Bissige Spiele (German Edition)
hinunter und besänftige meine Gier mit seinem zarten Aroma, das nach Hibiscus und einem Hauch Jasmin kaum zu überbieten war.
Es war ein Festmahl!
Claire war innerhalb weniger Sekunden blutleer, obgleich sich niemand anders an ihr vergriff. Alle respektierten meine Beute und hatten sich zurückgehalten.
Die Vampirtraube hatte sich während des Mahls langsam fortbewegt und war zu abgelegenen Sitzbänken geschlichen, auf die wir langsam den toten Körper niederlegten.
Sara war ohnmächtig geworden und wurde von meinem Begleiter geschultert. Erst im Auto kam sie wieder zu sich.
Sie schrie mich an, weinte und schlug auf mich ein.
„Du Monster! Mörder! Was bist du? Ich hasse dich! Nein, ich liebe dich! Ich….“ Ihre Hände fingen ihren weinenden Kopf auf und wurden von Tränen befeuchtet. Meine Hand berührte ihren zarten Kopf und streichelte ihr durch die Haare. Wie zerbrechlich sie doch war. Sie tat mir leid!
Nie hätte ich gewollt, dass sie solch eine Tat mit ansieht!
Niemals!
Doch heute und jetzt hatte sie es doch sehen müssen, und das nur, weil ich mich nicht hatte zusammenreißen können. Verdammt!
Ihr Schluchzen wurde leiser und endlich sah sie zu mir auf.
„Bist du immer noch mein David?“
DA war es wieder, ein Ruck in meiner Brust und ein regelmäßiges Schlagen meines Herzens. Sara war die Liebe meines Lebens und ihr Anblick ließ mich vollkommen dahin schmelzen.
„Sara! Ich war immer nur dein David und werde es immer sein. Entschuldige bitte, ich wollte dir keine Angst machen. Ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Wer war das eigentlich?“
Erst jetzt wurde mir bewusst, ich hatte nicht gefragt, wem ich das Leben nahm. Eine Art Scham kroch in mir herauf und ich hoffte inständig, dass Sara kein sonderlich gutes Verhältnis zu der Lottogewinnerin gehabt hatte.
„Du hast nicht mal gewusst, wer das ist und hast sie getötet!“
Ich nickte.
„Sara, ich bin ein Vampir!“ Was sollte ich sagen.
„Sie war eine Nachbarin. Ich mochte sie nicht…und trotzdem…“
„Schade um den Lottogewinn!“, rutschte es mir heraus und ich kassierte augenblicklich verachtende Blicke und einen weiteren Schlag auf den Arm.
„ Du verdammtes Monster, du Blutsauger…warum muss ich ausgerechnet DICH lieben!“, herrschte sie mich an, bekam aber im selben Augenblick die verliebten Augenpaare, die mich jedes Mal aus dem Konzept brachten.
Kurzerhand zog ich sie an mich und drückte sie an meine harte Brust, in der Hoffnung nur einen Hauch ihrer Wärme und Liebe zu spüren und in der Tat – ich wurde nicht enttäuscht.
Es war eine eigenartige Art zu lieben, entschied ich. Das Gefühl, einen Killer zu lieben, war sicherlich für Sara selbst auch nicht das, was sie sich vorgestellt hatte, und sicherlich war sie von sich auch enttäuscht oder gar entsetzt.
Ich
wäre es sicher gewesen. Denn auch wenn es heißt: „Wo die Liebe hinfällt…“, war ich sicherlich nicht der Traum einer jeden Schwiegermutter. Gut, dass sie kaum Familie hatte und es somit niemanden außer ihrer Tante Catherine gab, die ihr Entsetzen teilen oder gar unterstützen konnte. Ein Glück für mich!
Und außerdem, was konnte ich denn dazu, eine Killermaschine zu sein? Vampire töteten! So war es nun mal und nicht anders! Und ich war immer noch ein Vampir! Ein Moment, in dem ich wieder einmal ganz klar die emotionale Kälte im Innern spürte. Abgebrüht und vollkommen egoistisch im gesamten Verhalten. Schauerlich!! Mittlerweile waren meine Emotionen nicht mehr einzustufen oder vorauszuahnen. Im einen Moment ein emotionsloses Ekel, im anderen ein von diffusen Gefühlen begleiteter Werdemensch. Alles in mir spielte verrückt. Ein Karussell der Gefühle und Kälte. Alles andere als klar.
Sara schlief erneut ein. Die Arme.
Was musste sie nur alles mitmachen! Auch bei ihr musste es ein Wellenbad der Gefühle sein, bei dem sie sich hoffentlich nicht um entschied. Immerhin war sie mir bis nach Spanien gefolgt, hatte Hugh hinter sich gelassen, war mit mir beim Orakel und war definitiv bereit, ihr Leben aufs Spiel zu setzen für ein kurzes Leben an meiner Seite.
Ich überlegte, ob es nicht andersherum auch möglich war glücklich zu werden? Jetzt, wo ich mich doch meiner Natur als Vampir endlich gestellt hatte und sie lebte! Und das endlich ohne jegliches schlechte Gewissen. Ohne Wenn und Aber, ohne Kompromisse, ohne Wertung, ob das alles gut oder schlecht war, wie ich es all die Jahrhunderte getan hatte.
Einfach nur Dasein,
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