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Bitte Einzelzimmer mit Bad

Bitte Einzelzimmer mit Bad

Titel: Bitte Einzelzimmer mit Bad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Filzstift die Stelle markiert, auf die man drücken mußte, damit die Hupe noch funktionierte, hatte die Waschanlage kontrolliert und sicherheitshalber ein Abschleppseil gekauft. Einem Käfer wurde zwar eine hohe Lebenserwartung nachgesagt, aber auf eine genauere Angabe hatte sich der Verkäufer dann doch nicht einlassen wollen; er hatte jedoch behauptet, mit 80 000 auf dem Tacho sei der Wagen gerade erst aus dem Säuglingsalter heraus. Bedauerlicherweise hatte sich auch das genaue Herstellungsjahr nicht mehr feststellen lassen, aber Peter Gerlach hatte gemeint, es müsse Baujahr 1958–61 gewesen sein. Die Hinterachse sei nämlich älter als die vordere, der Reservereifen stamme noch aus der Gründerzeit, und lediglich das Lenkrad sei höchstens vier Jahre alt. Er hatte allerdings zugeben müssen, daß zumindest die Lackierung ganz neu war. »Die haben bestimmt zweimal gespritzt! Beim ersten Mal haben sie die Rostlöcher ja gar nicht zugekriegt!«
    Trotzdem hatte sich Florian seine Neuerwerbung nicht vermiesen lassen. Der Gerlach war ja bloß neidisch! Niemand sonst aus der Redaktion fuhr ein Kabriolett, er, Florian, war der einzige! Die vier Fahrradflicken, mit denen er die kleinen Löcher im Verdeck provisorisch zugeklebt hatte, hätten vielleicht auch noch von einem Fachmann ausgewechselt werden müssen, andererseits hätte das wieder einen Tag Verzögerung bedeutet, und überhaupt ging die Reise ja in den Süden, wo es im Juli bekanntlich sehr warm ist.
    Fröhlich pfeifend trug Florian sein Gepäck zum Wagen und sah sich vor eine Schwierigkeit gestellt, die er vorher gar nicht einkalkuliert hatte: Wie bringt man einen großen Koffer, einen kleinen Koffer, ein Schlauchboot nebst Paddel, eine Reiseschreibmaschine und eine Tasche mit neun Einmachgläsern und zwei selbstgebackenen Kuchen unter? Der Dachträger, einziges Überbleibsel von Kabrios inzwischen verschrottetem Vorgänger, fristete jetzt im Keller ein nutzloses Dasein, hatte aber früher vom Einmannzelt bis zur kompletten Küchenspüle alle Transportprobleme mühelos bewältigt. Ein Auto oben ohne hat eben auch einige Nachteile!
    Im Schein der Straßenlaterne skizzierte Florian einen Lageplan. Wenn er den Reservekanister zu Hause lassen und die Weckgläser einzeln verstauen würde, brauchte er die Reisetasche nicht und könnte den kleinen Koffer unter die Haube legen. Den großen Koffer hochkant auf die Rückbank, das zusammengefaltete Schlauchboot daneben, Schreibmaschine und Paddel auf den Boden – also
doch
kein Problem!
    Kurz vor Mitternacht stand er noch immer inmitten seiner Gepäckstücke, die sich inzwischen um eine halbgeleerte Flasche Wodka und den vergessenen Schlafsack vermehrt hatten. Der kleine Koffer war vier Zentimeter zu breit oder sechs Zentimeter zu lang, jedenfalls paßte er nicht unter die Haube, der große Koffer ging hinten nicht rein, die Paddel waren auch zu sperrig, weil die Gewinde in der Mitte verrostet waren und sich nicht mehr auseinanderschrauben ließen …
    »Hat Ihre Frau Sie an die frische Luft gesetzt?« Ein Passant, der seinen Pudel von Platane zu Platane führte, schenkte Florian einen mitleidigen Blick und empfahl ihm seinen Anwalt. »Das is nich so einer, bei dem die Frauen immer Recht kriegen! Ganz billig is er aber nich!«
    Florian knurrte Unverständliches und stopfte seine Habseligkeiten schnell in den Wagen. Nur mit Mühe ließ sich die Tür zudrücken.
    »Ja, und wie wollen Sie jetzt fahren?«
    »Gar nicht. Ich schiebe!«
    Nach einem Moment sprachlosen Erstaunens pfiff der Mann seinem Hund und entfernte sich eilig. Mit einem Verrückten so ganz allein auf nächtlicher Straße wollte er nichts zu tun haben.
    Auch Florian trat den Rückzug an. Er würde sich morgen früh noch einmal mit dem Gepäck befassen. Eigentlich hatte er ja schon im Morgengrauen starten wollen oder wenigstens zwischen sechs und sieben, spätestens um halb acht, aber daraus würde wohl nichts werden! War auch besser so, der Berufsverkehr und der Wodka … und überhaupt würde er an seinem ersten Urlaubstag zunächst mal richtig ausschlafen! Gestern war es ja auch wieder spät geworden! Als Herr Pabst die zweite Flasche Wein aufgemacht und Frau Antonie den Muschelsalat auf den Tisch gestellt hatte, wäre es unhöflich gewesen, sich zu verabschieden. Also war Florian geblieben. Und gar nicht mal so ungern. Nur als Antonie mit dem Eingemachten erschienen war, hatte Florians gute Laune einen Dämpfer bekommen.
    »Tinchen ißt doch die

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