Bitte Einzelzimmer mit Bad
Hause?«
»Notfalls zu Fuß, aber eine halbe Stunde lang werden sie schon noch durchhalten!« Mit einem spitzbübischen Lachen beugte sich Sergio über Tinchens Ohr. »Jetzt nehmen wir besser den direkten Weg!«
»Soll das heißen …«
»Was hast du denn gedacht? Wir sind keine zwanzig Minuten von der Lodge entfernt.« Als er Tinchens entgeistertes Gesicht sah, fügte er entschuldigend hinzu: »Natürlich haben wir einen kleinen Umweg gemacht, aber schließlich mußten wir den Leuten doch etwas bieten für ihr Geld!«
»Das ist dir auch großartig gelungen! Wenn du dir die traurigen Gestalten ansiehst, wirst du feststellen, daß ihre Begeisterung schon gar keine Grenzen mehr kennt!«
»Das ist nur äußerlich! Paß mal auf, wie schnell ich die wieder auf die Beine stelle!«
Es gelang ihm hervorragend. Das anfangs ungläubige Staunen wechselte zu befreiendem Gelächter und endete in einem Bombardement von Hühnerknochen, Kronenkorken und überreifem Obst. Sergio konnte nur mit Mühe den zahlreichen Geschossen ausweichen und rettete sich zwischen die Esel.
Wenig später befand sich die Kavalkade auf dem Rückweg. Ob es nun an der berechtigten Aussicht lag, die Tortur bald hinter sich zu haben, oder an dem lauwarmen Bier, das Ercole verteilt hatte, ließ sich später nicht mehr ergründen – jedenfalls zuckelte die Karawane lauthals singend durchs Gelände und war gerade beim schönen Westerwald angekommen, als hinter einer Wegbiegung die ersehnten weißen Häuser auftauchten. Die Esel setzten zum Endspurt an, und in einer undurchdringlichen Staubwolke kam der Troß schließlich zum Stehen.
»Endstation! Allet aussteigen!« Schwerfällig plumpste Erwin auf den Boden. »Also wenn ick so bedenke, wat ick für mein Jeld allet jekriegt habe, denn kann ick mir wirklich nich beklagen: Schwielen am Hintern, ’n lahmet Kreuz, Reibeisen an die Oberschenkel, und loofen kann ick noch nich mehr!«
An den »gemütlichen Ausklang« dieser Safari dachte Tinchen später nur noch ungern zurück, obwohl die meisten anderen Beteiligten ihn als Höhepunkt bezeichnet hatten. Die Schweinesteaks, von Ercole mit mehr Enthusiasmus als Sachkenntnis gegrillt, waren zwar ein bißchen zäh gewesen, hatten sich aber mit dem reichlich ausgeschenkten Wein ohne weiteres hinunterspülen lassen. Nach dem dritten Glas war die Frau Studienrätin sanft entschlummert, nach dem fünften war Corinna von der Bank gefallen, nach dem sechsten hatte Roswitha schluchzend ihren armen kranken Mann bedauert, nach dem achten hatte Erwin unter dem Tisch gelegen, und dann hatte Tinchen zum Aufbruch gemahnt.
»Wenn ich die bloß schon auf dem Wagen hätte!« Sergio hatte sich ratlos am Kopf gekratzt und festgestellt, daß man bei den künftigen Safaris wohl doch noch einiges werde ändern müssen. »Nicht mehr als drei Gläser Wein pro Person, statt der Steaks lieber Würste, und von dem eingesparten Geld heuern wir einen Folkloresänger an, so mit Gitarre und möglichst deutschem Repertoire.« Dank Ercoles Hilfe war es ihm dann doch gelungen, die mehr oder weniger alkoholisierten, zum Teil singenden Eselbändiger auf die Pritsche zu verfrachten, aber er hatte sich geweigert, mit dieser nicht gerade repräsentablen Ladung durch Verenzi zu fahren. Vielmehr hatte er von der ersten Telefonzelle aus Luigi angerufen, der auch sofort mit seinem Taxi gekommen war und die restliche Beförderung übernommen hatte. In drei Etappen hatte er die weinseligen Eselritter in ihre Hotels gebracht und war anschließend noch einmal zum Kassieren erschienen. Daß man Lilo vergessen oder verloren hatte, war bis dahin auch noch niemandem aufgefallen. Später war sie von Ercole schlafend im Heuschober gefunden und zu mitternächtlicher Stunde von ihm nach Hause gebracht worden.
»Heute war’s vermutlich noch ein Verlustgeschäft, aber schon beim nächsten Mal wird Ercole ein Plus machen!« hatte Sergio prophezeit, eine Behauptung, der Tinchen energisch widersprochen hatte. »Ein nächstes Mal wird es erst gar nicht geben!«
Drei Tage später, als sie endlich wieder halbwegs aufrecht auf einem Stuhl sitzen konnte, waren die nächsten beiden Safaris ausgebucht!
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Kapitel 11
W ährend Tinchen in ihrem Bett herumrollte und schließlich auf dem Bauch einschlief, weil sie dort noch die wenigsten blauen Flecke hatte, machte rund tausend Kilometer weiter nördlich ein junger Mann sein Auto reisefertig. Er hatte es vollgetankt, ÖI und Reifendruck geprüft, mit einem roten
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