Bitte Einzelzimmer mit Bad
weil da die Kapelle säße und Musiker traditionsgemäß Anrecht auf Freibier hätten. »Wenn die so dicht an der Quelle hocken, saufen sie ein Faß alleine leer.«
Dem hielt Sergio entgegen, daß eine italienische Combo, und eine solche habe man ja wohl engagiert, weit über dem Niveau einer deutschen Blaskapelle stehe und allenfalls mal ein Glas Wein trinke.
»Was bleibt den armen Schweinen auch anderes übrig? Wer säuft schon gerne Abwaschwasser?« sagte Florian.
Bevor die Diskussion über die Qualität heimischer Nationalgetränke in eine handgreifliche Auseinandersetzung übergehen konnte, fällte Tinchen ein salomonisches Urteil: »Die Bar kommt an die Längsseite, sonst müßten die Kellner jedesmal quer über die Tanzflache pilgern.«
»Von mir aus, ich bin ja tolerant«, knurrte Florian, womit er einräumte, daß Tinchen vielleicht doch recht haben könnte.
Kaum hatten sich die Gemüter beruhigt, da kam Schumann mit allen Anzeichen eines bevorstehenden Herzinfarkts gelaufen. »Den Alfredo schmeiße ich raus! Sofort! Koch will der Kerl sein und verhunzt mir meinen schönen Geflügelsalat! Knoblauch hat er druntergerührt und Parmesan! Und dann behauptet dieser Ignorant auch noch, das Rezept stamme von seiner sizilianischen Großmutter! Als ob der jemals eine gehabt hätte! Der ist doch eine Mutation von Esel und Kamel!«
Sofort bot Florian seine Hilfe an. »Ich bin Hobbykoch und habe festgestellt, daß man so ziemlich jedes Gericht mit Salbei und Kognak retten kann. Den Salbei schüttet man ins Essen, den Kognak trinkt man selber. Spätestens nach dem dritten ist alles wieder in Ordnung!«
Die beiden verschwanden Richtung Küche, und Tinchen warf noch einen Blick auf den Blumenschmuck, von Franca mit viel Geschick arrangiert, bevor sie ins Büro ging. Mit Besuchern rechnete sie zwar nicht, die saßen entweder am Strand oder beim Friseur, aber sie wollte noch einmal in Ruhe alles durchgehen und nachprüfen, ob sie auch nichts vergessen hatte.
Die drei Buketts für die Preisträgerinnen waren bereits am Morgen geliefert worden und schwammen cellophanumhüllt in leeren Marmeladeeimern. Die Nummernschilder 1–20 für die Kandidatinnen, von Karsten unter Verwendung von Tinchens Lippenstift beschriftet, lagen im Hotel auf ihrem Schreibtisch, zusammen mit einem Stapel zurechtgeschnittener Zettel für die Stimmabgabe. Es hatte lange gedauert, bis sie sich auf einen Wahlmodus geeinigt hatten. Schumann hatte für zwei Durchgänge plädiert, von denen einer im Badeanzug stattfinden sollte, weil er so wenig Gelegenheit habe, Bikini-Schönheiten zu besichtigen. »Im Hotel sind sie ja meistens angezogen!« Zu seinem Bedauern wurde er überstimmt, was nicht zuletzt auf den Mangel an geeigneten Umkleideräumen zurückzuführen war.
»Wer soll überhaupt die Kandidatinnen aussuchen?« hatte Tinchen gefragt, aber nur mitleidige Blicke geerntet.
»Die melden sich von selber. Wir werden ein Überangebot haben«, hatte Florian versichert, für den gegenteiligen Fall jedoch angeregt, daß die anwesenden Herren eine Vorentscheidung treffen und den nach ihrer Meinung aussichtsreichsten Damen einfach eine Nummer in die Hand drücken sollten.
»Außerdem finde ich, daß nur wir Männer stimmberechtigt sein müßten«, hatte Karsten gefordert. »Ihr Frauen zählt ja doch bloß die falschen Wimpern und seid neidisch, weil ihr nicht so gut ausseht. Wir Männer beurteilen die Schönheit einer Frau nach anderen Kriterien!«
»Besonders du! Ich kann mich noch gut an deine letzte Tussie erinnern! Sie hatte Füße wie Donald Duck, eine Knubbelnase und hundertvierzig Pfund Nettogewicht.«
»Dazu kamen aber eine Eins in Latein und sämtliche Platten von Alexis Korner. Wenn man erst siebzehn ist, legt man eben andere Maßstäbe an. Inzwischen bin ich reifer geworden.«
»Um ganze sieben Monate«, hatte Tinchen gesagt, dann aber eingeräumt, Karstens Vorschlag sei gar nicht so schlecht. Wenn nur die Männer abstimmten, seien Fehlentscheidungen aufgrund von Neid oder verletzter Eitelkeit nahezu ausgeschlossen. »Siegen wird vermutlich ein blondes Puppengesicht mit Wespentaille und langen Beinen, aber Intelligenz ist morgen abend ja doch nicht gefragt. Sie ließe sich in Ermangelung einer kompetenten Jury auch gar nicht ermitteln!«
Um zwölf Uhr schloß Tinchen die Bürotür ab und machte sich auf den Heimweg. Weshalb sollte sie noch länger in der ›Röhre‹ herumhängen? Viel besser wäre es, sich nach dem Essen ein bißchen
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