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Bissgeschick um Mitternacht

Titel: Bissgeschick um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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der Vampirjäger, durfte es auf keinen Fall kommen. Den blutrünstigen Nachtgestalten musste Einhalt geboten werden. Jemand musste sie aufhalten, bevor sie ganz Bindburg in eine unterirdische Bluttränke verwandelten. Doch wer sollte die heimtückischen Vampire aufhalten, wenn nicht er? Alle anderen Menschen schienen geradezu blind zu sein, wenn es um diese bissigen, grausamen Gestalten ging. Dirk van Kombast hatte zwar beim Vampirologenkongress in New York ein paar Gleichgesinnte gefunden, aber es waren verschwindend wenige Menschen, die sich ernsthaft und entschlossen der Bekämpfung von Vampiren widmeten.
    Es lag wohl in der menschlichen Natur, die Augen vor drohendem Unheil lieber zu verschließen. Aber er, Dirk van Kombast, würde allen Mitmenschen die Augen schon noch öffnen. Er würde ihnen beweisen, dass es Vampire wirklich gab. Und dass sie weder verführerisch und gut aussehend noch lustig und unterhaltsam waren, sondern einfach nur extrem gefährlich, bissig und leicht vermodert.
    Nur wie?
    Die Last der Verantwortung legte sich wie ein eiserner Mantel um die Schultern des Vampirjägers. Er starrte ratlos an die weiße Decke im Wartezimmer. Er hatte schon mit einer selbst gebauten Knoblauchpistole versucht, den Vampiren beizukommen, mit einem Abhörgerät und mit einem Staubsauger, den er zu einem Knoblauchgebläse umgebaut hatte. Doch mit allen drei Spezialwaffen war er kläglich gescheitert.
    Auf einmal wurde ihm klar, dass er ausschließlich Waffen zur Verteidigung und zur Abwehr der Vampire konstruiert hatte. Er musste umdenken. Vielleicht war es jetzt an der Zeit, zum Angriff überzugehen. Unbewusst nickte Dirk van Kombast. Ja, es war höchste Zeit.
    Als sein Blick über die Decke im Wartezimmer glitt, blieb er an einem großen Spinnennetz in einer Ecke hängen. Beinahe hätte der Vampirjäger das Netz übersehen, so fein und hellgrau war es. Dirk van Kombast legte den Kopf schräg, kniff die Augen zusammen und spitzte den Mund. Langsam spann sich in seinem Gehirn eine Idee zusammen. So fein, raffiniert und heimtückisch wie ein Spinnennetz. Alles, was er zur Umsetzung der Idee brauchte, war Zahnseide. Viel Zahnseide.
    Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Vampirjägers aus. Angriff war ohne Frage die beste Verteidigung. Noch dazu ein Angriff mit doppeltem Netz und Boden.

Der Notfall
    A m besten, ihr fliegt heute mal nach Hause. Und zwar im Turbogang«, sagte Helene.
    Daka nickte sofort.
    »Aber das verstößt gegen die erste radikale Regel, die unsere Mutter aufgestellt hat«, wandte Silvania ein.
    Helene, Daka und Ludo standen hinter einem Gebüsch in dem kleinen Park neben der Gotthold-Ephraim-Lessing-Schule. Silvania hing in dem Gebüsch. Ludo hielt sie an den dicken, rotbraunen Haaren fest, während sie kopfüber ein paar Zentimeter über ihnen schwebte.
    Die vier Freunde hatten sich für den Notfall hier nach der Schule verabredet. Als Notfall galt, wenn einer der Schwestern wieder plötzlich ein Bart, ein Achselhaarurwald, eine Brust oder eine andere befremdliche Ausbuchtung am Körper wachsen sollte.
    Der Notfall war eingetreten. Zweifach.
    Mitten in der vorletzten Stunde war Daka aus dem Unterrichtsraum und aufs Schulklo gestürmt. Die Lehrerin hatte angenommen, es handelte sich um einen plötzlichen Durchfall.
    In der Pause nach der vorletzten Stunde traf es dann auch Silvania. Sie war schnurstracks aufs Mädchenklo geschwebt und hatte sich dort neben Daka in eine Kabine eingesperrt. Zur letzten Schulstunde war keine der Schwestern erschienen. Noch bevor es zum Schulende geklingelt hatte, waren die Vampirschwestern heimlich aus dem Klo und in den kleinen Park neben der Schule zum vereinbarten Notfall-Treffpunkt geschlichen.
    »Vergiss die radikalen Regeln«, sagte Ludo. »Das ist ein radikaler Notfall. Seht euch doch an.«
    Zuerst musterten alle Dakas Beine. Sie waren von oben bis unten mit schwarzen, stacheligen Haaren bedeckt, die sich wie Nadeln durch ihre Strumpfhose bohrten. Die Stacheln waren fast zehn Zentimeter lang, kerzengerade und erinnerten an eine verkohlte Kastanienschale.
    »Schräg«, hauchte Helene und in ihrem Blick lag ein Anflug von Neid.
    »Setz dich damit bloß nicht auf Tante Karpas großen Gymnastikball«, riet Silvania kopfüber aus dem Busch.
    Daka betrachtete ihre Stachelbeerbeine von allen Seiten. »Sieht eigentlich ziemlich cool aus. Wenn es beim Laufen nur nicht so knirschen würde.« Dann sah sie zu ihrer Schwester hoch. »Du hast es eindeutig

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