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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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sich sogar überwunden und mit der Badewannentante Brüderschaft getrunken. Jetzt bereute er diesen Einfall bitter. Vielleicht war er doch zu weit gegangen. Der eisige Blick, den Tinchen ihm zugeworfen hatte, hätte sogar die Sahara in eine Kältesteppe verwandelt! Seitdem hatte sie durch ihn hindurchgesehen, als ob er Luft wäre. Warum war er nicht ganz einfach hingegangen und hatte diesem Klaus Brandt eine heruntergehauen? Das ist zwar nicht die feine englische Art, manchmal aber sehr wirkungsvoll, und das Überraschungsmoment wäre auch auf seiner Seite gewesen. Jetzt war es zu spät. Brandt stand vor ihm, lächelte spöttisch und – wartete.
    Florian zog die Konsequenzen. Er stellte das leere Glas auf die Theke, und mit einem verachtungsvollen Blick auf seinen Widersacher wandte er sich zum Ausgang. »Ich überlasse Ihnen kampflos das Feld! Mich sehen Sie hier nicht wieder!« Sprach’s und wankte hinaus.
    Tinchen erinnerte sich, etwas ähnlich Monumentales bei Schiller gelesen zu haben, aber es war doch wohl kaum anzunehmen, daß er die Absicht hatte, als Räuber in die böhmischen Wälder zu gehen.
    »Das war’n Abgang!« sagte Karsten ehrfurchtsvoll.
    »Das war kindisch!« sagte Tinchen.
    »Das war gemein!« sagte die Schwarzhaarige auf dem Barhocker. »Er hatte doch versprochen, heute nacht noch mit mir Boot zu fahren.«
     
    In jeder Lage hilft Salzwasser – Schweiß, Tränen oder das Meer. Nachdem Tinchen die erste und die letzte Möglichkeit verworfen hatte, entschied sie sich für die Alternative. Sie heulte.
    Nur mit Mühe hatte sie in leidlich gefaßter Haltung die Bar verlassen und in ihr Zimmer laufen können, aber dann hatte es einen wahren Sturzbach gegeben. Der ganze Ärger und vor allem die Enttäuschung über diesen verpatzten Abend hatten sich in einem minutenlangen Schluchzen Luft gemacht, aber erleichtert hatte es sie nicht. Sie trat ans Fenster und schob die Vorhänge zur Seite. Das Meer glitzerte, wie es eben bei Mondschein zu glitzern hat, Gelächter war zu hören und ein Plattenspieler, der jaulend einem verlorengegangenen Motorrad nachtrauerte. In der Ferne flackerte ein Feuer. Strandparty.
    So jung müßte man noch einmal sein, dachte sie sehnsüchtig, jung und unbeschwert, nicht von Enttäuschungen verbittert und von Erfahrungen gereift!
    Das Kapitel Florian war jedenfalls abgeschlossen! Gleich morgen früh würde sie mit ›Sole mio‹ wegfahren, in die Berge oder nach Mailand, endlich mal den Dom und die Scala wenigstens von außen angucken, und erst spät abends würde sie zurückkommen, wenn Florian auf seinem Zimmer Koffer packte. Sie wollte ihn vor der Abreise nicht mehr sehen. Überhaupt nie mehr! Statt dessen würde sie sich bei Klaus entschuldigen, weil sie vorhin ganz einfach weggelaufen war. Er würde das schon verstehen. Auch ohne viel Worte. Hatte er nicht vorhin erst gesagt, daß man die gar nicht brauche? Ein Händedruck genüge schon oder eine Blume, zum Beispiel eine violette Orchidee. Nein, mit ihrem Alter habe die Farbe gar nichts zu tun, vielmehr habe er einen letzten Versuch machen wollen, mit Tinchen ins reine zu kommen, aber dazu sei dieser Abend wohl doch nicht geeignet. Zu viele Menschen und nicht immer die angenehmsten!
    Sie schloß die Vorhänge und zog sich aus. Schon im Halbschlaf überlegte sie, ob Lilo nun doch noch ihre Verlobung hatte bekanntgeben können. Dieser Enrico war eigentlich ein Trottel! Wer zum zweiten Mal heiraten will, hat es wirklich nicht verdient, daß ihm die erste Frau weggelaufen ist.

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    Kapitel 17
    AUS TINCHENS TAGEBUCH
    3. August
    Bommel fehlt mir. Wenn ich in mieser Stimmung war, hat er wenigstens nicht dauernd wissen wollen, was ich habe.
    Karsten hat ihn mitgenommen. Behauptete, ich hätte weder Zeit noch Verständnis für Lebewesen, Touristen ausgenommen. Hat sich mit Florian solidarisiert und nicht mal auf Wiedersehen gesagt. Meinte, es sei ganz allein meine Schuld, wenn Florian nichts mehr von mir wissen will. Dabei wird erst umgekehrt ein Schuh daraus! Man muß die Tatsachen schon sehr genau kennen, bevor man sie verdrehen will!
     
    6. August
    Schumann behandelt mich wie ein krankes Kind. Ich bin nicht krank, ich bin auch nicht unglücklich, und heiraten will ich schon gar nicht! Die Ehe ist vielleicht gut für Männer, als Frau bleibt man besser ledig!
     
    11. August
    Klaus ist rührend. Jeden Abend holt er mich ab und schleppt mich in irgendwelche Feinschmeckerlokale. Ich habe schon drei Pfund zugenommen.

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