Bissige Spiele (German Edition)
alles nehmen, was sich mir bot, gleich ob arm oder reich, hübsch oder hässlich, krank oder gesund, jung oder alt?
Wurde ich dazu gezwungen meine Natur anzuerkennen?
Oder war diese Gier nur deshalb so groß, weil sie mich auf das Gegenteil aufmerksam machen wollte: Die Immunität in Gegenwart des Themsemädchens?
Vielleicht folgte mein Vampirinstinkt aber auch schlicht und ergreifend dem Gesetz der Einfachheit, indem er mich diesen betörenden Düften aussetzte, um weiter ein Vampir zu bleiben und nicht die geringste Chance auf ein anderes Leben zu bekommen. Genial! Dieser verfluchte Körper eines Vampirs! Und sein Überlebensinstinkt grenzte an Perfektion!
Aber Chance!?
Ja, möglicherweise war dies tatsächlich eine Chance, um wieder ein Mensch zu werden! Und mein Instinkt wollte mich nur ablenken!
Geschickt und einfallsreich!
Ich beschloss dem nachzugehen und meine Theorie zu überprüfen! Dazu musste ich wieder an die Themse und der Situation so nahe wie möglich sein. Wenn der Drang nach weiblichem Blut stärker werden würde, sobald die Gedanken an sie ebenso stärker wurden, konnte ich mir sicher sein, dies war für mich der richtige Weg.
Der Weg aus meinem Vampirdasein!
Frohlockend bei dem Gedanken an Schlaf und Schnitzel wartete ich ungeduldig auf den Abend. Das Blut der Konserven hatte sich inzwischen in allen Adern verteilt, und versetzte mich in einen relativ ruhigen und zufriedenen Zustand. Dieses ganze Theater um das ständige Bluttrinken konnte ich ohnehin nicht verstehen. Natürlich gab es auch bei mir diese unbeschreibliche Gier nach frischem Blut, aber es verging ja auch wieder, und wenn man sich ein wenig zusammenriss und rechtzeitig vorsorgte, konnte man doch seiner Natur trotzen. Unter normalen Umständen jedenfalls! Unter diesen zurzeit vorherrschenden natürlich nicht!
Das war zumindest meine Meinung. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass ich ein unendliches und liebloses Leben führen musste, und neben her dafür auch noch Leben beenden musste. Wie konnte das alles nur erstrebenswert sein? Warum war die Unendlichkeit für die meisten Menschen ein in ihrem Glauben unerreichbares Ziel?
Was war so reizvoll daran, ewig zu leben?
War es nicht genug nur ein glückliches langes Leben zu führen? Oder waren die meisten Menschen am Ende gar nicht glücklich und hatten das Gefühl, ihr Glück vielleicht in der Unendlichkeit finden zu können?
Welch eine Utopie!
Wie kann man mit dem Gewissen ein Killer zu werden nur glücklich sein?
Die Menschen waren schon seltsam, aber was hatte ich damals eigentlich über die Unendlichkeit gedacht? Habe ich mir vielleicht auch gewünscht unsterblich zu sein, ewig zu leben? Bevor ich wusste, was es für ein Preis war?
Der Preis war hoch, zu hoch aus meiner Sicht und wenn ich den Abend rückgängig machen könnte, an dem ich ein Vampir wurde, würde ich es tun.
Damals hasste ich alles Weibliche um mich herum und wünschte sie zum Teufel, aber dass ich nun als Teufel selbst durch die Straßen lief und die Damen in Scharen zu mir eilten war wahre Ironie des Schicksals.
Dennoch war seit jenem Abend an der Themse eine Veränderung eingetreten. Meine bisherige Melancholie, die mittlerweile bis ins Unerträgliche mutiert war, schwand, und nicht nur das, es fühlte sich ein wenig an, als hätte irgendetwas ihr den Nährboden genommen. Oder Jemand!
Und ich wusste auch wer!
Endlich brach die Nacht herein und ich konnte mich auf den Weg zur Themse machen, denn unüblicherweise hatte heute den ganzen Tag die Sonne geschienen und ich konnte keinen Schritt unbemerkt vor die Türe setzen. Gut, dass es hier wenige Sonnentage gab, denn Fehlzeiten waren in der Galerie auf Dauer schwer zu erklären und so fühlte ich wenigstens ein wenig dem menschlichen unterlegen.
Kaum war die verhasste Sonne untergegangen, konnte ich meine Beine nicht mehr bremsen. Sie rannten förmlich an das Ufer der Themse, als hätte das Mädchen nichts Besseres zu tun, als auf mich zu warten.
Stunden vergingen, in denen ich sooft von Frauen angesprochen wurde, dass mein Vampirdasein vor Wut förmlich überkochte, und es war mir ein besonderes Bedürfnis dem Gefühl nachzugehen. Dennoch war es genau das, was ich vermeiden wollte, denn wenn mein verhasster Instinkt tatsächlich so gerissen war und mich versuchte reinzulegen, dann wollte ich ihm beweisen, dass ich schlauer war als er! Und das konnte ich schließlich nur, indem ich dem Durst so gut es ging trotzte, auch wenn meine
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