Bist du mein Kind? (German Edition)
sofort eingeschlafen. Die frische Luft und die vielen Eindrücke tun ihr Übriges.
In der Zwischenzeit haben meine drei den Tisch abgeräumt. Wolfgang spült und verkündet: „Schatz, du brauchst nicht abtrocknen, wir lassen alles trocknen und morgen früh räumen wir die Sachen in den Schrank“.
Ich bin froh, dass ich einen Mann geheiratet habe, der so gute Ideen hat.
Wir fordern die beiden Großen zu einer Runde Mau Mau heraus. Maxi ist begeistert, hat er doch so einen runden tollen Kartenhalter, weil seine Hände noch so klein sind. Er liebt dieses Teil und allein deswegen spielt er leidenschaftlich gerne Mau Mau.
Leon mischt und zählt stolz für jeden sieben Karten ab. Und wie immer, verliere ich jede Runde. Spaßeshalber versuche ich zu schummeln, indem ich Karo auf Herz lege oder Pik auf Kreuz. Aber ich werde jedes Mal erwischt. So verliere ich weiter, doch es ist mir vollkommen egal.
Nach einer Stunde wird es Zeit für unsere Kinder. Wolfgang macht die Kinder bettfertig und ich räume ein bisschen auf.
Wir legen uns alle im Kinderzimmer auf die Betten und ich lese noch eine kleine Geschichte vor. Ich schaffe es gar nicht bis zum Ende, weil die Beiden, kaum dass sie liegen, eingeschlafen sind. Wir schleichen aus dem Kinderzimmer und lehnen die Tür an.
Wolfgang nimmt die angebrochene Rotweinflasche und unsere Gläser. Er geht nach draußen und setzt sich auf die Bank. Ich folge ihm und wir trinken den restlichen Rotwein und plaudern noch ein bisschen.
Als die Flasche leer ist, haben wir auch die nötige Bettschwere und kriechen ins Bett.
„Aber morgen machen wir einen Ausflug, sonst verlängere ich nicht um eine Woche“ verlange ich von Wolfgang.
„Gut, was hältst du davon, wenn wir mal zum Atlantik fahren“?
„Ich finde dass das eine fantastische Idee ist. Schließlich sollen unsere Kinder auch mal dieses Meer sehen.“
Das sollte der letzte unbeschwerte und normale Tag unserer Familie werden.
2001 Mai Tag 3 in Frankreich
Ich wache auf. Es ist zwanzig nach sieben. Kein Geräusch aus dem Kinderzimmer. Zwanzig nach sieben!
Ich steige aus dem Bett und verlasse leise das Zimmer. Die Kinderzimmertür ist noch genauso angelehnt wie am Abend zuvor. Ich schiebe sie auf und sehe zwei in Decken und Kissen vergrabene Kinder. Sie schlafen tatsächlich noch tief und fest.
Ich gehe in die Küche, koche mir einen Kaffee und setze mich auf das Sofa. Wann habe ich sonst schon mal die Gelegenheit am frühen Morgen in aller Ruhe lesen zu können. Ich schlage mein Buch auf und tauche ab in den fesselnden Krimi.
Zwei Kapitel später öffnet sich die Kinderzimmertür und Maxi kommt schlaftrunken zum Sofa.
„Liest du, Mama“?
Ich lege mein Buch zur Seite, ziehe ihn aufs Sofa und kuschel mich an ihn. Er riecht so schön nach Bett und Schlaf und Kind, dass ich seinen Geruch ganz tief einsauge.
So bleiben wir aneinander gekuschelt einfach sitzen. Ein paar Minuten später höre ich Timo in seinem Bettchen brabbeln. Als ich aufstehen will, bittet Maxi mich, bei ihm zu bleiben. Ich stimme ihm zu, denn Wolfgang ist ja noch im Schlafzimmer und kann Timo „übernehmen“.
Ich bleibe mit Maxi auf der Couch. Zwei Minuten später schiebt sich Leons verwuschelter schwarzer Haarschopf durch die Kinderzimmertür.
„Seid ihr schon lange wach“? fragt er gähnend.
„Es geht so, aber du kannst dich auf die andere Seite von Mama setzen, dann können wir einen Dreier-Kuschler machen“, schlägt Maxi Leon vor.
Dem gefällt der Gedanke und Leon setzt sich an meine andere Seite. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen und schnupper auch an ihm. Auch ein leckerer Geruch nach Schlaf, Liebe und Wärme. Ich rieche abwechselnd an meinen beiden Kindern und denke, dass es toll wäre, wenn ich diese beiden Kindergerüche einfangen könnte um sie später immer mal wieder herauszuholen und zu beschnuppern. Dabei fällt mir Patrick Süsskinds „Das Parfüm“ ein. Der Preis ist mir denn doch zu hoch.
Wolfgang kommt mit Timo aus dem Schlafzimmer. Er zwängt sich auch noch mit auf die Couch. Timo genießt seine erhöhte Position, lacht einmal in die Runde und hebt grüßend seine Hand. Eine eher zufällige Geste, aber wir müssen alle lachen.
„Also los“, sage ich.
„Fertigmachen, frühstücken und dann fahren wir ans Meer“.
Zwei grüne und zwei braune Augen schauen mich an. Ans Meer? scheinen sie zu fragen. Wolfgang erklärt ihnen, dass es am Meer etwas kühler ist, als in unserem windgeschützten Hof und dass
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