Bissgeschick um Mitternacht
Silvania und schielte auf ihre Fußspitzen an der Wohnzimmerdecke.
»Bei euch sind die Hormone anscheinend etwas durcheinandergeraten«, sagte Elvira Tepes. »Ihr seid Halbvampire. Da fällt die Pubertät etwas ... anders aus.«
»Wie lange dauert denn so eine Pubertät?«, fragte Daka.
»Im Durchschnitt zwei bis vier Jahre«, antwortete Frau Tepes.
»SCHLOTZ ZOPPO!!!«, riefen Silvania und Daka wie aus einem Mund.
»Das halte ich nicht durch«, war sich Silvania sicher.
»Am besten, ihr sperrt uns die nächsten vier Jahre in eine muffige Gruft«, schlug Daka vor.
»Aber nicht doch«, ergriff Mihai Tepes das Wort. »Hier wird keiner weggesperrt. Macht euch keine Sorgen. Ich habe schon mit Dr. Liviu Chivu telefoniert und mich in Sachen Pubertät beraten lassen.«
Silvania zog die Augenbrauen zusammen. »Dr. Chivu? Redest du von dem Dr. Chivu, der einem Patienten zum Spaß einen Wecker eingepflanzt hat, der jeden Mittag losklingelt, woraufhin der Patient aus dem Tiefschlaf aufwacht und einen Lachanfall bekommt, bei dem er beinahe erstickt?«
»Dem Dr. Chivu, der einer Patientin, während sie im Koma lag, die Augenbrauen abrasiert und einem anderem Patienten die Ohren verkehrt herum wieder angenäht hat?«, fragte Daka.
Mihai Tepes zuckte mit den Schultern. »Was hätte ich denn machen sollen? Einen Arzt in Deutschland fragen, wie es sich mit der Pubertät bei Halbvampiren verhält?«
»Macht euch keine Sorgen«, sagte Oma Zezci. »Dr. Liviu Chivu ist besser als sein Ruf. Immerhin war er jahrtausendelang der Hausarzt von meinem Gobol.«
Das beruhigte die Vampirschwestern nicht sonderlich, da Opa Gobol tot war.
Alle sahen einen Moment zum Tonaschenbecher auf der Anrichte, in dem die Asche von Opa Gobol in Frieden ruhte. Er war vor Jahren unter mysteriösen Umständen an einer Knoblauchvergiftung gestorben.
»Dr. Chivu ist überzeugt, dass es eine Lösung für eure Leiden gibt«, fuhr Elvira schließlich fort. »Wenn seine Theorie stimmt, wird eure Pubertät schon morgen vorbei sein.«
»Noch vor unserer Party?«, fragte Silvania, die jetzt direkt über dem Tisch schwebte.
Mihai, Elvira und Oma Zezci nickten.
»Laut Dr. Chivu entscheidet sich bei Halbvampiren an ihrem 13. Geburtstag, ob sie ihr restliches Leben als Mensch oder als Vampir verbringen«, erklärte Mihai Tepes. »Dazu müsst ihr in der Nacht vor eurem 13. Geburtstag von einer Person des Vertrauens an einem geheimen Ort in Lamadecken eingewickelt und aufgehängt werden. In der Nacht findet dann sozusagen die Verpuppung statt. Am nächsten Morgen seid ihr entweder Vampire oder Menschen. Nach vollendeter Verpuppung haben sich die Hormone wieder beruhigt, die Pubertät ist vorbei. Den hormonellen Haudegen wurde der Garaus gemacht. Allerdings muss man sich genau an das Ritual halten und darf die Verpuppung auf keinen Fall zu früh abbrechen oder statt Lamadecken zum Einwickeln zum Beispiel Frischhaltefolie benutzen.«
Daka starrte ihren Vater mit offenem Mund an. Zwei dunkellila Wölkchen quollen aus ihrer Nase.
WUMMS!
KNIRSCH!
PATSCH!
machte es plötzlich, als Silvania von der Wohnzimmerdecke mitten auf den reich gedeckten Esstisch krachte. Einen Moment lag sie nur pritschebreit wie ein Eisbärfell auf dem Tisch und rührte sich nicht. Dann hob sie langsam den Kopf, mit dem sie in der Schwarzwälderbluttorte gelandet war. »Aij!«
Lebenswichtige
Entscheidung
D aka, Mihai und Oma Zezci spuckten sofort mit vereinten Kräften auf die abgestürzte Silvania. Sie ließ es sich nicht anmerken, aber bestimmt ging es ihr sofort etwas besser. Der Flugzwang hatte offenbar von einer Sekunde auf die andere nachgelassen und war von einer extremen Erdanziehung abgelöst worden.
Die anderen halfen Silvania vom Tisch und säuberten sie so gut es ging von Essensresten. Kaum hatte Silvania am Tisch Platz genommen und auf den Schreck einen Schluck Blutblubberbombe getrunken, erinnerte sie sich wieder daran, was ihr Vater eben erzählt hatte. »Das heißt, morgen früh bin ich vielleicht ein Mensch?«, fragte sie.
»Oder ein Vampir«, sagte Herr Tepes.
»Wenn du Glück hast«, fügte Oma Zezci hinzu.
»Aber wenn ich ein Vampir werde«, sagte Silvania mit gerunzelter Stirn, »kann ich dann noch mit Helene und Ludo in eine Klasse gehen und bei Jacob Nachhilfe nehmen?«
»Und wenn ich ein Mensch werde«, fragte Daka, »kann ich dann noch zu den Freestyle-Fly-Meisterschaften und zu Baumkronenkonzerten von Krypton Krax?«
Elvira und Mihai Tepes warfen sich
Weitere Kostenlose Bücher