Bissige Spiele (German Edition)
hätte ich mich direkt noch einmal übergeben können, doch ich riss mich zusammen.
„Ihr habt es noch einmal getan, nicht wahr?“
Ich nickte nur.
„Ungewöhnlich, wie sie daran Gefallen finden kann! Normal ist es nicht! Bist du dir denn sicher, dass du Sara willst?“ Bei dieser Frage musste man ja zu sich kommen und genau das geschah auch. Vorwurfsvoll und enorm klar blickte ich sie an.
„Willst du andeuten, sie sei nicht normal?“, fauchte ich.
„Nennst du ihr Verhalten denn so?“
Unerwartet traf mich meine Mutter an einem äußerst wunden Punkt. Bereits beim ersten Mal war mir der Gedanke gekommen, etwas könne eventuell mit Sara nicht stimmen. Was es sein konnte, war mir nicht klar. Im Prinzip konnte es nur eine Störung sein, die durch den Verlust der Mutter einhergegangen war. Sonst fiel mir nichts ein. Vampirwahnsinn war nicht gerade verbreitet und die Ursache gänzlich unbekannt.
Verwirrt sah ich Maureen an, deren Blick weiterhin auf mich gerichtet war. Sie hatte mir eine wichtige Frage gestellt, auf die sie eine Antwort wollte und es schien nicht, als ob sie darauf verzichten wollte, denn sie hob fragend den Kopf, um mir verstehen zu geben, ich solle reagieren.
„Maureen, ich weiß wirklich nicht, ob ich in der Lage bin das zu beurteilen. Sicherlich scheint es völlig absurd, sich Wunden zufügen zu lassen, und das auch noch von einem Vampir. Unter normalen Menschen ist dies ja schon mehr als ungewöhnlich, aber sich auch noch in Gefahr zu bringen, ist wirklich krankhaft. Dennoch scheint das Gefühl zu mir und zu meinen Bissen so stark und unwiderstehlich zu sein, dass sie eine Art Sucht empfindet, während sie alle Grenzen und Regeln überschreitet. Auf gewisse Art bewundere ich ihre Unerschrockenheit und Liebe. Sie ist grenzenlos und voller Vertrauen. Ohne jegliche Zweifel, ohne Angst! Es ist, wie es ist!
Ich befürchte, Sara ist klarer, reiner und mutiger als wir alle zusammen. Mit ihren Gefühlen hat sie die Welt in einen Trümmerhaufen verwandelt und lächelnd schaut sie zu, denn sie hat ein Haus aus einem Material gebaut, das nie einstürzen kann.“
In meinen Augenwinkeln konnte ich die Fassungslosigkeit aber auch Bewunderung in Maureens Augen erkennen und wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, hätte ich sicherlich dasselbe empfunden. Denn auch wenn ich die Worte gerade ausgesprochen hatte, so waren sie mir trotzdem neu und ungewohnt. Zwar hatte ich sie gehört, aber bewusst, wurden sie mir erst in diesem Augenblick.
Ich hatte von Sara gesprochen wie von einer Heiligen, und irgendwie war sie es auch für mich. Trotz oder gerade wegen ihrer Vorliebe nach möglicherweise Tod bringenden Bissen.
Nun blickte ich Maureen an. Weinen konnte sie nicht vor Rührung, doch anscheinend hatten ihr meine Worte einen derartigen Hieb versetzt, so dass sie in der Lage war gerührt zu schauen mit einer Prise Hochachtung, die mir jene Bestätigung gab, die ich brauchte.
„Was werden wir nun tun?“ Dies aus ihrem Mund zu hören, war ungewöhnlich, denn normalerweise kamen die Vampire zu ihr, um von ihr Rat zu bekommen.
„Sollen wir es ihr sagen? Was meinst du?“, fügte sie noch hinzu und mir wurde erneut schlecht bei dem Gedanken.
Schnell schüttelte ich meinen Kopf, um meine Ablehnung zu signalisieren, denn die Frage hatte mir kurzzeitig eine trockene Kehle verpasst, die ich nur mit einem heftigen Schluck A negativ wieder in den Griff bekam.
„Sollen wir es einfach abwarten und schauen was passiert?“
„Sie wird es wissen wollen! Wir können sie doch nicht anlügen!“, gab ich zu Bedenken. Meine Kehle war immer noch ziemlich trocken, und meine Stimme hörte sich an wie ein Reibeisen, doch viel Zeit blieb uns nicht mehr. Ich nahm ganz deutlich Saras Blutfluss durch die Decke wahr. Ihr Blut floss nicht mehr ruhig und geregelt durch ihre Adern, vielmehr geriet es in Wallungen, was bedeutete, das Erwachen stand bevor. Zwar konnte es noch etwas dauern, aber sie war auf dem besten Wege, bald die Augen zu öffnen.
„Hat das Orakel etwas dazu gesagt?“ Krampfhaft bemühte ich mich Bilder oder Worte in meinem Gedächtnis zu finden, doch dort war nur Nebel. Faszinierend und doch beängstigend. Wie konnte es nur möglich sein, einen Zeitraum aus dem Gedächtnis zu löschen?
„Ja, es sagte, ich solle es
euch
sagen! Wenn das ein Befehl war, dann gibt es keine Zweifel. Ich schätze, es war so gemeint.“ Sie stockte kurz.
„Wenn tatsächlich alles eine Bedeutung und einen Sinn hat, dann ist
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