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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Zündschlüsselkontakt zur Detonation gebracht worden. Selbstmord? Sicher nicht. Ganz ausgeschlossen.
    Die Morgenblätter waren ein gut Teil ausführlicher, und einige waren richtig übelkeiterregend.
    Es bestand kein Zweifel, daß Yves zum Ort der Hinrichtung gefahren worden war. Er war zu dem Zeitpunkt bewußtlos oder doch nur halbwegs bei Bewußtsein gewesen. Es gab Hinweise, die dafür sprachen, daß ihm die Injektion gewaltsam verabreicht wurde; um welche Droge es sich gehandelt hatte, war noch nicht geklärt. Er war sodann auf den Fahrersitz seines Leihwagens gesetzt worden. Die Sprengstoffladung, die ihn zerrissen hatte, war an dem diagonalen Abschnitt seines Sicherheitsgurtes, dort, wo dieser seinen Bauch kreuzte, angebracht gewesen. Seine Handgelenke waren mit Draht ans Lenkrad gefesselt. Ein Zeitzünder war benutzt worden, um die Ladung zur Explosion zu bringen. Es mochte beabsichtigt gewesen sein, daß er das Bewußtsein wiedererlangen und sich darüber klarwerden sollte, was mit ihm geschah, bevor er starb. Alles deutete auf einen Mord aus Rache hin. Es erschien wahrscheinlich, daß mehr als ein Täter – und sicher ein zweites Automobil – zur Ausführung des Verbrechens erforderlich gewesen war. Die Leiche, die von der Sprengladung übel zugerichtet – tatsächlich so gut wie mittendurch gerissen – war, wurde gegenwärtig gerichtsmedizinisch aufs sorgfältigste untersucht. Von den Ergebnissen der Autopsie sowie der wissenschaftlichen Untersuchung des Wageninneren versprach man sich dringend benötigte Hinweise auf die Identität derjenigen, die für das Verbrechen verantwortlich waren.
    »Bestialisch!« sagte Melanie. »Das sind niederträchtige Gangster.«
    »Die es begangen haben, sind es fraglos, würde ich sagen. Aber wie nennen wir so reizende Menschen wie beispielsweise Mat und Frank, die genaue Anweisungen gaben, was zu geschehen habe und wie, und dafür zahlten, daß sie befolgt wurden? Wie nennen wir die?«
    »Fragen Sie Professor Krom. Er hat für alles und jedes ein Wort parat. Fragen Sie ihn, Paul, und schicken Sie mir eine Postkarte mit der Antwort.«
    »Sie wollen also nicht mit mir nach Brüssel gehen?«
    »Danke. Ich ziehe es vor, meinen Bauch zu behalten.«
    Sie warf mir einen Seitenblick zu. »Werden Sie gehen?«
    Ich brachte ein dünnes Lächeln zustande. »Mr. Williamson scheint seinen Standpunkt sehr deutlich gemacht zu haben. Bis die Placid-Island-Verhandlungen sicher unter Dach und Fach sind, wird mir angeraten, mich an keinem der üblichen Orte blicken zu lassen. Ich muß gänzlich unerreichbar sein, physisch unerreichbar, damit kein wißbegieriger Journalist, der von Kroms Zeugen ausgestreute Gerüchte gehört oder den schnapsseligen Weitschweifigkeiten des Großen Alten Mannes gelauscht hat, mich ausfragen kann. Dasselbe gilt für Sie. Meine Tätigkeit für Symposia wird eine Weile delegiert werden müssen.«
    »An wen? Frank Yamatoku?«
    Ich kicherte doch tatsächlich. »Wir werden sehen. Einstweilen möchte auch ich meinen Bauch behalten. Wir müssen beide verschwinden. Natürlich werde ich nicht nach Brüssel gehen.«
    »Krom wird darüber nicht erfreut sein.«
    »Dann muß ich lernen, mit seinem Mißfallen zu leben.«

    Warum habe ich versagt?
    Möglicherweise, weil ich mit Kroms Mißfallen nicht leben konnte.
    Es gibt Dinge, die lernt ein Mann wie ich nie. Dazu zählt die Kunst, mit dem Mißfallen eines Narren zu leben.
    Seine Wut darüber, daß ich es unterließ, Selbstmord zu begehen – indem ich ihn und seine Zeugen in Brüssel traf –, wurde prompt zum Ausdruck gebracht.
    Zwei Monate später kam The New Sociologist als Sonderheft heraus, das ausschließlich einem Aufsatz von Krom gewidmet war. Sein Titel lautete: » Der Kompetente Kriminelle – Anmerkungen zu einer Fallstudie.«
    Ich unternahm damals nichts dagegen.
    Das lag nicht nur daran, daß ich mich rar machte, um Mat Williamson zu gehorchen und ihn davon abzuhalten, mich umbringen zu lassen. Ich mag zwar unter der von mir selber verhängten Kontaktsperre unerreichbar gewesen sein, aber ich war meinerseits nicht von allen Verbindungen abgeschnitten. Ich hätte Anwälte instruieren können, wenn ich gewollt hätte, oder meine Leute bei der Symposia veranlassen können, Anwälte zu instruieren. In der Tat gab es einige unter ihnen, die mich drängten, das zu tun. Ich tat es nicht, weil ich es für das beste hielt, die Sache totzuschweigen. Internationale Steuerrechtler sind meist vollauf damit beschäftigt,

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