Bissige Spiele (German Edition)
Hand entlang zu dessen Besitzer. Tausende von weißen Falten umrahmten zwei liebevolle Augen, die sicher einst einem aufgeschlossenen und kraftvollen Mann gehört hatten und nur noch einen winzigen Hauch davon erkennen ließen. Doch statt der Größe und Kraft waren nun Großmut und Güte zu erkennen, Weisheit und Demut – alles gleichzeitig. Und all die Eigenschaften, die in den Augen unschwer zu erkennen waren, gehörten einem Vampir! Meinem Nachbarn. Offensichtlich wusste er
vor
mir, dass er nicht alleine im Flugzeug war. Mir war die Tatsache nicht bewusst gewesen. Zu sehr war ich mit Sara, mit mir und unserer gemeinsamen Absicht und Zukunft beschäftigt, als nach Vampiren auf dem Flug von Madrid nach London zu suchen.
Hoffentlich tötete er hier keinen, sonst mussten wir womöglich längere Zeit im Flieger verbringen und unnötige Fragen von der Polizei beantworten. Aber waren denn noch mehr als nur wir beide auf dem Weg nach England und nutzten den Nachtflug?
Die Hand auf meinem Arm baute Druck auf und ich lenkte meine Aufmerksamkeit auf sie und deren Besitzer. Hatte er mir nicht eine Frage gestellt? Irgendetwas mit Liebe?
Fragend sah ich ihm erneut in die Augen und erbat eine Wiederholung dessen, was er gefragt oder gesagt hatte.
„Ich sagte, die Liebe ist es wert, mein Junge!“, wiederholte er ohne Umschweife und schenkte mir einen fürsorglichen Blick.
„Ich verstehe nicht ganz.“, gab ich zur Antwort und in der Tat, wusste ich nicht, was dieser alte Narr von mir wollte. Vielleicht wollte er sich ja nur in ein Gespräch verwickeln. Es war spät. Einige der Passagiere schliefen.
„Du hast Sorgen mein Junge. Nur die Liebe vermag es, solche Traurigkeit in die Augen eines Menschen und in dessen Seele zu bringen, wie es bei dir der Fall ist. Aber…“, er unterbrach seine Rede für einen Moment.
„…aber die Liebe ist es wert. Wer ohne Liebe ist, kann nicht gerettet werden.“
Das musste er MIR sicher nicht sagen. Wenn es einer wusste, dann doch ich, er und alle Vampire auf diesem Planeten ebenso.
Ich schwieg, schaute stattdessen zu Sara. Friedlich und wunderschön sah sie aus. Hoffentlich hatte sie alles ernst gemeint und spürte immer noch jene unvergleichbare Liebe zu mir. Wenn sie nun sprunghaft war und bei jeder sich ihr bietenden Gelegenheit anderweitig orientiert war? Wenn ich mir nie sicher sein konnte, ob ich ihre wahre, einzige Liebe war?
Wieder spürte ich den Händedruck auf meinem Unterarm.
„Das, was IHR habt, ist einzigartig.“
„Es kann auch schief gehen. Wer gibt uns die Garantie?“ Ich konnte nicht glauben, dass ich mich auf dieses Gespräch einließ und dies auch noch auf einer Ebene, die eigentlich zu tiefgründig für einen flüchtige Flugzeugbekanntschaft war.
„Das Orakel!“
Abrupt drehte ich mich um und starrte den armen Irren an und im selben Moment sah ich in dutzende tote Augenpaare, die mich alle aus den Sitzplatzreihen fixierten.
Es waren Vampire. Das Flugzeug war voller Vampire.
Voller
alter
halbverwester Blutsauger! Beim Einsteigen war mir diese Tatsache gar nicht aufgefallen. Zu sehr war ich mit Sara und der Heimkehr beschäftigt, um zu bemerken, dass die Flugzeugbesatzung einer Killerkompanie glich.
Gruselig! Besonders für die anderen Insassen.
Einen kurzen Augenblick hatte es mir die Sprache verschlagen. Was zum Teufel ging hier vor sich? Mir war, als ob dies alles hier etwas mit mir zu tun hatte. Die Vampire wegen mir hier saßen und alle wussten, wer ich bin.
„Sie kennen mich?“, wollte ich umgehend wissen.
„Die Frage ist, wer kennt dich
nicht
, David?!“, gab er zur Antwort.
„Was soll das heißen?“
„Das heißt, du bist mittlerweile eine lebende oder vielmehr totwandelnde Legende, David!“ Er lachte. Sicher über seine doofe Beschreibung.
„Jeder kennt dich. Alle wissen, was du vorhast. Und alle sind gespannt darauf, ob es funktioniert!“, ergänzte er.
Das war mir definitiv zu viel. Was war denn hier los? Was sollte das alles? War das vielleicht ein dummer Scherz?
„Entschuldigung, aber ich glaube, Sie verwechseln mich. Ich bin ein einfacher Vampir und keine Legende. Es ist besser, Sie lassen mich in Ruhe. Wer sind Sie überhaupt?“
Ich war sauer. Dieser faltige Kopf mit seinen überheblichen Sprüchen und Prognosen!
„Wir sind, wie sagt Ihr: ´Einsteins Trupp´ mein Junge.“ Dabei grinste er gruselig, als ob er einem kleinen Kind am Abend Angst machen wollte, und fügte hinzu: „Und wir sind hier, um dich zu
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