mehr lieben. Ich liebe dich, aber mehr wie einen Bruder und das ist doch auch ein großes Gefühl“.
„Ja, deshalb will ich das ja. Wir sollen alle weiterhin unter einem Dach leben, aber jeder in seinem Bereich. So habe ich mir das vorgestellt. Ok?“
„Ja“.
Wir stoßen mit dem Rotwein an und Wolfgang bemerkt, dass er direkt am nächsten Morgen Bruno anrufen wird und ihm unsere Entscheidung mitteilt. Und dass er noch einen Termin mit dem Makler macht, damit ich mit den Kindern den Hof besichtigen kann.
Ich kann das gar nicht fassen. Aber ich fühle mich betäubt. Leicht. Erlöst. Gerettet. Verstanden. Kein Knoten. Keine schweren Schultern mehr. Die Last ist weg.
Ich beschließe, am nächsten Morgen Jean-Marie anzurufen. Ich freue mich.
2011 Geschafft
Ist es nicht immer so? Eine Entscheidung ist gefallen und löst eine Kette von Ereignissen aus?
Auch in unserem Leben ist genau das geschehen.
Wolfgang hat Bruno und den Makler angerufen.
Ich habe Jean-Marie angerufen und ihm alles erzählt. Er hat gejubelt.
Wir haben den Kindern alles mitgeteilt und mit ihnen gemeinsam den Hof besichtigt. Auch sie sind begeistert. Eigene Wohnungen, viel Platz, ein Gemeinschaftsraum mit Leinwand statt Fernseher, Mama und Papa bleiben, was will man mehr?
Alles ist prima. Wir blicken vorwärts. Es geht weiter.
Mit Jean-Marie telefoniere ich fast täglich und Wolfgang hat kein Problem damit.
Nachrichten mit Claude und Isabelle laufen hin und her. Von Laurent kommen viele, aber immer sehr kurze Mails.
Aber sie kommen regelmäßig und sind doch immer sehr vertraut.
Was er gerade so treibt und was in der Schule passiert, von seinen Schwimm-Wettbewerben und solche Dinge halt. Wir freuen uns über jede einzelne, aber er scheint noch nichts zu wissen.
Immer wieder kommt Bruno mit Plänen, wir sitzen und beraten. Schmeißen um und planen neu, aber es macht sehr viel Spaß. Die Kinder sind in die Planungen mit eingebunden und Wolfgang und ich gehen freundschaftlich miteinander um.
Im Februar des neuen Jahres, zu viele Monate nachdem wir aus Frankreich zurück sind, stehe ich in der Küche und hole Kaffee für Wolfgang und Bruno.
Zufällig sehe ich den Postboten durch das Küchenfenster. Spontan beschließe ich, ihm entgegen zu gehen.
Die beiden Männer bedanken sich für den Kaffee und ich nehme den Briefkastenschlüssel vom Haken.
Als hätte ich es geahnt:
Im Briefkasten liegt ein weißer Briefumschlag mit handgeschriebener Adresse. Es ist eine französische Schrift. Bisher hat mir noch niemand aus Frankreich geschrieben. Immer nur elektronisch.
Poststempel La Chataigneraie.
Meine Hände zittern.
Ich drehe den Brief um.
Auf der Rückseite steht:
Absender Maximilian Reiter.
Meine Augen füllen sich mit Tränen und ich bin glücklich.
Bist du mein Kind Seite 223
Impressum
Texte: © Copyright by Gilda Laske-Kowalski,
[email protected] Bildmaterialien: © Copyright by Gilda Laske-Kowalski
Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 10.02.2013
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