Bissgeschick um Mitternacht
das auf dem Tisch lag und blinkte.
Ein roter Punkt bewegte sich langsam über das Display und entfernte sich vom Mittelpunkt einer Zielscheibe. Der Punkt war der Escortfloh. Würde sich der Escortfloh wieder dem Mittelpunkt der Zielscheibe nähern, wusste der Vampirjäger, dass es Zeit war, unter dem Zahnseidennetz in Stellung zu gehen. Denn dann war der Escortfloh samt Schnürschuh und Vampirmädchen wieder im Anflug.
Dirk van Kombast schloss die Augen und lauschte der leisen Hintergrundmusik. Ab und zu wackelte er mit dem rechten großen Zeh. Hin und wieder sah er auf dem Display nach dem Escortfloh. Manchmal wickelte er sich eine blonde Locke um den Finger und dachte an seine Mutti.
Er war mitten in einer nächtlichen, gefährlichen, abenteuerlichen Vampirjagd. Es war entspannender als Yoga. Dirk van Kombast atmete tief ein. Vampire jagen war einfach herrlich.
Kopfüber im Kokon
S ilvania schielte zu ihrer Schwester. »Juckt deine Decke auch so?« Sie versuchte sich am Ellbogen zu kratzen. Da sie mit dem Kopf nach unten hing und von Fußsohle bis zur Nasenspitze in eine Lamadecke eingewickelt war, war das nicht so einfach.
Daka krümmte sich gerade in ihrer Lamadecke. Sie sah aus wie ein Wurm, der Schwung zum Flickflack holte. »Fumpfs!«, stöhnte sie, als sie vergebens versuchte, ihren Fuß zu greifen. »Die Decke geht ja noch. Aber in meinem Schuh drückt etwas.«
»Bestimmt nur ein Krümel Heimaterde«, erwiderte Silvania und dachte mit leichtem Ekelgefühl an die Heimaterdeklümpchen, die ihre Schwester zwischen den Zehen aufbewahrte.
»Gumox«, meinte Daka. »Die sind doch nicht so groß und hart. Und wenn sie verrutschen, drücken sie nie, sondern schmiegen sich angenehm ans Fußbett.«
»Kann sein, dass du schon morgen gar keine Heimaterde mehr brauchst«, sagte Silvania. Am liebsten hätte sie an ihren Kettenanhänger gefasst. Darin bewahrte sie ein gemaltes Porträt von Oma Zezci und etwas Heimaterde auf. Doch die kratzende, enge Lamadecke verhinderte jede Bewegung. Silvania kam sich vor wie eine Mumie. Stocksteif und so gut wie tot.
»Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich in ein paar Stunden vielleicht ein Mensch bin«, überlegte Daka laut. »Dann kann ich nie mehr fliegen.«
»Du könntest einen Hubschrauberführerschein machen«, schlug Silvania vor. »Falls ich morgen früh zum Vampir geworden sein sollte, könnte ich dich immer auf dem Rücken mitnehmen. Natürlich nur vorausgesetzt, ich sauge dich vorher nicht schon leer. Und vorausgesetzt, ich fliege als Vampir besser als als Halbvampir.«
Daka schielte verängstigt zur ihrer Schwester. »Wenn einer von uns Mensch wird und der andere Vampir, dann können wir wahrscheinlich gar nicht mehr zusammen aufwachsen, oder?«
Silvania überlegte einen Moment. »Na ja, es müsste bestimmte Regeln geben. Wie ›Du darfst deine Schwester nicht beißen‹ oder ›Füttere deine Schwester nie mit Knoblauch‹ und so etwas.«
»Aber zusammen hier in Bindburg in die Schule gehen könnten wir wahrscheinlich nicht mehr«, überlegte Daka laut. »Und wenn wir beide Vampir werden, können wir beide nicht mehr hier in die Schule gehen.«
»Nein. Zu viel Sonne. Zu viele gut durchblutete Mitschüler und Lehrer«, stimmte ihr Silvania zu.
Daka nickte. Die Lamadecke schob sich dabei ein Stück über die Nase und wieder runter. »Wenn da einer in der Klasse Zahnfleischbluten hat oder sich einen Pickel ausdrückt, kann man sich als echter Vampir bestimmt nicht mehr zurückhalten.«
Silvania verzog angewidert die Nase. »Am besten, man hat immer eine Trinkflasche Blut dabei.«
»Oder Blutampullen für den kleinen Hunger zwischendurch wie Papa«, sagte Daka. »Aber Frischblut brauchen wir dann trotzdem irgendwann.«
»Schlotz zoppo!«, sagte Silvania. »Meinst du, wir können als Vampire noch mit Helene und Ludo befreundet sein?«
Daka hätte sich am liebsten am Kopf gekratzt, denn dieser Gedanke machte ihr auch schon seit einer Weile zu schaffen. »Mit Ludo vielleicht schon. Er würde ja voraussehen, wann es für ihn gefährlich wird und wir ihn beißen wollen oder wann wir ihm nur ... einen Knutschfleck machen wollen.«
Silvania sah ihre Schwester erstaunt an. »Würdest du Ludo einen Knutschfleck machen wollen?«
»Ich? Nein. Wieso ich? Ich meine ja nur, als Beispiel. Außerdem kannst du doch genauso gut Vampir werden.« Daka zog den Kopf ein, sodass er bis zu den Augen unter der Lamadecke verschwand und Silvania nicht sehen konnte, wie
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