Bissige Spiele (German Edition)
für Sara war. Sara ging so harmlos darauf ein, dass ich ein Blutsauger war, dass mir das ganze mehr als unheimlich vorkam. Angst konnte ich nirgendwo an ihr erkennen.
Im Gegenteil! Hatte sie nicht vorhin noch von meiner Gattung geschwärmt, wie von nichts Vergleichbarem? Wieso war sie nur so leichtsinnig und vertrauenswürdig?
Ich war ein Vampir! Soviel stand fest! Und daran konnte auch Sara zunächst erstmal nichts ändern! Als Mensch musste sie doch normalerweise eine natürliche Abwehrhaltung ihren Feinden gegenüber entwickeln, aber bei Sara war ich mir nicht ganz sicher, ob sie nicht wollte, dass sie in Gefahr war. Das passte auch zu dem, was ich über Vampire und ihre Opfer wusste, denn oft wurden sie von den negativen Emotionen ihrer Opfer angezogen.
Vielleicht war ich deshalb auch von Sara so angezogen? Möglicherweise war das alles nur ein Täuschungsmanöver meiner Natur! Und keine Zuneigung oder gar Liebe!
Mir war ohnehin noch schlecht von dem für mich grausamen Essen und nun hätte ich schwören können, dass mir der Gedanke, Sara wollte sich in Gefahr bringen, und ich hätte eventuell das Werkzeug dazu sein können, buchstäblich auf den Magen schlug, auch wenn dies ein altes vergessenes Gefühl meines menschlichen Lebens war.
„Manchmal habe ich das Gefühl, als überdauerte die Musik alles andere!“, unterbrach mich Sara und holte meine ungeteilte Aufmerksamkeit damit wieder zurück auf das gemütliche senffarbene Sofa.
„Das tut sie!“ Meine Antwort war knapp und Sara konnte die Stille, die für einen Moment in den Raum trat, gut ertragen.
Catherine kam von ihrer Küchenarbeit zurück. Ich war der Meinung, dass sie sehr deutlich gespürt hatte, dass Sara Interesse an mir hatte, und wahrscheinlich war sie deshalb verhältnismäßig lange in der Küche geblieben. Sicherlich hatte sie Dinge erledigt, die nicht zu ihrem Alltag gehörten, nur um uns die Möglichkeit zu geben, uns zu unterhalten.
Und das hatten wir ja auch getan.
„Nun David, hat dir das Essen geschmeckt? Du siehst ein wenig blass aus! Ist alles in Ordnung?“
Catherine versuchte mich zwar nur fragend anzusehen, aber ich konnte ihr inneres Dilemma deutlich erkennen. Sie tat sich schwer mir gegenüber nicht aufdringlich und schmachtend aufzutreten, und irgendwie tat sie mir ein wenig leid.
Es musste wirklich furchtbar sein, wenn man auf eine solche Weise angelockt wurde, dass man kaum widerstehen konnte, aber schließlich war es von der Natur eben so eingerichtet, dass sich die Opfer oft von Lockstoffen überlisten ließen. Dieses Phänomen gab es bei Pflanzen und Tieren, wieso also nicht auch bei Vampiren?
Selbst Liebende wurden durch irgendeine Art des anderen angelockt und betört! Ok! Ich musste zugeben, dass Liebende natürlich als Preis die Liebe bekamen und nicht den Tod, aber irgendwie beruhigte mich die Tatsache, dass ich nicht das einzige Lebewesen war, das solche Signale aussendete. Zudem hatte ich mich in all den Jahrhunderten mehr als daran gewöhnt, es war ein angenehmer Nebeneffekt, der die Jagd so leicht und unkompliziert machte, dass ich jedes Mal wieder schmunzeln musste.
„Er ist immer so blass!“, entgegnete Sara bevor ich einen Ton erwidern konnte. Dann hatte sie also so ihre Theorie zu meiner Blässe und es war eine Tatsache, die ihr nicht entgangen war.
„Du müsstest ihn bei Nacht sehen, Tante Catherine, dann wirkt er wie ein Leichentuch. Und wenn der Himmel klar ist, macht er sogar dem Mond Konkurrenz. Er könnte sein Zwilling sein!“
Ich musste gestehen, dass ich sprachlos war. Wie konnte Sara nur auf eine solche Weise von mir sprechen. Sicher wäre ich als Mensch puterrot angelaufen, und auch jetzt spürte ich eine Unruhe, die mich nervös auf dem Sofa hin und herrutschen ließ. Sara sah sehr gelassen aus. Es schien sie zu amüsieren, wie sehr sie mich mit diesen Aussagen berührt hatte. Ihr Blick wanderte über mein Gesicht, was ich deutlich in den Augenwinkeln sehen und auch spüren konnte. Wenn sie mich ansah, empfand ich immer ein wärmendes und wohliges Gefühl in meiner Brust. Auch wenn ihre Blicke manchmal nicht die angenehmsten waren, hinterließ alleine ihre unmittelbare Nähe eine Geborgenheit und Sicherheit bei mir wie keine andere. Mein Gefühl lebendig zu sein, war von einer solchen Intensität, nur das Saxophonspielen konnte mich ähnlich lebendig werden lassen.
Nein, was faselte ich da! Nichts war mit dieser Lebendigkeit zu vergleichen. Nichts! Alles war neu an diesen
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