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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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hinzulegen, vorausgesetzt, man ließe sie in Ruhe.
    Kaum hatte sie die Halle betreten, als Florian schon auf sie zustürzte.
    »Dein Bruder behauptet, ich müsse zum Friseur. Stimmt das?«
    Sie warf einen flüchtigen Blick auf seine wallende Haarpracht. »Zu einem schulterfreien Kleid würde die Schnittlauchfrisur bestimmt gut aussehen, bei einem Oberhemd kaschiert sie bestenfalls den dreckigen Kragen!«
    »Also doch Friseur!« resignierte er. »Welchen kannst du mir empfehlen? Ich habe schon Schumann gefragt, aber der braucht ja keinen mehr. Das Beste an einer Glatze ist, daß man damit immer adrett aussieht.«
    »Bei mir bist du auch an der falschen Adresse, weil ich nie zum Friseur gehe.« Zum Beweis fuhr sie sich mit beiden Händen durch die kurzen Haare. »Die schneide ich mir immer selber.«
    »Meine aber nicht!« wehrte er ab. »Also sag’ schon, welcher von euren Figaros ist am billigsten?«
    »Der neben Bobos Tankstelle. Wenn ich zu dem nicht gehe, spare ich fünfundzwanzig Mark, bei dem auf der Promenade fünfunddreißig. Meistens entscheide ich mich für den letzteren.«
    »Recht hast du, Tine! Ich werde mir an dir ein Beispiel nehmen und heute abend Mozartzopf tragen. Könntest du mir vielleicht mit einer passenden Schleife aushelfen?«
    Wütend ließ sie ihn stehen und lief die Treppen hinauf zu ihrem Zimmer. Auf dem Tisch stand ein Wasserglas mit einer blaßvioletten Orchidee. Überrascht öffnete sie den beiliegenden Umschlag. ›Sie müßte zu Deinem gelben Kleid passen. Lila: Bekanntlich der letzte Versuch! Ich freue mich auf heute abend. K. B.‹
    Wie beim Tanzstundenball, dachte sie flüchtig, aber dann war sie doch gerührt. Auf solch eine Idee würde Florian niemals kommen, der verschenkte allenfalls Suppengrün. Deshalb also hatte Klaus sich so dafür interessiert, was sie nachher anziehen würde. Aber was meinte er mit ›Letzter Versuch‹? So alt war sie ja nun doch noch nicht, auch wenn sie in knapp drei Monaten achtundzwanzig wurde.
    Als Mittagessen ließ Schumann Minestrone servieren und Salatplatten. Das Küchenpersonal habe keine Zeit zum Kochen, es sei mit den Vorbereitungen für den Abend beschäftigt, wofür die geschätzten Herrschaften doch sicher Verständnis hätten.
    Sie hatten es und beschlossen, sich später am kalten Buffet schadlos zu halten, für das sie als Hausgäste nicht zu bezahlen brauchten. Wie er die vermutlich zahlreichen Nassauer von seinen eigenen Gästen unterscheiden sollte, wußte Schumann noch nicht, auf jeden Fall würde er höllisch aufpassen müssen. Wer weiß, wie viele Mädchen Sergio ohne Eintritt ins Hotel ließ. Bei dem genügte doch schon ein verheißungsvolles Lächeln, und er vergaß sämtliche Geschäftsinteressen. Er war es auch gewesen, der dafür plädiert hatte, daß man den italienischen Strandcasanovas Zutritt gewähren sollte, obwohl er dann mit einer erheblichen Konkurrenz rechnen mußte.
    »Es gibt aber zu viele weibliche Touristen und zu wenig Männer. Die Mädchen wollen tanzen, und mit wem sollten sie, wenn nicht mit uns Eingeborenen?«
    »Sergio, du weißt doch selbst, daß die Jungs kaum ein paar Lire in der Tasche haben«, hatte Tinchen eingeworfen.
    »Die nicht, aber die Frauen! Ihr Deutschen propagiert doch ständig die Emanzipation. Weshalb soll also nicht derjenige die Rechnung bezahlen, der das meiste Geld hat?«
    »Jawohl!« hatte Florian bekräftigt, »mir macht es auch nichts aus, mich von einer Frau zum Essen einladen zu lassen.« Dabei hatte er Tinchen zugeblinzelt, und die hatte schleunigst ihren Mund wieder zugeklappt.
    Nun stand sie unter der Dusche, ließ das lauwarme Wasser an sich herabrieseln und memorierte ihre Begrüßungsrede. Kurz sollte sie sein, humorvoll und trotzdem Wesentliches aussagen. Wesentliches fiel ihr nicht ein, ihr Repertoire an humoristischen Allgemeinplätzen spulte sie jede Woche einmal auf der Fahrt nach Nizza ab, so daß es keinen Anspruch mehr auf Originalität erheben konnte, und wozu überhaupt eine Ansprache? Reden sollten gefälligst die Leute halten, die Spaß daran hatten: Politiker, Wirtschaftsbosse, Brautväter …
    Mit einem Knall flog die Zimmertür auf. »Tine, wo bist du?«
    Sie griff nach dem Badetuch und versuchte, es möglichst dekorativ und vor allem rutschfest um ihren Körper zu drapieren. Gelungen war ihr das noch nie. Wie machten die das bloß immer im Film? Da stiegen die Frauen aus der Wanne, hüllten sich flüchtig ins Handtuch, klemmten links oben einen Zipfel fest

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