Bissige Spiele (German Edition)
Ein Lachen.
Immer noch starr in meinem Zustand aus Glück und Lähmung stand ich am Rande des Plateaus und fragte mich, wann ich die Sprache wieder erlangen würde und ich war froh, dass ich mich in dieser bekannten Gegenwart schneller durchringen konnte, als ich es mir vorstellen konnte.
„Tu ich das nicht?“, wollte ich im Gegenzug wissen.
„Warum solltest du?“
„Weil es so…“ Ich zögerte, um die richtigen Worte zu finden. „…abwegig ist.“
„Was?“
„Na alles!“ Was sollte ich da noch erklären!
„Wenn du die Lichter und den Ausblick meinst, dann stimme ich dir wirklich zu. Er sieht einfach atemberaubend aus, und beinahe, wie sagtest du, abwegig? Ja! Die Wirklichkeit ist manchmal schon ein wenig unrealistisch. Irgendwie!“
Das konnte nicht ernst gemeint sein!
„Nicht die Stadt. Sie ist toll! Ja! Aber
du
! Du bist kein Vergleich zu ihr.
Du
bist atemberaubend! Einfach alles an dir. Nichts kann dir das Wasser reichen.“
Es floss einfach so aus mir heraus. Ich war wie von Sinnen. Wieder ertönte ein Lachen, doch nun drehte ich mich um. Sein Gesicht sah so einmalig und lieblich aus. Kein winziges Zögern durchlief mich. Entschlossen schritt ich auf ihn zu und griff nach seinem schlanken Hals. Sein Geruch betörte meine Sinne mehr wie zuvor und ich sah nur noch seine Haut, die karamellfarben aus dem weißen T-Shirt lugte, wesentlich legerer als zuvor.
Kaum hatte ich seinen Nacken mit meinen Fingern umklammert, trieb ich meine Zähne in seinen Hals und fing an ihn mit meinem Gift zu berauschen. Ähnlich wie ich vor wenigen Tagen, bäumte sich diesmal
sein
Körper unter meinem Gift und meinen Berührungen auf, erzitterte und vibrierte, bis ich mich entschloss meinen Griff zu lösen und an seinen Körper vorzudringen. Seine violetten Augenringe pulsierten und flehten mich an, fort zu fahren, und ich tat es. Langsam strich ich ihm über seine zarte und doch muskulöse Brust, lächelte sanft und zog ihm sein Oberteil über den Kopf. Miguel lächelte ebenso, richtete seine zerzausten Haare wieder, was ihm ähnlich sah und tat das gleiche mit mir.
Auch wenn kein Gramm Sauerstoff aus meiner Lunge kam, hatte ich dennoch das Gefühl, zu hecheln oder vielleicht vor Erregung auch die Luft zu verlieren.
Sein Rücken hatte nicht die gleiche Färbung wie sein Hals. Ein wenig heller. Merkwürdig, als könnte die spanische Sonne immer noch Einfluss darauf nehmen.
Meine Hände griffen nach seinen Oberarmen und baten darum, sich zu Boden zu legen. Die harten Steine interessierten uns nicht wirklich. Steinharte Haut auf steinharten Steinen!
Kniend schauten wir uns ein letztes Mal in die Augen. Beinahe prüfend! Als ob etwas auf dem Spiel stand, oder die Frage im Raum war, alles tatsächlich zu riskieren. Für mich nicht! Und in diesem Moment der Sicherheit drehte ich seinen Oberkörper und schlitzte seinen Rücken auf.
Ein sonderbares Gefühl so einfach die stählerne Haut zu öffnen, ohne ihn tatsächlich zu verletzen, denn tiefer als in seine Haut schienen meine Zähne nicht durchdringen zu können. Aber mein Gift schien nur darauf gewartet zu haben. Es lief mir förmlich aus den Zähnen und drang in seinen toten Körper ein. Doch für mich war er das nicht. Lebendiger als alles andere zuvor, rekelte er sich unter meinen Eingriffen, während ich mich allmählich meiner Männlichkeit bewusst wurde und nicht glauben konnte, wie sehr mich Miguel körperlich und geistig bewegte.
Er
war, was ich gesucht hatte!
In seiner Nähe konnte ich David sein. David, der Vampir! Egal, ob Mann oder Frau, gut oder schlecht, Leben oder Tod! Meine Natur zählte! Nichts weiter!
Bisher hatte es immer Grenzen gegeben. Heute nicht! Doch die Grenzenlosigkeit hatte nicht mit unserer körperlichen Zusammenkunft zu tun. Sie schien außer Betracht zu sein und war bedeutungslos und für diesen Augenblick, wenngleich auch anwesend, in keiner Weise aufdringlich oder zu befriedigen gewesen. Vielmehr richtete sich unser Tun auf die neue Erfahrung unserer Gifte und Bisse, deren Wirkung um ein Vielfaches höher war, als wir es hätten ermessen können.
Die Sonne lugte ein letztes Mal durch das einziehende nächtliche Wolkenband und verwandelte unsere ekstatischen Körper kurzzeitig in die mir bekannte Schlangengrube, die zur Abwechslung angenehm auf mich wirkte. Seine Adern waren dunkler als die meinen, ähnlich wie seine Augenringe. Dunkelviolett. Sie pulsierten und pochten in seinem angespannten Körper voller Leidenschaft und
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