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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Autoreifen von einem Rettungsring unterscheiden konnte. Sie schob ihm einen Cappuccino hin. »Con zucchero o senza questo?«
    Er winkte ab. Zucker wollte er nicht.
    »Allora non rimescolare!« (Dann nicht umrühren!) befahl sie und wies auf den Teller, der mitten auf der Theke stand. Unter einem Glassturz lagen altbackene Törtchen, die alle ein bißchen nach Frankfurter Kranz aussahen.
    »Nie wieder werde ich mich über das deutsche Hotelfrühstück aufregen!« Florian trank seinen Milchkaffee aus, legte eine Münze auf den Tresen und verließ den gastlichen Raum. Es half nichts, er mußte sich allein mit dem Reifen herumschlagen. Je früher, desto besser, irgendwo in dieser lausigen Gegend würde es doch wohl ein Restaurant geben, das etwas mehr zu bieten hatte als lauwarmen Kaffee und drei Tage alte Cremetörtchen.
    Als er die Reisetasche vom Rücksitz holte, weil irgendwo dahinter der Wagenheber liegen mußte, tropfte es. Die Birnen! Eine oberflächliche Prüfung ergab, daß ein Glas zerbrochen war und ein anderes einen Sprung hatte. Lange würde es bestimmt nicht mehr halten, und Birnen zum Frühstück sind allemal besser als gar nichts.
    Solchermaßen gestärkt, machte er sich an die Arbeit. Der Reifen war schnell gewechselt und hätte von Rechts wegen sofort geflickt werden müssen, aber Florian vertraute auf sein fast neues Reserverad, das die restlichen 250 Kilometer bestimmt durchhalten würde. Wie war bloß dieser riesige Nagel in den Schlauch gekommen?
    Als er eine halbe Stunde später auf der kleinen Mauer hockte und dem plötzlich von irgendwoher aufgetauchten Mechaniker zusah, wie der schnell und geschickt die Reifen flickte, wunderte er sich gar nicht mehr. Achtzehn Nägel hatte er im Umkreis von Motel und Tankstelle gefunden, und einer davon war dann auch prompt seinem Hinterrad zum Verhängnis geworden. Es sah ja beinahe so aus, als ob die jemand mit Absicht … Florian konnte diesem Jemand die unorthodoxe Art der Arbeitsbeschaffung nicht einmal verdenken. Dieses Provinznest, sofern man die paar Häuser überhaupt als Ort bezeichnen konnte, lag nur wenige Kilometer von Mailand entfernt, und freiwillig würde hier bestimmt niemand übernachten. Weshalb sollte man da nicht ein bißchen nachhelfen? Die steckten sicher alle unter einer Decke!
    »Na, du Winzling? Seit wann frißt ein Hund denn Birnen? Gehörst du auch zu den Alternativen, die sich bloß noch von Kuhfutter und Körnern ernähren?« Florian schlenderte zu dem kleinen Dackel hinüber, der sich gierig auf Frau Antonies Eingemachtes gestürzt hatte. »Nun warte doch mal, du kannst doch nicht auch noch die Scherben fressen!«
    Vorsichtig fischte er die Birnenhälften aus dem Straßengraben und hielt sie dem Tier vor die Schnauze. »Du hast wohl noch länger nichts Vernünftiges zu fressen bekommen als ich? Magst du Frankfurter Kranz?«
    Er mochte, und Florian sah mit Entsetzen, daß für Tinchen bestenfalls noch eine Kostprobe übrigbleiben würde. »Na, wenn schon, dann ist das eben ihr Beitrag zur Entwicklungshilfe! Du mußt dich ja erst zu einem Hund entwickeln! Fragt sich nur, zu was für einem!«
    Nach eingehender Prüfung stellte Florian fest, daß es sich bei diesem gefräßigen Gast vorwiegend um einen Dackel handeln mußte, dessen Ohren von einem Cockerspaniel stammten, während der Schwanz möglicherweise zu einem Pudel gehörte, jedenfalls baumelte an seinem Ende eine kleine Quaste. Das Tier war sicher kaum älter als drei Monate.
    »Wo gehörst du überhaupt hin?« Eine Frage, die ebenso dämlich wie zwecklos war, denn der Hund verstand natürlich kein Deutsch. Es gelang Florian nicht, die Besitzverhältnisse zu klären. Der Meccanico zuckte nur mit den Schultern, und der Moteldirektor, nunmehr als Gärtner tätig und damit beschäftigt, drei total verstaubte Sonnenblumen zu bewässern, knurrte etwas von ›Vagabondo‹, was Florian mit Hilfe des Wörterbuchs als Streuner übersetzte.
    »Was soll ich denn jetzt mit dir machen? Ich kann dich doch nicht mitnehmen!«
    Der Hund war allerdings anderer Meinung. Sobald Florians Käfer wieder auf seinen vier Beinen stand, hüpfte er in das Auto, rollte sich auf dem Schlafsack zusammen und enthob seinen adoptierten Herrn damit aller gegenteiligen Entscheidungen.
    »Moment mal, Bürschchen, ich nehme grundsätzlich nie Anhalter mit!« Der Dackel-Pudel-Cocker kläffte zustimmend, sprang auf den Beifahrersitz und deponierte seinen Kopf auf Florians Knie.
    »Das ist glatte Erpressung!«

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