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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Symposias westdeutscher Anwalt beim Meeting an jenem Morgen zu sagen gehabt hatte. Ich rief Brüssel kurz vor zwölf Uhr mittags an.
    Keiner meiner Leute meldete sich.
    Ich wartete zwanzig Minuten und rief dann nochmals an. Natürlich kannte unsere Mitarbeiterin in der Telefonzentrale meine Stimme, aber ihre klang seltsam. Ich begriff sehr rasch, warum. Es war Frank, zu dem sie mich durchstellte.
    »Hallo, Paul.«
    Unwillkürlich spannten sich meine Muskeln, aber es gelang mir, meine Stimme gleichmütig klingen zu lassen.
    »Da scheint etwas mit der Leitung nicht in Ordnung zu sein. Ich rufe Brüssel an.«
    »Mit der Leitung ist alles in Ordnung, Paul, aber mit Ihnen nicht. Ich sitze in Ihrem ehemaligen Büro.«
    »Ich verstehe.«
    »Nun, genau das scheint mir der Kern des Problems zu sein. Sie verstehen nicht. «
    »Dann werden Sie’s mir erklären. Dreht es sich darum?«
    »Nein, Paul, darum dreht es sich nicht. Niemand gibt Ihnen noch irgendwelche Erklärungen. Sie hören nicht zu. Niemand gibt Ihnen noch irgendwelche Ratschläge. Sie nehmen sie nicht an. Deswegen habe ich den Auftrag, Ihnen zu sagen, was Sie von jetzt ab kriegen.«
    »Ich höre da ein quietschendes Geräusch, Frank. Das ist nicht bloß Ihre Stimme. Sie müssen sich auf meinem Stuhl hin und her wiegen. Das würde ich lassen. Ich habe es immer so gehalten, daß der Hebel zum Regulieren der Federung auf ›hart‹ eingerastet blieb. Sobald Sie sich zu weit zurücklehnen, kippt das ganze Ding hintenüber. Sie könnten sich weh tun.«
    Ich versuchte meine Besorgnis echt klingen zu lassen. Sie klang echt genug, um zu bewirken, daß er die Beherrschung verlor.
    »Werden Sie nicht drollig, Opa. Halten Sie jetzt mal die Klappe, und versuchen Sie zur Abwechslung, mir zuzuhören. Sie waren angewiesen, hübsch dichtzuhalten. Sie haben sich nicht daran gekehrt. Sie haben gequatscht. Wenn Krom Sie ernst genommen hätte, wäre eine Menge Schaden angerichtet worden. Zum Glück haben Sie ihn nicht beeindruckt. Aber jetzt haben Sie Ihr Fett bekommen. Sie sind extra scharf verwarnt worden letztes Mal. Eine Zeitlang dachten wir, Sie hätten es endlich kapiert. Aber nein. Sie sind genau wie all die anderen alten Säcke. Man sagt Ihnen Bescheid, Sie benehmen sich, als hätten Sie verstanden, und dann vergessen Sie alles.«
    »Was habe ich vergessen, Frank? Meinen Sicherheitsgurt anzulegen?«
    »Witzeln Sie nicht über ernste Dinge, Paul. Sie haben sich auf ein riskantes Spiel eingelassen, und Sie haben noch mal Glück gehabt. Die Krom-Situation ist eingedämmt worden, nicht durch Sie. Und was geschieht jetzt ? Jetzt wollen Sie diesen alten Hornochsen verklagen und die ganze Büchse mit all den Würmern wieder aufmachen.«
    »Sie mixen Metaphern, Frank, und das auf einer nicht abhörsicheren Leitung.«
    »Sie haben nichts mehr übrig, was Sie noch verstecken könnten, Alterchen. Es hängt alles raus zum Angucken für jedermann, die Anteilseigner eingeschlossen, und den Anblick findet niemand erfreulich. Also, mit Wirkung von heute mittag sind Sie draußen. Über den Stuhl, auf dem ich sitze, brauchen Sie sich keine Gedanken mehr zu machen. Es ist alles eingerenkt worden, und falls Sie noch immer meinen, daß es wieder ausgerenkt werden könnte, dann vergessen Sie’s! Sie sind draußen, und zum Drauf sitzen haben Sie jetzt nur noch Ihren eigenen Arsch.«
    Das konnte ich ihm wohl glauben. Die Verbindung zu halten ist nie das gleiche, wie die Stellung zu halten, und was Buchführung betrifft, ist Frank um Einfälle nie verlegen gewesen. Wie ich mir habe sagen lassen, hat er noch andere Fähigkeiten. Wenn Unterschriften von Personen benötigt werden, die nicht umgehend greifbar oder bereit sind, sie zu leisten, ist er imstande, ausgezeichnete Fälschungen zu liefern.
    »Ihnen ist nicht etwa entfallen, daß ich selber Eigner eines größeren Anteils bin, oder?«
    »Was Sie haben, sind zwanzig Prozent, und ich werde Ihnen sagen, wie es damit aussieht. Ist von ganz oben abgesegnet worden, also können Sie’s mir schon glauben. Wollen Sie’s hören?«
    »Ich höre.«
    »Lassen Sie Krom ungeschoren, kaufen Sie sich das hübsche Ruheständler-Eigenheim im lieben alten Seniorenstädtchen, von dem Sie schon immer geträumt haben, und Sie kriegen den goldenen Händedruck. Wir kaufen Ihnen diese zwanzig Prozent zum Nennwert ab, zum in Ihren Büchern angesetzten Nennwert. Na, was sagen Sie dazu?«
    »Scheren Sie sich zum Teufel.«
    Eine Pause entstand. Dann: »Paul, dies Angebot

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