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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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und bewegten sich die nächste halbe Stunde so sicher, als hätten sie einen bequemen Trainingsanzug an. Tinchen dagegen stand nach längstens drei Schritten wieder oben ohne da. »Kannst du nicht anklopfen?« fauchte sie. »Gib mir wenigstens den Bademantel rüber!«
    »Hab’ dich nicht so! Guck dir lieber an, was du deiner Miß Butterfly nachher über den Busen hängen sollst!« Aus einer Plastiktüte zog Florian die Schärpe und entfaltete sie zu voller Länge.
    »Soll das ein Witz sein?« Vor Tinchen lagen dreieinhalb Meter schwarzer Taft, an beiden Enden mit Silberfransen verziert, und mitten drin stand in großen silbernen Buchstaben: Miss Butterfly.
    Ein paar Sekunden lang starrte sie fassungslos auf die Trauerschleife, dann brach sie in schallendes Gelächter aus. »Wir müssen umdisponieren! Statt der schönsten Frau werden wir ganz einfach die älteste prämieren.«
    »Und ihr mit diesem Trauerflor taktvoll klarmachen, daß sie bereits kurz vor dem Ableben steht. Bist du verrückt geworden, Tine?«
    »Nein, das geht auch nicht«, räumte sie ein, »wer will schon wahrhaben, daß er älter ist als alle anderen?« Sie bückte sich und legte die Schärpe aufs Bett. »Was sagt denn Schumann dazu?«
    »Der tobt! Allerdings mußte er zugeben, daß er am Telefon nichts von der Farbe gesagt hatte. Er war der Meinung gewesen, Begräbnisschleifen seien grundsätzlich weiß.«
    »Das muß er mit den Lorbeerkränzen verwechselt haben, die immer an Kriegerdenkmälern abgelegt werden«, lachte Tinchen. »Jedenfalls können wir das Ding hier vergessen!«
    »Nimm es auf alle Fälle mit rüber«, empfahl Florian und stopfte den Stein des Anstoßes in die Tüte zurück, »es könnte doch sein, daß es wenigstens zum Kleid unserer künftigen Queen paßt. Und solltest du noch einmal eine Miß-Wahl inszenieren, dann such dir einen anderen Lieferanten. Friedhofsgärtner leben schon von Berufs wegen alle halb im Jenseits! – Jetzt schmeiß dich endlich in Gala, die ersten Ballschönen trudeln bereits ein.«
    Kaum hatte sie mit dem Make-up begonnen, als Karsten im Türrahmen erschien. »Hast du Nähgarn? Der Manschettenknopf ist ab, und mit Uhu hält er nicht.«
    »Im Nachttischkästchen müßte welches sein.«
    Während Karsten mit doppeltem Zwirn den Knopf annähte, beobachtete er interessiert die kosmetischen Anstrengungen seiner Schwester.
    »Warum machste das überhaupt?«
    »Ein bißchen Lidschatten macht die Augen schöner.«
    Er sah sie prüfend an. »Und wann wirkt es?«
    Erbost warf sie die Haarbürste in seine Richtung. »Verschwinde! Ich habe keine Lust, mir die unqualifizierten Kommentare eines Halbwüchsigen anzuhören!«
    Das hatte gesessen! »Verstehst du denn überhaupt keinen Spaß mehr? Ich wollte doch nur sagen, daß du dich gar nicht anzumalen brauchst, weil du auch ohne diesen ganzen Quatsch prima aussiehst.«
    Sie strich ihm versöhnlich über die Haare. »Ist ja gut. Deine Getränke heute abend hätte ich sowieso bezahlt.«
     
    Als sie gegen zwanzig Uhr den Pavillon betrat, war sie überrascht, daß fast jeder Tisch schon besetzt und die Tanzerei in vollem Gang war. Gleich neben der Tür stand Schumann. Er hatte einen Frack angezogen und wirkte sehr historisch. »Der Abend wird ein Bombenerfolg, Tina, so etwas hätten wir schon viel öfter machen sollen.«
    Suchend blickte sie in die Menge. Auf der Tanzfläche entdeckte sie Karsten, der mit einem nickelbebrillten Teenager vom Typ Klassenbeste herumhopste, und gleich neben der Bierbar – wo auch sonst? – unterhielt sich Florian mit einem rothaarigen Vollblutweib. Beinahe hätte Tinchen ihn gar nicht erkannt. Er trug einen nagelneuen weißen Anzug, dazu ein dunkelblaues Hemd mit Schlips, und der schicke Haarschnitt war ihm ganz bestimmt nicht im Laden neben der Tankstelle verpaßt worden. Der sah nach mindestens dreißig Mark aus.
    Jetzt hatte Florian sie gesehen. Lässig winkte er mit der Hand und wandte sich wieder seiner Gesprächspartnerin zu. Vierzig war die bestimmt und aufgetakelt wie ein Zirkuspferd, registrierte Tinchen wütend. Die hatte bestimmt den halben Nachmittag vor dem Spiegel verbracht, damit sie für fünf Stunden zehn Jahre jünger aussah! Was fand er bloß an der? Nun führte er sie sogar zur Tanzfläche! Ausgerechnet Florian, der im ganzen Pressehaus als Tanzmuffel verschrieen und auf dem Betriebsfest nur mit Mühe zu bewegen gewesen war, die üblichen Pflichtrunden mit Frau Sperling und der Chefsekretärin zu drehen. Tinchen

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