Bissige Spiele (German Edition)
Kehle bei jeder Begegnung wie ein Höllenfeuer brannte.
Ein wenig geschwächt und benebelt von dem duftenden Blut, irritiert durch das außergewöhnlich starke Bedürfnis nach dem roten Saft des Lebens, saß ich immer noch auf der Bank. Und je länger ich hier saß und mich quälte und meiner Natur trotzte, fragte ich mich allen Ernstes, was ich hier tat? Was hatte ich mir nur davon erhofft? Wie konnte ich mir nur eingebildet haben, dass ich einen Weg aus der Unendlichkeit finden könnte? Ich!
Fassungslos von meiner eigenen Dummheit machte ich Anstalten aufzustehen. Ich wollte fort. Zu lange hatte ich schon durchgehalten und jetzt kochte mein Verlangen förmlich über, bei all den vorbeiziehenden Blutgefäßen.
„Du schon wieder?!“
Eine bekannte Stimme hielt mich zurück, doch ich war so irritiert, dass ich nicht antworten konnte, und außerdem hätte ich nicht gewusst was, denn ob sie nun erfreut war oder nicht, konnte ich aus ihrem Satz nicht erkennen.
„Ja. Dich meine ich! Warst du nicht vor einigen Tagen schon mal hier?“
Meine Fassung kehrte zurück und nicht nur das. Auch etwas anderes war wieder da, oder vielmehr weg, denn der Durst war mit einem Schlag verschwunden und übrig blieb lediglich nichts. Doch! Wie konnte ich das nur außer Acht lassen! Der typische Vampir dachte immer nur an die Anwesenheit oder Stärke seines Durstes, aber
ich
hoffte kein typischer Vampir zu sein und das neue Gefühl in meiner Brust bestätigte mir diese Vermutung.
Ich hatte sogar das Gefühl, als hätte ich eine Bewegung in meinem Körper gespürt. Als hätten meine Organe einen Ruck bekommen und kurzzeitig funktioniert, und dieses Wesen hier vor mir, war der Schlüssel dazu.
„Ich war schon oft hier!“, antwortete ich schnell, bevor sie erneut das Weite suchte, wie an jenem Abend.
„Ich habe dich noch nie hier gesehen! Und nun zwei Mal.“
Es klang wie ein Vorwurf oder eine Bitte mich zu erklären.
„Bist du denn auch oft hier?“
„Ja!“ Ihre Antwort war knapp und immer noch vorwurfsvoll.
„Seltsam, dass wir uns dann noch nie über den Weg gelaufen sind. Ich bin fast jede Nacht hier und diese Bank hier hat etwas Besonderes.“ Das Mädchen schaute überrascht zu mir auf, und ich erkannte die langen Wimpern wieder und dieses Mal konnte ich sogar ihre Augenfarbe erkennen.
Sie waren grün. Jadegrün! Ein bernsteinfarbener Ring umrandete die schwarze Iris und gab den Augen noch mehr Leben!
„Nein! Für
mich
hat die Bank etwas Besonderes! Nicht möglich, dass es auch für jemand anderes so ist!“
„Wie kommst du auf diese Idee? Weißt du nicht wie viele Londoner Nacht für Nacht an diesem Fluss entlang gehen? Und kannst du dir nicht vorstellen, dass diese Bank ein Ort für viele Menschen ist, die eine besondere Situation haben?
Glaub mir, diese Bank hat schon mehr gesehen und erlebt, als wir beide zusammen!“
Das Mädchen sah mich mit offenem Mund an, als hätte ich ihr die Sprache verschlagen.
Dann setzte sie an. „Die Bank ist doch kein Mensch mit Gedächtnis.“
„Und? Ist das etwa verkehrt?“, wollte ich wissen.
„Nein, .ich bin nur ein wenig überrascht. Beinahe philosophisch. Das hätte ich dir nicht zugetraut.“
Ich lachte und sie ebenso.
„Möchtest du mir nicht deinen Namen verraten?“, fragte ich höflich.
„Sara. Ich heiße Sara.“
Warum weiß ich nicht, aber mir lief bei dem Namen eine Art Gänsehaut über meinen toten Körper und wieder spürte ich einen Ruck in meinem Inneren.
„Hallo Sara. Ich bin David. David Morse. Es war sehr unhöflich von mir, mich nicht gleich vorzustellen. Bitte verzeih.“
„Unhöflich? Ich merke gar nicht mehr, wenn jemand unhöflich ist. Höflichkeit ist doch ein Fremdwort in unserer Zeit und unserer Gesellschaft geworden, findest du nicht?“
„Eigentlich achte ich selten darauf, was andere Menschen für sich entscheiden. Ich tue immer das, was ich für richtig halte, egal, ob es andere gut oder schlecht finden.“
Wieder starrte mich Sara beinahe entgeistert und ungläubig an, bevor sie weiter sprach, während ich immer noch auf eine Regung meines Körpers wartete. Aber ich wartete vergebens oder war es doch nicht genau das, was ich wollte?
Die Gewissheit, dass hier etwas ganz anders war, als ich es je zuvor erlebt hatte, etwas, das meinen Körper zum ersten Mal seit langer langer Zeit wieder ein Gefühl gab, das ich längst aufgegeben hatte. Das Gefühl war schon so lange aus meinen Körperzellen verbannt, dass ich Schwierigkeiten
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