Bissige Spiele (German Edition)
Herzen lag. Alles schien mir ganz einfach. Ich nahm allen Mut zusammen und beichtete erneut nun mit zitternder, unsicherer Stimme.
„Sara, alles, was ich tue, tue ich nur, um in deiner Nähe zu sein. “
Da war sie wieder, die Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass ich ohne Sara ein Nichts war, ein Vampir ohne Gefühl, ohne Herz, ohne Liebe!
„Dann tu`s! Du kannst bleiben!“, antwortete sie, und mir setzte für einen Moment mein nicht vorhandener Atem aus. Oder konnte ich etwa meine Lunge bereits spüren?
Dann wollte sie also, dass ich mit ihr zusammenblieb. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
Sie mochte mich!
Das war mehr, als ich verdiente. Aber ich nahm alles von ihr, was ich kriegen konnte.
Ich konnte und wollte nicht mehr ohne Sara existieren.
„Wollen wir gehen? Ich möchte Catherines Nerven nicht unnötig strapazieren.“
„Natürlich Sara.“
Ich bezahlte die Rechnung, was für mich selbstverständlich war, und wir nahmen den gleichen Weg, den wir hergekommen waren. Die Gassen waren leerer geworden. Die meisten hatten ihren Bummel hinter sich und zogen sich zur Mittagszeit zurück. Auch auf dem Rückweg blieben wir an manchen Schaufenstern stehen. Ein kleiner Buchhandel erweckte Saras Aufmerksamkeit. Mir wäre es bedeutend lieber gewesen, wenn wir daran schnell vorbeigegangen wären, denn das gesamte Schaufenster war von Vampirbüchern übersät.
Zudem hatte man diverse kitschige Utensilien hinzugelegt: Särge, Vampirzähne, Fledermäuse, Spinnweben, schwarze Umhänge und dergleichen hingen und lagen auf blutrotem Pannesamt, der das gesamte Fenster schmückte und der die Bücher in Szene setzte.
Sara stand vor dem gruseligen Fenster, das mir beinahe mehr Angst machte als ihr, denn es hatte wirklich nicht im Geringsten etwas mit der Realität zu tun. Die typischen Legenden von Graf Dracula alias Vlad ?epe?, Jure Grando, und diverse neuere Literatur, die schon näher an unserem Dasein lagen, als dieser alte blutrünstige Holzpfahl – Im – Licht – zu Asche – werden – Mythos!
Vor jedem anderen Fenster hätten wir Stunden verbringen können, aber nicht vor diesem! Mir wurde zunehmend unwohler, da Sara zudem keine Anstalten machte, weiterzugehen.
Im Gegenteil! Sie zeigte auf dieses und jenes und erfreute sich an jedem einzelnen Detail, das sie zusätzlich kommentieren musste.
„Ach, ich stehe auf Vampire! Sie haben genau die Kälte, die ich gerne hätte, um mit den Niederschlägen im Leben klar zu kommen. Nichts tut ihnen leid! Sie töten, um zu leben, oder leben, um zu töten, wie auch immer! Und das war`s dann! Es muss herrlich sein, wenn man sich nicht ständig foltern muss und überlegen muss, was man alles richtig und falsch macht. Vampire kennen keine Reue!“
Die Sätze kamen mir vor wie ein Alptraum, ein falscher Film. Wie konnte sie nur so etwas sagen? Ja, natürlich, ich wusste wieso, nämlich weil alle eine völlig falsche Vorstellung von unserem Dasein hatten. Wie konnte das nur möglich sein und die Jahrhunderte überdauern? Wie konnte sich ein Mensch nur tatsächlich wünschen, ein Monster zu werden? Ein Serienkiller, der täglich Schlagzeilen in allen Zeitungen der Welt macht? Was war nur mit den Menschen los? War ihr Leben so wertlos, dass sie es mit einem Horrormärchen eintauschen würden? Oder war es einfach nur der Irrglaube, weil keiner die Wahrheit über unser liebloses Dasein wusste?
„Sara!“, sagte ich entrüstet.
„Das ist doch nicht dein Ernst!“
„Natürlich ist das mein Ernst! Wieso nicht? Vampire sind so cool!“
„Was ist, wenn das alles nur Legenden sind?“, fragte ich sie.
„Ist mir egal! Ich wollte ich wäre ein Vampir! Oder sagt man dann Vampirlady?“
Sie kicherte unter ihrer Kapuze, die sie kurz nach dem Verlassen des Teehauses wieder aufgezogen hatte.
„Du weißt nicht, was du da sagst! Du kennst den Preis nicht, den du dafür geben musst, um ein Vampir zu werden!“, versuchte ich sie zu schockieren, doch es schien, als ob sie völlig von der Literatur eingenommen war, wie alle anderen auch.
„Das ist mir auch egal! Dafür kann kein Preis zu hoch sein! Kennst du etwa den Preis?“, lachte sie mich an und ich überlegte, was ich darauf antworten konnte, um meine Identität geheim zu halten, ihr aber dennoch eine gute Antwort zu geben.
„Nun, nehmen wir einmal an, du könntest ein Vampir werden, müsstest dann aber ohne Liebe leben! Was hättest du dann vom ewigen Leben?“
Sie sah mich nachdenklich an und blickte erneut auf die
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