Bitte keine Rosen mehr
ist ganz und gar echt. Wir meinen es in vollem Ernst. Aber lassen Sie von Krom ab.« Die Anstrengung, die es ihn kostete, umgängliche Formen zu wahren, war nahezu hörbar.
»Scheren Sie sich zum Teufel.«
»Paul, ich fände es besser, wenn Sie sich diese Antwort nochmals überlegten.«
»Okay, ich habe sie mir nochmals überlegt. Die Antwort ist nein.«
»Weil es, wenn sich jemand zum Teufel schert, keiner von uns hier sein wird.«
»Frank«, sagte ich, »Sie haben Ihr Geld an Yves verschwendet. Warum mußten Sie ihn umbringen lassen? Sie hätten ihn nur zu fesseln und unentwegt auf ihn einzureden brauchen. So wie Sie jetzt auf mich einreden. Es wäre kein angenehmer Tod gewesen, kein angenehmerer, als als Plastikbombe zu enden, aber um vieles billiger für Mat. Und es hätte keine Spuren hinterlassen. Nun ja, so gut wie keine. Bloß den aufgerissenen Mund, den ein Mann hat, wenn er von einem Giftpfeil getroffen worden oder mitten im Gähnen gestorben ist.«
Wiederum trat eine Pause ein. Der Sessel am anderen Ende der Leitung hatte aufgehört zu quietschen.
»Paul«, sagte Frank dann, »ich werde Ihnen jetzt ein paar Zahlen vorlesen. Sie kennen sich mit Kommunikationscodes aus. Gut, dies ist Ihrer, Ihr derzeitiger. Er lokalisiert Sie und Ihre Kraut-Hilfswillige als per Auto in etwa vier Stunden erreichbar und in etwa drei Stunden von den Jungens mit dem Know-how, von dem Sie mir erzählen, daß es so ineffizient und überzahlt sei. Dann holen Sie am besten erst mal tief Luft. Wenn Sie auch jetzt wieder davonrennen wollen, werden Sie diesmal ziemlich weit laufen müssen. Fertig? Okay. Dies ist Ihr Code. Das Präfix lautet …«
Ich hörte mir die ersten sieben Zahlen an, nur um Gewißheit darüber zu erlangen, ob mein alter Sicherheitsmann nicht vielleicht geglaubt hatte, er sei es mir schuldig, einen kleinen Fehler einzuschmuggeln.
Er hatte es nicht getan. Der Brüsseler Pakt der alten Kumpane war aufgekündigt worden. Es wurde Zeit, daß ich das Weite suchte.
Ich legte auf und rief Melanie an.
Sie weiß immer am besten, welche Reisevorbereitungen zu treffen sind.
11
C
arlos Haus riecht wie ein Taschentuch, das lange in der Schublade einer alten Kommode gelegen hat. Es hatte diesen Modergeruch schon, als es neu war. Carlo schrieb ihn damals dem brackigen Wasser zu, das zum Anrühren des Betons verwendet worden war, und meinte, mit der Zeit würde sich das schon geben. Es hat sich niemals gegeben; sondern der Geruch ist voll herangereift. Das verbenenduftende Anti-Moder-Spray, das Melanie in dem Laden für alles auf dem Out Island besorgt, verschlimmert die Sache nur. Sie macht die Fahrt jede Woche mit Jake, der das Boot steuert und dessen Maschine wartet; und jede Woche kehrt sie mit Post, Lebensmitteln, Drinks und mit Verwünschungen auf den Out-Island-Damenfriseur zurück. Jedesmal schwört sie, es sei das letzte Mal gewesen und daß sie nächste Woche, gleichgültig, welche Risiken damit verbunden seien, nach Nassau oder Miami und zu den Wohltaten Elizabeth Ardens reisen würde. Sie fügt hinzu, daß schlechtes Essen einen ebenso gewiß umbringen kann wie Bomben.
Sie hat mein Mitgefühl. Es ist jedoch möglich, daß ich ihr heute abend, sobald ich alles nochmals durchdacht und dreifach überprüft habe, endlich einen fertigen Fluchtplan vorlegen kann.
Gestern bestand die Post, die sie mitbrachte, aus zwei Briefen.
Der eine kam von einem Immobilienhändler in Kingston, und er besagte, daß der von mir geforderte Verkaufspreis für die Insel ein bißchen zu hoch sei. Wir bekommen solche Briefe in Mengen. Ich erwähne es lediglich, um unser Vorgehen zu erklären. Für den Fall, daß jemand, der irgendwie und irgendwo für Mat oder Frank arbeitet, durch Zufall erfahren hat, daß ich als einer von Carlos Treuhändern Zugang zu einem karibischen Eiland habe, unterhalten wir ein Frühwarnsystem. Rings um uns herum gibt es Hunderte von kleinen Inseln, die sich in Privatbesitz befinden; und da die Grundstückshändler darüber, wer welches wirklich besitzt, genauer informiert sind als das Grundbuchamt der Regierung, sind sie diejenigen, die es als erste wissen, wenn jemand Erkundigungen einzuziehen beginnt. Wer sonst als ein prospektiver Käufer sollte Erkundigungen anstellen? Also bin ich, obschon ich nicht das mindeste Recht dazu habe, ein prospektiver Verkäufer. Auf diese Weise mache ich mir das Informations-Spionagenetz der Immobilienhändler zunutze. Bislang ist nur ein einziger prospektiver Käufer
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