Bissige Spiele (German Edition)
hatte.
„Passiert dir so etwas öfter?“, fragte mich Sara und ich war froh, dass sie dabei lachte, denn mir war nicht klar, ob sie von dem Ereignis erschüttert oder etwa verärgert war.
„Ja, leider andauernd! Ich weiß nicht, wie ihr Frauen so sein könnt. Ich meine so unglaublich dreist! Es ist dunkel und ich könnte sonst was mit euch anstellen, aber das scheint nicht weiter zu interessieren. Was ist, wenn sie mal an einen falschen geraten? Schließlich ist nicht jeder nur so unhöflich wie ich es bin!“
„Das ist doch nicht dein Ernst David! Du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass du nicht weißt, wie gut du aussiehst? Also auch wenn das nicht
meine
Art ist, konnte ich sie gut verstehen, dass sie es zumindest versucht hat. Und hier unten in all dem Trubel findet man eben den einen oder anderen für eine oder mehrere Nächte. So ist es nun mal!“
„Wie soll ich das verstehen? Sehe ich nur für die anderen gut aus und für dich nicht? Oder wie meinst du das?“
Sara blickte beschämt zu Boden. Sie hatte ihre Kapuze abgenommen und ich konnte sehen, wie peinlich ihr plötzlich dieses Thema wurde. Sicher hatte sie sich gewünscht, ihr Gesicht nun unter der Kapuze verstecken zu können.
„Nein, du siehst auch für mich gut aus. Also eigentlich sogar ein bisschen zu gut. Zu gut ist nie so gut weißt du, denn dann hat man immer das Gefühl, man wäre nicht gut genug. Außerdem meinte ich nur, dass es nicht meine Art ist, so direkt jemandem zu sagen, was ich will. Eigentlich will ich ja ohnehin von niemandem mehr etwas, ganz egal wie gut er aussieht.“
„Wie schade! Dann bist du die einzige, bei der es nicht funktioniert, und gerade bei dir hätte ich es mir mehr gewünscht, als bei all den anderen. Das ist dann wohl Schicksal!“
Ich versuchte meiner Stimme einen neckischen Touch zu geben und hoffte inständig, dass es mir gelang, doch im meinem toten Inneren hätte ich wenn es gegangen wäre vor Schmerz schreien können. Ihre Abneigung und Kälte dem männlichen Geschlecht gegenüber war so offensichtlich und unnachgiebig und ich konnte von Glück sagen, dass sie bereit war, sich mit mir zu unterhalten, denn schon jetzt war ich derjenige, der sie mehr brauchte, als sie mich.
Das stand für mich fest.
„Schicksal, ja, vielleicht ist es das tatsächlich! Aber sag, warum gehst du nicht auf die Angebote ein? Das Mädchen war doch ziemlich hübsch! Wie kommt es, dass du alleine bist?“
Anscheinend war sie wirklich nicht im Geringsten an mir interessiert, sonst hätte sie nicht eine solche Frage gestellt und für ein anderes Mädchen geworben.
„Ich suche nach der Richtigen! Weiter nichts!“, entgegnete ich Sara und spürte, dass sie sich im gleichen Moment räusperte, aber nicht nur sie tat es. Mein Herz tat wieder den vermeintlichen und mittlerweile bekannten Ruck, zu dem ein beklemmendes Gefühl in der Brustgegend einsetzte, das ich heute zum ersten Mal empfand.
Es erinnerte mich an enttäuschte Situationen aus der Vergangenheit, in denen ich mehr als nur traurig und einsam war, doch auch wenn es mehr ein Schmerz, als ein Gefühl der Freude war, wollte ich es mir um nichts auf der Welt wieder wegdenken. Zum Menschsein gehörten eben auch der Schmerz und das Leid, nicht nur die Liebe, und wenn ich wieder ein Mensch werden wollte, dann musste ich auch die andere Seite, die Kehrseite der Medaille, akzeptieren.
„Schon beim ersten Mal, als ich dich gesehen habe, wusste ich, dass du ein seltsamer Vogel bist, und daran wird sich wahrscheinlich auch nichts ändern.“
Sara schüttelte ungläubig den Kopf, als hätte ich von etwas gesprochen, das es nicht gab.
„Was ist seltsam daran, wenn ich mich von anderen nicht enttäuschen lassen will und lieber auf die richtige warten möchte? Ist das wirklich so seltsam? Für mich ist das der einzig richtige Weg, alles andere ist doch reine Zeit- und Kraftverschwendung.“
Sicher wollte ich Sara auch ein wenig von meiner Einstellung überzeugen, andererseits wollte ich sie nicht zu sehr bedrängen. Was hätte sie wohl gesagt, wenn ich ihr eröffnet hätte, sie sei die Richtige? Wenn ich es denn selbst glauben konnte, denn auch wenn alles danach aussah, war da immer noch dieses gewisse Unbehagen, von dem ich nicht wusste, was es zu bedeuten hatte.
Normalerweise wusste man das nach zwei Treffen noch nicht, es sei denn man war ein Vampir und hatte gerade den Weg aus der Unendlichkeit herausgefunden.
„Ja, vielleicht ist das wirklich der einzige
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