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Bissige Spiele (German Edition)

Bissige Spiele (German Edition)

Titel: Bissige Spiele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nena Siara
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oder?
    Außerdem heißt sie Sara, auch wenn sie ein Mensch ist, sollte man sie nicht wie ein Stück Vieh behandeln, das namenlos auf einer Wiese steht. Wir waren auch mal welche!“
    Irritiert schaute mich Hugh an. Maureen hatte unserem Streitgespräch die ganze Zeit über nur wortlos und aufmerksam gefolgt, doch jetzt hatte ich das Gefühl, als wollte sie ihren Beitrag zu unserem Gespräch leisten, aber ich irrte mich.
    „Hugh?“ Blickte sie ihn auffordernd an und Hugh sah sie erwartungsvoll an.
    „Mutter?“, antwortete er kleinlaut und ich freute mich, dass er wenigstens vor einer Person Respekt hatte. „Hugh, bitte lass uns jetzt alleine! Ich habe mit David noch zu sprechen.“
    „Gut. Bis bald. Wir sehen uns in London, David!“
    „Ja, bis dann!“, entgegnete ich nur knapp.
    Erleichtert, endlich ohne das Gefühl, ständig beobachtet zu werden, folgte ich Maureen in ihr Haus. Sie rührte Hirschblut in einem gusseisernen Topf auf ihrem offenen Kamin an. Wir tranken es auf die Art, wie wir Engländer früher unseren Tee genossen, und es erinnerte mich an meine Zeit als Mensch, der ich erneut so sehnsüchtig entgegenblickte, wie zu keiner anderen Zeit zuvor.
    Eine ganze Weile verging, während wir in das fackelnde Feuer sahen und uns von der Atmosphäre berauschen ließen. Maureen war ebenso wie ich hoffnungsvoll romantisch und ich bewunderte sie dafür, dass sie in der Lage war, diese Romantik in ihrem Vampirdasein weiter zu pflegen, denn ich empfand es immer als schwierig irgendeine Stimmung hervorzurufen.
    Obwohl, wenn ich es mir so recht überlegte, dann war das Zeichnen vielleicht eine Art von Harmonie, die ich mir jeden Tag für einige Stunden schuf, und vielleicht war es für Maureen eben ihre Kaminritual, das denselben Effekt hatte, wie für mich die Zeichenkunst.
    „Ich würde dir vorschlagen auf die Jagd zu gehen, dann sehen wir weiter.“
    Es lag eine solche Ruhe und Gelassenheit in ihren Worten, ich konnte nichts weiter entgegnen, und während ich über ihren Vorschlag nachdachte, spürte ich, wie sehr ich das Jagen vermisst hatte. Hier in den einsamen Wäldern konnten wir unseren Instinkten freien Lauf lassen. Kurzerhand stand ich auf und öffnete die Verandatür.
    Der umliegende Wald lag friedlich und ruhig vor mir, genau das, was ich nun brauchte!
    Einen klaren Kopf bekam ich nur beim Jagen. Es war zwar nur eine Stunde her, dass ich meinen nicht allzu großen Durst gestillt hatte, und es war Tag, das erschwerte die Jagd, aber ich konnte nicht anders. Mit einem Satz sprang ich von der Veranda direkt an einen Baumstamm und machte mich aus einer sicheren Entfernung zum Boden auf die Suche nach einem herumlaufenden Leckerbissen. Ich versuchte meinen Verstand auszuschalten um mich beim Jagen ganz auf meine scharfen Sinne zu verlassen, aber es gelang mir nicht wirklich.
    Von einer Sekunde zur nächsten änderte sich dieser Zustand abrupt. Meine Ohren nahmen einen andersartigen Laut wahr, der untypisch für diese Gegend war. Dann stellte ich meine Augen scharf und entdeckte zwischen dem Geäst ein raub-katzenähnliches Fell. Das Tier roch nach meiner Lieblingsspeise, und ich konnte meine Augen und Ohren nicht mehr von ihm abwenden. Nun konnte ich seine Ohren erkennen. Kleine Haarbüschel wuchsen an den Ohrspitzen: Ein Luchs! Meine Delikatesse! Was hatte dieses Tier hier in der Gegend verloren? Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als es meine Gegenwart wohl spürte, zusammenzuckte und loslief. Ich sprang von Baum zu Baum hinterher. Die Wildkatze unter mir, ich parallel über ihr. Durch die Bewegung des Tieres wurde sein Blut heißer und ich konnte es deutlicher riechen. Mein Verstand war gleich null, als ich ihm immer näher kam. Er schlug zig Haken, aber ich war schneller. Ihm immer einen Schritt voraus, bis er an einen Abgrund kam und jäh spürte, dass seine Zeit gekommen war. Er blieb stehen als wolle er sich seinem Schicksal stellen und mir andeuten: Du hast gewonnen, hier nimm mich. Ein seltsamer Moment!
    Ich zögerte kurz und nahm dann die leckerste Mahlzeit zu mir, die ich seit einiger Zeit bekommen hatte.
    Nachdem ich noch einige Zeit im Wald vertrödelte, hatte ich das sonderbare Gefühl, als ob viele Tiere ohne Scheu herumliefen. So als wüssten sie, dass ich nicht mehr hungrig war, liefen sie einfach an mir vorbei oder blieben stehen, wenn ich in die Nähe kam. Dies war mir noch nie so seltsam vorgekommen, wie heute, und hätte ich nicht gewusst, dass ich ihr Feind war, hätten sie sogar

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