Bitte Einzelzimmer mit Bad
bloß heute früh Söckchen angezogen hätte, der rechte Schuh fängt an zu scheuern, aber barfuß traue ich mich nicht, die vielen Steine …
»Das kann man ja nicht mit ansehen!« Rote Kniestrümpfe tauchten vor ihr auf, dann eine Lederhose, und dann hatte sich Konrad endlich von seinem Esel befreit und reckte stöhnend sein Kreuz. »Komm, Tina, nimm meinen! Bequem ist er nicht, aber er hat einen sanftmütigen Charakter.«
Ehe sie richtig begriffen hatte, hatte Konrad sie auf den Esel gesetzt und sich mit Renatos Unterstützung auf Tinchens widerborstiges Vieh geschwungen.
Weiter ging es. Querfeldein durch Geröll, Disteln, Hitze, Staub und Fliegen. Allmählich verstummten die Gespräche, wurden von unterdrückten Schmerzenslauten und verhaltenem Stöhnen abgelöst. Irgendwo knatterte ein Motorroller – unsichtbares Zeichen ferner Zivilisation.
»Eine knappe Viertelstunde noch, dann rasten wir!« rief Sergio, der die Karawane anführte, aber nicht einmal diese erfreuliche Aussicht konnte die lethargischen Gestalten etwas aufmuntern. Sie erwachten erst zu neuem Leben, als Roswitha warnend schrie: »Achtung, Fotograf an Steuerbord!«
Tinchen schreckte hoch und blickte genau in die Linse von Marios Kamera. Er gehörte zu jenen Strandhyänen, die mit schußbereiten Fotoapparaten über die Promenade oder direkt am Meer herumliefen und in jedem Touristen ein potentielles Opfer sahen. Zwei Tage später präsentierten sie die fertigen Bilder, und dann gab es kaum eine »Bellissima Bionda«, die nicht ihr Portemonnaie zog und den überhöhten Preis für einen Abzug in Postkartengröße zahlte. Aber wie, um alles in der Welt, kam denn Mario hier in diese Einöde? Irgend jemand mußte ihm doch etwas gesteckt haben!
»Sergio, hast du etwa …?«
»Bestimmt nicht! Das kann nur Bobo gewesen sein. Der Kerl wittert doch überall ein Geschäft. Wetten, daß er von jedem Foto seine Prozente kriegt?«
Nachdem Mario gewissenhaft jeden einzelnen Esel nebst dem dazugehörigen Reiter abgelichtet hatte, packte er seine Kamera wieder ein und versprach: »Bilder Montag fertig! Können gesehen werden in Geschäft von Via Garibaldi. Schönes Souvenir an Esel. Ganz billig!« Dann bestieg er seine Vespa und tuckerte fröhlich winkend davon. Neidisch sah Tinchen hinterher. Was hätte sie nicht dafür gegeben, wenn sie ihren Esel gegen den Roller hätte tauschen können. Sämtliche Knochen taten ihr weh, sitzen konnte sie nicht mehr, Kopfschmerzen hatte sie auch und überhaupt und für alle Zeiten die Nase voll!
Wie lange zottelten sie eigentlich schon durch diese Pampa? Zwei Stunden, drei – oder noch länger? Die Orientierung hatte sie längst verloren, kein Wunder bei diesem ewigen Richtungswechsel, wahrscheinlich waren sie ständig im Kreis gelaufen, in der Wüste kommt so etwas ja auch dauernd vor, vermutlich wußte nicht einmal mehr Tonio, wo sie waren, Renato schon gar nicht, der schlief ja bereits im Stehen …
»Na endlich! Det is Labsal für meine jeplagten Oogen!« dröhnte Erwin, der von allen noch am muntersten war und deshalb die Spitzenposition übernommen hatte. »Ick hab jarnich jewußt, det Jrün so ’ne schöne Farbe is.«
Vor ihnen lag eine große Wiese, gesprenkelt mit Feldblumen, und mitten drin gluckerte ein Bächlein.
»Det is also die unberührte Natur! Nischt jejen Quellwasser, aba so’n schönet kühlet Bier war ma jetzt lieba!«
Wie aufs Stichwort schob sich ein Jeep auf die Wiese. Während Ercole Bier- und Sprudelflaschen auslud, hinkten die leidgeprüften Reiter zum Bach.
»Wenn ich mir vorstelle, daß ich jetzt gemütlich in meinem Liegestuhl am Strand sitzen könnte …« Roswitha tauchte ihre nackten Füße ins Wasser und ließ sich von Wolf-Dieter den Rücken massieren.
»Sie hätten mich vorher warnen müssen, Fräulein Tina«, bemerkte die Frau Studienrätin spitz, »für eine ältere Dame ist diese Art Ausflug nun wirklich nichts.« Sie war aber sofort wieder versöhnt, als Sergio ihr freundlich zunickte: »Natürlich haben Sie recht, gnädige Frau, aber wo ist denn hier die ältere Dame?«
An den Rückweg dachte Tinchen mit Grausen. Lustlos kaute sie auf dem Hühnerbein herum, das offenbar so unerläßlich zu jedem Lunchpaket gehörte wie das pappige Brötchen und der halbzermatschte Pfirsich, tupfte zwischendurch Spucke auf die Mückenstiche und beobachtete ihre Leidensgenossen, die in sämtlichen Stadien der Erschöpfung im Gras hockten.
»Wie kriegen wir die bloß wieder nach
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