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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Birnen so gerne«, hatte sie gesagt und ihm die Tasche in die Hand gedrückt. »Einen Streuselkuchen habe ich auch noch gebacken und einen Frankfurter Kranz. Seien Sie bitte ein bißchen vorsichtig, er zerdrückt so leicht.«
    Dabei hatte Florian sich nur mit Tinchens Eltern in Verbindung gesetzt, weil er nicht gewußt hatte, in welchem Hotel sie wohnte. Auf der Ansichtskarte hatte natürlich nichts draufgestanden: Als Antonie dann erfahren hatte, daß der nette Herr Bender seinen Urlaub in Verenzi verbringen würde, hatte sie sofort eine Möglichkeit gesehen, ihrer Tochter ein paar Produkte der heimischen Küche mitzuschicken. Das arme Kind ernährte sich seit Monaten sicher bloß von Nudeln. Man kannte das ja!
    Die Hotelreservierung hatte zum Glück reibungslos geklappt. Na ja, wann wurde in so einem italienischen Provinznest schon mal ein Zimmer per Fernschreiber bestellt? Überhaupt ein Wunder, daß die Kurverwaltung technisch so auf der Höhe war. Die Bestätigung von einem Herrn Schumann, offenbar dem Besitzer des Lido, war dann auch postwendend gekommen. Also hatte sich die Theaterkarte für die kleine Kesse aus der Fernschreibzentrale doch ausgezahlt! –
    Bevor er ins Bad ging, schaltete Florian den Fernseher ein. Vielleicht würde er noch den Wetterbericht von den Spätnachrichten mitbekommen. Herr Köpcke berichtete über Benzinpreiserhöhungen. Florian gurgelte. Er hatte die Brieftasche voller Gutscheine und fühlte sich nicht unmittelbar betroffen. Herr Köpcke sprach von Wassermangel in spanischen Ferienorten. Florian freute sich, daß Tinchen in Italien reiseleitete. Herr Köpcke redete vom Wetter. Florian rannte zurück ins Zimmer. Bewölkt sollte es morgen sein, im Norden eventuell einzelne Schauer, Temperaturen um 18 Grad.
    Na also! Ideales Reisewetter! Befriedigt kroch Florian ins Bett und hatte ganz vergessen, daß sich der große Koffer nur dann transportieren ließ, wenn man ihn hochkant auf den Rücksitz stellte. Was wiederum voraussetzte, daß das Verdeck nicht geschlossen werden mußte.
    Das widerlichste Geräusch ist ein Staubsauger am frühen Morgen! Florian stülpte sich ein Kissen über den Kopf, dann ein zweites, dann räumte er sie wieder weg und plierte zum Weckerradio. Die Mühlbauer mußte verrückt sein, schon morgens um neun anzutanzen und solch einen infernalischen Lärm zu machen! Wieso war die überhaupt da? Samstags kam sie doch nie?
    Er richtete sich stöhnend auf, angelte nach seinen Hausschuhen und schlurfte zur Tür. »Was um alles in der Welt machen Sie denn hier?«
    »Sie sind noch da? Ich denke, um diese Zeit wollten Sie schon in Frankfurt sein?« Witwe Mühlbauer, Florians Putzfrau und gelegentlich auch seelischer Mülleimer, schaltete den Staubsauger aus. »Nu machen Sie bloß, daß Sie verschwinden, ich will endlich mal gründlich saubermachen! Nächste Woche kommt meine Schwester zu Besuch, die aus der Zone, Sie wissen ja, und dann habe ich keine Zeit.«
    »Das heißt DDR , und Zeit haben Sie noch genug, ich bleibe ja vier Wochen weg!« Er schlappte ins Bad. »Können Sie mir einen Kaffee machen mit zwei Aspirintabletten? Ich hab’ scheußliche Kopfschmerzen.«
    »Bei Kater is Kaffee mit Zitrone aber besser!«
    »Bleiben Sie mir mit Ihren selbstkomponierten Rezepten vom Leib! Damit haben Sie bestimmt auch Ihren Mann umgebracht. Was haben wir eigentlich für Wetter?«
    »Sonne, blauen Himmel und einundzwanzig Grad.«
    »Dann kann ich ja doch offen fahren! Diese Fernsehmeteorologen sollten nicht dauernd in die Kameras gucken, sondern zwischendurch auch mal aus dem Fenster!« Er verschwand endgültig im Bad.
    Ob es nun Frau Mühlbauers Katerelixier zu verdanken war oder den Tabletten, die er vorsichtshalber auch noch geschluckt hatte, war ihm egal, jedenfalls saß er eine halbe Stunde später schmerzfrei, frisch gewaschen und von Kopf bis Fuß in ladenneuer Freizeitkleidung am Frühstückstisch und studierte die Reiseroute.
    Autobahn bis Stuttgart, dann Richtung Bodensee, Konstanz, Rheinfall von Schaffhausen, den mußte man ja auch mal gesehen haben, irgendwo da in der Gegend übernachten, am nächsten Morgen durch die Schweiz, Mittagessen in Como, dann Mailand, Genua und gegen Abend in Verenzi. Gar nicht so schlimm!
    Florian goß sich noch einen Kaffee ein und versuchte, die Karte wieder zusammenzulegen. Unbegreiflicherweise ging das nicht. Nach dem fünften Versuch gab er auf. »Straßenkarten sagen einem alles, was man wissen will, bloß nicht, wie man sie wieder

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