Bitte Einzelzimmer mit Bad
getragen!« entschuldigte sich Karsten. »Seit wann behängst du dich mit solchen Woolworth-Klunkern?«
»Modeschmuck ist nie echt!«
»Deshalb braucht er aber nicht auszusehen wie ein Hundehalsband für Pekinesen. Kauf dir lieber was Geschmackvolles!« Einen Moment zögerte er, dann fragte er neugierig: »Hast du eigentlich noch Papas Notgroschen?«
»Meinst du den Scheck? Selbstverständlich habe ich ihn noch.«
»Du bist schön blöd! Papa hat den längst abgeschrieben, aber du knauserst mit jedem Pfennig. Warum haust du ihn nicht endlich auf den Kopf? Wenn du das nicht allein schaffst … ich könnte zu der neuen Hose noch ein schickes Hemd gebrauchen!«
»Raus!!!«
Murrend trollte er sich. »Alter Geizkragen! Bloß weil du sparen willst, muß ich auf alles Lebensnotwendige verzichten!«
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Kapitel 16
G roße Ereignisse warfen ihre Schatten voraus! Bereits morgens um sieben stand Karsten vor dem Spiegel und rasierte sich.
»So ein Blödsinn«, gähnte Florian, »warum machst du das nicht heute abend?«
»Bis dahin soll mein Gesicht ja wieder abgeheilt sein.«
»Die paar Haare kannst du doch noch mit einer Nagelschere kappen!« Er fuhr mißmutig über sein borstiges Kinn. »Jeden Tag die gleiche überflüssige Prozedur! Angeblich sollen den meisten Männern ihre geistigen Heldentaten beim Rasieren eingefallen sein, die Formel für die Atomspaltung zum Beispiel, oder wie man Champignons züchtet, aber die einzige gute Idee, die mir jemals beim Abschaben gekommen ist, war die, mir einen Bart stehenzulassen. Bloß Tinchen hatte was dagegen!«
»Verstehe ich nicht! Viele große Männer haben doch Bärte getragen! Einstein, Lenin, Che Guevara, Clark Gable …«
»Idiot! Wer sagt denn, daß ich ein großer Mann sein will? Es ist schon eine respektable Leistung, überhaupt ein Mann zu sein!« Florian kroch aus dem Bett und trat vor den Spiegel. Eingehend musterte er sein Gesicht, um dann resignierend festzustellen: »Ich glaube kaum, daß ich jemals in die Annalen der Geschichte eingehen werde. Dabei würde ich mich so gern mal als 9 waagerecht oder 34 senkrecht in einem Kreuzworträtsel verewigt sehen! – Haben wir noch ein Paar saubere Socken?«
Fünf Türen weiter betrachtete Tinchen ebenfalls ihr Spiegelbild. Besonders gut ausgeschlafen sah sie nicht aus, aber gestern war es doch wieder ziemlich spät geworden. Hauptsächlich deshalb, weil Florian die obligatorische Schärpe reklamiert hatte, ohne die eine richtige Miß nicht denkbar wäre.
»Heiliger Himmel, daran habe ich überhaupt nicht gedacht!« hatte Karsten entsetzt gerufen, denn als selbsternannter Requisitenbeschaffer wäre er dafür zuständig gewesen. Aber dann hatte er sofort einen Ausweg gefunden. »Drei Meter Taft und einen Topf Goldbronze, mehr brauche ich nicht. Den Lappen pinsele ich selber!«
»Und wer näht dir die drei Meter Stoff zusammen?« hatte Tinchen gefragt. Darauf hatte Karsten geschwiegen und gleich darauf behauptet, so eine Schärpe sei ohnedies sehr hinderlich und würde jedes Kleid verschandeln, das könne man doch immer im Fernsehen feststellen bei diesen Staatsempfängen mit Lieschen Windsor oder anderen gekrönten Häuptern. Florian hatte allerdings auf dieser Schärpe bestanden und sogar die rettende Idee gehabt: »Hier gibt es doch eine Friedhofsgärtnerei, oder?«
Tinchen hatte nur genickt und nichts begriffen.
»Und was binden die an ihre Kränze? – Eben!!«
Schumann hatte versprochen, sich der Sache gleich am nächsten Morgen anzunehmen, und als Tinchen im Speisesaal erschien, bekam sie zusammen mit dem Kaffee die Vollzugsmeldung.
»Dreimal habe ich die beiden Wörter buchstabiert und viermal erklärt, wozu wir die Bauchbinde brauchen, schon wegen des außergewöhnlichen Formats«, erzählte er lachend, »um fünf Uhr können wir sie abholen. Wenn Sie mit dem Frühstück fertig sind, Tina, kommen Sie doch bitte mal in den Pavillon rüber! Florian und Sergio liegen sich seit einer halben Stunde in den Haaren, weil sie sich nicht über den Standort der Bierbar einigen können.«
Es war Schumann tatsächlich gelungen, drei Fässer Starkbier aufzutreiben, deren fachgemäßes Anstechen Florian übernehmen wollte. Schließlich sei er ein halber Bayer, da ihm seine Mutter als gebürtige Rosenheimerin die Liebe zum Bier und die entsprechende Sachkenntnis quasi mit der Muttermilch eingeflößt habe. Im übrigen habe der Ausschank gleich links neben der Tür zu sein und nicht am entgegengesetzten Ende,
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