Bissige Spiele (German Edition)
alle, die ich bislang hatte. Es ist kaum noch etwas zu sehen. Was haben Sie nur mit ihr gemacht David? Sie werden doch am Ende mich nicht auch umbringen?“
Es lag ein seltsamer Ton in ihrer Stimme. Eine Mischung aus Provokation und Masochismus, über den ich nicht gerade lachen konnte, und unter der Beobachtung von Sara war mir diese Andeutung, die sicherlich nur Spaß gewesen war, zutiefst unangenehm.
„Nun, das käme auf einen Versuch an, was meinen Sie?“, antwortete ich ebenso sarkastisch, denn ich wusste, dass ich nur auf diese Weise eine Chance hatte, meine Anonymität weiterhin zu wahren.
Saras Augen verfinsterten sich und ich konnte die Irritation in ihnen deutlich erkennen. Die letzte Stunde war zu konfus, zu seltsam gewesen, und ein Mädchen wie Sara gehörte schließlich nicht zu jenen, die man mit einer Google – Erklärung füttern und zufrieden stellen konnte. Das war eben das Besondere an ihr!
„Wie wäre es mit ein wenig richtigem Essen?“, versuchte ich das Thema zu unterbrechen.
„Entschuldigt bitte, ihr zwei. Diese Nachricht hat mich völlig um den Verstand gebracht. Wenn ich nur daran denke, dass es Sara ebenso ergehen könnte, wie meiner Schwester, dann kann ich gar nicht weiter denken! Ich möchte sie einfach nur immer in Sicherheit wissen, verstehen Sie?“
„Ja, das möchte ich auch! Ich verstehe Sie sehr gut, Catherine!“
Sie schien sich durch meine Worte zu beruhigen und bat uns an den perfekt gedeckten englischen Tisch.
Die Stimmung hatte sich gegenüber gestern erheblich verändert. Zwar war Catherine nach wie vor von meiner Erscheinung auf besondere und bekannte Weise angetan, doch Sara war nun nicht mehr distanziert und scheu. Auf mich wirkte sie gelöster und offener und ihr Lächeln berührte mein totes Herz mehr denn je. Zudem hatte die übertriebene Fürsorge und Hingabe ihrer Tante ihr Interesse an mir geweckt. Wahrscheinlich dachte sie, ´wenn jetzt auch schon meine Tante, die in meiner Wertschätzung ganz oben liegt, von diesem Typ hingerissen ist, dann ist ja vielleicht etwas dran.´ Es kam mir eben genau so vor, und ich lächelte ein wenig in mich hinein, welche Macht doch die Eifersucht hatte, während ich versuchte gedünstetes Gemüse in mich hineinzutreiben. Ich hatte ja gewusst, dass es schlimm werden würde, aber so schlimm, hatte ich mir nicht ausgemalt und ich verfluchte mich selbst, weil ich mir keine Ausrede hatte einfallen lassen, um dieses Essen zu umgehen. Ein wenig Rindfleisch wäre mir ja eventuell noch bekommen, aber Gemüse war wirklich die schlimmste Folter für einen Vampir!
Schon während dem Essen war meine körperliche Verfassung nicht besonders gewesen, denn jeder Bissen tat seine Wirkung, doch nachdem wir das Essen beendet hatten, und ich merkte, dass mich Sara die ganze Zeit über scharf beobachtet hatte, wollte ich nur noch eines! Auf die Toilette und mich des Gemüses entledigen!
Was ich dann auch schleunigst hinter mich brachte. Mehr wie erleichtert von dem unangenehmen Zwischenfall kehrte ich zu den beiden zurück. Sara hatte es sich inzwischen in der Wohnstube gemütlich gemacht. Im Gegensatz zu gestern pfiff sie fröhlich vor sich her, hatte ihre zarten Füße angewinkelt auf das Sofa gelegt und sah sich im Zimmer um. Natürlich hatte sich seit gestern nichts verändert, ich schätzte Catherine auch nicht so ein, als bräuchte sie von Zeit zu Zeit eine Veränderung in ihrem Heim, wie andere Menschen dies benötigten. Sie war eher der bodenständige Typ, der gerne alles an seinem Platz hatte und nur gelegentlich und nach reifer Überlegung eine klitzekleine Veränderung vornahm. Wahrscheinlich waren diese Veränderungen dann auch definitiv nur dekorativer Art. Eine Vase, oder eine Schale mit Früchten. So schätzte ich sie ein, und sicher hatte ich damit auch Recht!
Saras Augen wanderten an den Gemälden vorbei bis hin zum Saxophon, das ebenso immer noch an seinem speziellen Platz hing.
Dann sah sie zu mir und schaute mich fragend an. Ich sah sie ebenso an, eher abwartend, welche Frage sie mir nun stellen würde, und ich wurde nicht enttäuscht.
„Spielst du wirklich Saxophon?“
Ein merkwürdiges Interesse lag in ihrer Stimme, neugierig und sehnsüchtig zugleich.
„Mein Onkel hat sehr schön gespielt. Am liebsten Jazz oder Blues! Es ist schon lange her, aber ich weiß noch genau, wie er auf Geburtstagen oder wenn wir ihn besucht haben, gespielt hat. Der Klang hat bei mir ein seltsames Gefühl hinterlassen. Gerade so, als
Weitere Kostenlose Bücher