Bissige Spiele (German Edition)
allerdings versuchte ich meine Blicke nicht zu stechend und neugierig wirken zu lassen, was mir unter den Umständen meines riesigen Interesses eindeutig schwer fiel.
Schließlich stöhnte sie noch einmal auf und machte den Anschein, als hätte sie beschlossen sich mir zu offenbaren.
„Hugh ist ein Biest! Nur wenige sind so abgebrüht wie er! Kaltblütig, arrogant, vorsätzlich, rigoros. Mir fallen viele Eigenschaften ein, bei denen ich zwangsläufig nur an ihn denken kann. Alles, was er tut, tut er aus einer Art Vampirüberzeugung. Nichts hat nebenher eine Berechtigung. Hugh ist einfach unglaublich. Vampirischer kann ich mir niemanden hier im Land vorstellen. Doch wenn ich daran denke, irgendwo auf der Welt läuft jemand herum, der ihn so lieben könnte, dass er wieder ein Mensch werden könnte, dann läuft es mir kalt den Rücken herunter. Das Mädchen tut mir leid und es ist meine Aufgabe, dieses Geheimnis zu lüften. Ich fühle mich so schuldig und schrecklich dabei. Zu gerne gäbe ich diese Verantwortung ab. Und jetzt ist es noch schlimmer, als ich erwartet hatte.“
Mir war klar, Maureen erwartete von mir zu schweigen und ich tat es.
„Nichts von dem ich weiß, ergibt einen Sinn und trotzdem muss es so sein, denn was das Orakel verkündet hat, hat immer eine Berechtigung zu sein, auch wenn sich mir oft der tiefere Grund für eine gewissen Zeit verschließt. Und diese Verkündung ist so absurd, eine gewisse Zeit wird sicher nicht reichen, dahinter zu kommen.“
Selten hatte ich Maureen so verzweifelt und entmutigt gesehen. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen und wartete einfach nur ab. Nun konnte es nicht mehr lange dauern, bis sie das Geheimnis lüftete.
„Sara!“ Ich drehte mich um, doch niemand kam die Treppe hinunter. Was meinte Maureen damit.
„Es ist Sara, David!“
„Was ist Sara?“ Ihre Aussage klang so irrsinnig, ich verstand nicht, wie Maureen auf einen solchen Gedanken kam.
„Auch wenn dir der Gedanke nicht gefällt, wirst du es nicht ändern können. Mir gefällt er auch nicht! Ganz und gar nicht! Und dennoch ist kein Zweifel vorhanden. Das Orakel hat es gesagt. Es ergibt keinen Sinn und doch ist es so!“
Vollkommen verwirrt starrte ich Maureen an. Ich konnte mich an kein Orakel erinnern. Nur, dass wir im Wald waren und mit einer Gewissheit zurückkamen, die uns helfen sollte, und während ich noch versuchte, Einzelheiten aufleben zu lassen, verschwamm im gleichen Augenblick alles um uns herum wie bei einem Karussell. Übelkeit durchfuhr mich und ich erbrach die letzte Konserve auf den Fußboden.
„Bekommt dir wohl nicht mehr so wie vorher, was?“ Maureen neckte mich und sie hatte allen Grund dazu. Verdammt! Was hätte ich nur dafür getan, alles ein wenig beschleunigen zu können. Mittlerweile war es mürbe und ich fühlte mich extrem niedergeschlagen.
Der Schwall Blut breitete sich langsam auf dem Holzboden aus und versickerte in die Ritzen der Dielen, während ich mich noch von meinem Schock zu erholen versuchte, obwohl ich nicht hätte sagen können, welcher Schock nun größer war. Verschüttetes Blut war in diesem Haus nicht gerade etwas Besonderes und doch kam es mir unüblicher vor denn je. Alles hatte sich verändert. Meine Wahrnehmung, mein Geschmack, meine Atmung, mein Herz, meine Gefühle. Für alles war ich unendlich dankbar, aber für diese Eröffnung konnte ich mich keineswegs begeistern. Sinnlos und schwachsinnig fiel mir dazu ein. Nichts weiter.
Sara konnte nicht nur mir das Leben schenken, sondern auch meinem größten verhassten Vampirkollegen, und mir bekamen keine Konserven mehr, was bedeuten musste, ich verwandelte mich ebenso, oder nahm bereits Eigenschaften und Wesenszüge der Menschen wieder an.
Nebenher registrierte ich Maureen, die mein Erbrochens anstandslos wegwischte. Natürlich war ich kreideweiß, dennoch spürte ich neben meiner Blässe den Hauch von Schockiertheit, den meinen Augen sicher nicht verbergen konnten.
„Meinst du Sara will Hugh?“ Meine Worte klangen wie ein Alptraum, und doch hatte ich die Frage gestellt.
„Was glaubst du?“ Ich hasste Gegenfragen!
„Sara ist eine Vampirnärrin! Das steht fest. Manchmal weiß ich nicht, was sie wirklich will. Will sie den Vampir David, möchte sie selber einer sein, oder ist es ihr Wunsch, mir mein Leben zurückzugeben? Undurchsichtig wie trübes Wasser sind ihre Worte und die Taten!“
Unweigerlich musste ich an meine letzten körperlichen Übergriffe denken und im selben Moment
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