Bissige Spiele (German Edition)
Aber begeistern? Sara sah dies natürlich ähnlich. Im Grunde genommen hätte ich mir ihre Reaktion auch vorher bereits ausmalen können. Wenn sie schon so verrückt war, unsere letzten körperlichen Zusammenkünfte zu genießen und sogar davon abhängig zu werden, konnte man ihr einfach alles zutrauen. Was wollte dieses Mädchen eigentlich? Für mich wurde alles immer schleierhafter und zunehmend trauriger, da ich meine bevorstehende Verwandlung schwinden sah, wie ein Zug, der nicht aufzuhalten war.
„Dachtest du all die Jahre, verrückt geworden zu sein?“ In ihren Worten lag ein gewisses Mitleid, was mich definitiv überraschte.
„Irgendwie schon! Ich dachte an einen Virus, eine Mutation oder so was. Jedenfalls gab ich mir selbst die Schuld und so war es auch!“
„Wie meinst du das? Wieso warst du schuld?“
„Meine Enttäuschungen! Sie zu ertragen, war einfach zu schwer. Sie haben so wehgetan, dass ich die Liebe aus meinem Herzen verbannt habe. Die Hassgefühle wurden immer stärker und stärker, und anstatt auch mein eigenes Versagen zu erkennen, steigerte ich mich so sehr in meinen unbändigen Hass gegen mich selbst und die Liebe, dass ich zum Opfer wurde.“
„Ist das der Grund, warum du mich damals auf der Bank an der Themse gewarnt hast, meine Gefühle nicht zu verlieren?“, wollte sie wissen und ich war von ihrer Merk- und Kombinationsfähigkeit richtig überrascht.
„Das ist unglaublich, Sara! Woher wusstest du…?“
„Na hör mal! Du hast mir so oft nahe gelegt, an meinen Gefühlen festzuhalten und die Wut nicht in mein Herz zu lassen. Wozu hättest du das sonst tun sollen?“
Sie hatte Recht! Wozu? So selbstsicher wie sie mir das erklärte, gab es keine andere Erklärung für mein Verhalten. Und es stimmte. Nicht nur einmal war ich Sara damit auf die Nerven gegangen. Immer und immer wieder versuchte ich ihr den Wert der Liebe zu vermitteln und an sie zu glauben. Mit Erfolg! Doch jetzt brachte uns dieser Erfolg in eine seltsame und missliche Lage. Ich glaubte nicht, einer von uns konnte in diesem Augenblick eine Lösung für uns finden, die uns eine gemeinsame Zukunft bot.
Weder mit meiner Gier nach ihrem Blut, noch mir ihrer Gier nach meinen bissigen Liebkosungen. Sie war, ohne es zu wollen, zu meiner kleinen Süßigkeit geworden, von der ich immer wieder naschen wollte, und die mir ein außergewöhnliches Gefühl der Zufriedenheit und Anerkennung meiner immer verhassten Daseinsform einhauchte. Zum ersten Mal seitdem ich ein Vampir war, empfand ich für irgendetwas an mir einen Sinn und eine gleichzeitige geistige und körperliche Befriedigung, wenngleich ich nicht in der Lage war mehr zu empfinden, als dieses einzigartige Gefühl. Wäre es mit der unumstößlichen Emotion der Liebe begleitet gewesen, hätte ich mir niemals eine andere Daseinsform gewünscht.
Trotzdem. Sara hatte etwas angesprochen, das auch mir nicht verborgen geblieben war und eine Klärung der Umstände war dringend notwendig.
„Müssen wir denn andauernd über mich sprechen? Gut! Ich gebe es zu! Du hast mich mit deiner Hingabe und deinem Verlangen meinen Bissen gegenüber wirklich sehr ermutigt und gestärkt. Und es ist nicht unbedingt der Geschmack deines Blutes, der mich reizt, auch wenn er an Milde und Süße kaum zu überbieten ist. Vielmehr ist es die Art deiner Forderung, dein Körper, der sich unter meinen Bissen aufbäumt und wieder entspannt, du akzeptierst und liebst mich, den Vampir David Morse! Du hast keinerlei Ängste und vertraust mir so sehr nicht vollständig die Kontrolle zu verlieren, dass ich vor Rührung noch mehr erblassen würde, wenn ich dazu in der Lage wäre. Doch das Ganze macht mir auch Angst. Ich weiß wirklich nicht wie lange ich das weiter tun kann. Außerdem möchte ich dich nicht mit lauter Bissen übersät sehen, wissentlich selbst dafür verantwortlich zu sein. Du bist so jung und wunderschön, Sara!
Wenn du mich nur verwandeln würdest, könnten wir eine Familie gründen und uns irdischen Gelüsten hingeben, ohne dass ich dich unentwegt foltern und heilen muss. Zumindest kommt es mir so vor, auch wenn du eine andere körperliche Wahrnehmung hast. Der Pfad gefällt mir nicht, er birgt zu viele Gefahren. Auch Maureen hat uns gewarnt, weißt du noch?“
Sara nickte. Endlich war der Ausdruck der Bewunderung aus ihrem zarten Gesicht gewichen. Bedenken und Skepsis waren an seine Stelle getreten. Das gefiel mir wesentlich besser.
„Aber jetzt habe ich schon wieder über mich
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