Bissige Spiele (German Edition)
meine Freunde sein können.
Ich trat den Heimweg an. Schließlich musste ich mich ja noch Maureens Meinung stellen.
Sie wartete in ihrer Bibliothek auf mich. Dieser Raum war ihr der liebste. Er roch nach Wissen und Weisheit. Große Worte, aber wenn ich Maureen anschaute, dann fiel mir immer nur ein, wie wohl erzogen sie war und vor allem war sie belesen. Ein belesener Vampir. Unter Sterblichen musste sich das absolut lachhaft anhören, aber so war es nun mal.
„David, wie geht es dir?“ Auf diese Frage war ich nicht gefasst.
„Wie meinst du das?“, fragte ich zögerlich zurück. Ich wusste nicht worauf sie hinaus wollte.
„Genau so, wie ich es gesagt habe. Ich möchte wissen, wie es dir geht. Dass du keinen Durst hast, sehe ich. Deine Augen leuchten wie ein Rapsfeld. Was hast du erwischt?“
„Einen Leckerbissen – Luchs. Plötzlich war er da, ganz allein. Ich habe noch nie einen in der Gegend hier gesehen. Ein echter Glückstreffer!“ Ich versuchte Maureen mit meiner Geschichte abzulenken, aber ich war mir eigentlich sicher, dass es nicht funktionieren würde.
„Das freut mich, er hat deine Sinne hoffentlich ein wenig besänftigt. Aber wie steht es mit dem anderen Bedürfnis?“
Was sollte das denn? Konnte sie tatsächlich spüren, dass in mir mehr erwacht war, als nur Verlangen? Dass es sich hier bereits um ein Bedürfnis handelte? Sah Maureen mir an, dass ich Gefühle hatte? Und wenn ja, woher konnte sie nur wissen, dass es möglich war, welche zu bekommen?
„Ich meine, das Bedürfnis bei Sara zu sein!“ Ein Zucken durchlief meinen gesamten Körper, als Maureen so einfach ihren Namen erwähnte, ohne Vorwarnung. Ich muss wie ein Idiot ausgesehen haben, als ich mit offenem Mund dastand.
„Maureen, ich…“, und dann platzte es aus mir heraus.
„Maureen, ich erkenne mich selbst nicht wieder. Mein Verstand setzt in ihrer Gegenwart plötzlich ein. Mein Körper reagiert seltsam und mein Herz, das so tot ist, wie alles andere an mir, macht ständig einen Ruck, wenn ich an sie denke oder in ihrer Nähe bin. Mein Durst nach Frauen ist seitdem unerträglich geworden, nur in ihrer Nähe ist es, als hätte ich nie Durst gehabt. Einerseits will ich einfach nur von ihr weg, weil ich Angst davor habe, euch durch meine anschließende Gier in Gefahr zu bringen, andererseits kann ich ohne das aufsteigende Gefühl in meiner Brust nicht mehr sein. Selbst bei der Jagd hatte ich Schwierigkeiten mich ganz und gar auf meine Instinkte zu verlassen. Ich konnte nicht abschalten. Sag, ist das der Wahnsinn, der in mir aufsteigt? Werde ich vielleicht verrückt? Bitte Mutter, hilf mir, sag doch etwas Tröstliches!“
Maureen trat einen Schritt auf mich zu. Ihre braunen sanften Haare umrahmten ihr liebevolles Gesicht, wie die eines Engels- in Vampirgestalt natürlich. Sie stand jetzt nur noch eine Armlänge vor mir. Dann streckte sie ihren rechten Arm nach mir aus und hob meinen gesenkten Kopf ganz sachte, sodass ich ihr in die Augen sehen konnte.
„Nein David, das ist nicht der Wahnsinn. Das ist die Liebe!“
Es traf mich mitten in mein lebloses Herz. Hatte ich das nicht schon die ganze Zeit geahnt? Hatte ich doch schon bei der ersten Begegnung mit ihr an der Themse bemerkt, dass hier etwas ganz und gar anders war, als alles, was bisher gewesen ist. Die ganze Zeit wollte ich es nicht wahr haben.
Ich alter Kontrollfreak!
Alles musste ich immer unter Kontrolle haben, besonders meine Gefühle gegenüber dem Blut von Mädchen. Und jetzt war mir genau das aus dem Ruder gelaufen. Mein Kontrollwahn hatte ein jähes Ende. Ich hatte gar nichts mehr unter Kontrolle!
Das war eine Einsicht, die mir nicht leicht fiel, aber Maureen hatte Recht.
Das auch noch! Erst Hugh und jetzt Maureen, beide hatten vor mir das gewusst, was mir auch jetzt schwer fiel mir selbst einzugestehen.
Maureen blieb stumm. Auch ich sagte nichts mehr. Der Rest des Abends verlief ohne weitere Diskussionen – zum Glück. Gary kam wieder einmal vorbei und ich musste von meinem kleinen Rendevouz mit dem Luchs erzählen. Gary war ganz aufgeregt darüber, dass ein Luchs in die Gegend gekommen war. Vielleicht waren noch mehr zu finden. In der kommenden Nacht wollten sich Gary diese Aussicht nicht entgehen lassen. Maureen war ebenso begeistert. Und so zogen sie in die Dunkelheit, während ich zurück nach London fuhr, um am Ufer der Themse das Mädchen zu treffen, das meinem leblosen Körper wieder ein wenig Wärme gab und das auf dem besten Wege war, die
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