn erst später über die vampirischen Wurzeln seines Schwiegersohns aufzuklären. Doch dazu war es nie gekommen. Der Hausarzt hatte Oma Rose in einem vertraulichen Gespräch erklärt, dass ihr Mann sich auf gar keinen Fall aufregen durfte. Da Opa Gustav schon bei einer Fehlentscheidung vom Schiedsrichter einem Herzinfarkt nahe war – was würde passieren, wenn er erfuhr, dass seine Tochter einen Vampir geheiratet hatte und seine Enkelinnen Halbvampire waren? Oma Rose und Elvira waren sich einig, dass sie das gar nicht wissen wollten.

Rätselffreunde
    S chon ein Quiz in der ›Moccastube‹ von Hildegard Schaumburg war aufregend genug für Opa Gustav. Auch Oma Zezci war schnell Feuer und Flamme. Sie liebte nicht nur Pokern, sondern alle Spiele, bei denen es etwas zu gewinnen gab. Und wenn es nur Lamadecken waren. Vielleicht, hoffte Oma Zezci, waren sie noch etwas blutig.
    Nach ihrer Landung in Bindburg war Oma Zezci erstaunlicherweise überhaupt nicht müde gewesen. Sie wollte etwas erleben, sie wollte unter Leute beziehungsweise unter Mahlzeiten. Oma Rose hatte vorgeschlagen, dass sie mit Gustav und ihr zum Café-Quiz kam. Oma Zezci musste nur versprechen, sich wie ein normaler Gast der ›Moccastube‹ zu benehmen und nicht wie ein Gast der Flugbahnraststätte ›Zum tropfenden Blutkrug‹.
    Oma Zezci hob gerade das Glas mit der Bloody Mary. Sie lächelte in die Runde. »Schnappobyx, meine Lieben! Auf den blutigen Sieg!«
    Oma Rose stieß mit ihrem Kaffee an, Opa Gustav mit seinem Pils. Er runzelte die Stirn. Schnappo-was? Und auf den blutigen Sieg? Sagte man das in Rumänien? Er sah seine Frau fragend an. Sie nickte, lächelte und tätschelte seine Hand.
    Opa Gustav musterte die Mutter seines Schwiegersohns, die neben ihm saß und geräuschvoll am Strohhalm zog, der in ihrem blutroten Getränk steckte. Dieser Mihai, den seine Tochter aus unerfindlichen Gründen geheiratet hatte, war schon eine rätselhafte Rübe. Aber seine Mutter, musste Gustav Wagenzink feststellen, war noch merkwürdiger. Sie trug knallrote Kontaktlinsen, wie er sie sonst nur bei knietief in der Pubertät versunkenen Teenagern gesehen hatte. Dazu hatte sie unnatürlich lange, hervorstehende krumme Zähne. Sie brauchte eine Zahnspange, und zwar dringend. Genau wie ihr Sohn. Aber anscheinend waren die Zahnärzte in Transsilvanien alle Stümper.
    Der Kleidungsstil von Zezcilia Morta Dentiba Tepes wiederum gefiel Opa Gustav. Er war zwar etwas altmodisch, aber er erinnerte ihn an ein Musical über ein Kindermädchen in England, das er als Kind zusammen mit seiner Schwester an verregneten langen Sonntagen mehrmals gesehen hatte. Wie hieß es nur ... Maggie Popcorn ... Mary Popeye ... Mary Poppins! Genau, das war es.
    »Wie war der Flug?«, fragte Opa Gustav seine Sitznachbarin. Er hatte seiner Frau Rose versprochen, höflich und nett zu Mihais Mutter zu sein.
    »Um die Zeit war nicht mehr so viel los. Ich hatte jede Menge Platz«, antwortete Oma Zezci.
    Opa Gustav nickte. »Es ist herrlich, wenn man die Beine ausstrecken kann, nicht wahr?«
    »Ich fliege lieber in Bauchlage und mit ausgestreckten Armen«, erwiderte Oma Zezci.
    Opa Gustav stutzte und kam zu dem Schluss: »Ach, also First Class?«
    »Natürlich. Ich fliege immer First Class. Leider hatte ich ziemlich feucht-frischen Gegenwind – ganz schlecht für die Frisur«, fuhr Oma Zezci fort. »Und das Essen war nur mäßig. Aber ansonsten war der Flug ganz gut, danke der Nachfrage.«
    Opa Gustav musterte die Mutter seines Schwiegersohns noch immer ungläubig, als Hildegard Schaumburg sich hinter dem Tresen laut räusperte, den Rücken durchdrückte und den Zettel mit den Quizfragen in die Höhe hielt. »Liebe Gäste der ›Moccastube‹, liebe Freunde des Café-Quiz'. Es ist wieder so weit – nun schon zum fünften Mal findet in den heimeligen Räumen der ›Moccastube‹ unser kleines Quiz statt. Ich freue mich, dass heute ganze acht Teams am Quiz teilnehmen – so viele wie noch nie.« Frau Schaumburg lächelte in die Runde.
    Ein alter Herr mit Basecap schlürfte die Sahne von seinem Pharisäer. Ein etwa siebenjähriges Mädchen, das neben ihm saß, vermutlich seine Enkelin, putzte ihre Brille

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