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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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tatsächlich bis zu unserer verträumten Lagune vorgedrungen. Nach einem von Carlos Köchin – sie ist jetzt ein bißchen alt geworden, dabei aber unbeirrbar schlecht geblieben – zubereiteten Speziallunch reiste er ab, ohne je wieder von sich hören zu lassen.
    Wir sind vor so ziemlich allem einigermaßen sicher gewesen, ausgenommen vor qualvoller Langeweile, schlechtem Essen und der Möglichkeit, daß diese zu permanenten Begleitumständen dessen werden könnten, was uns noch vom Leben blieb.
    Darum war der zweite Brief so wichtig.
    Er kam von dem Mann, der mir dabei geholfen hat, diesen Bericht über die ›Belagerung der Villa Esmaralda‹ zur Veröffentlichung einzurichten.
    Ich hatte mich für ihn entschieden, weil mir etwas gefiel, was er geschrieben hatte, und ich daraus schloß, daß er kein Angeber war, der sich überall mit einbringen mußte. Ich nahm mit ihm Kontakt auf, indem ich ihm ein Exemplar von Kroms Buch mit einem Kommentar zusandte, welchen ich über den im New Sociologist erschienenen Originalbeitrag geschrieben hatte. Zugleich ließ ich ihn als mögliches Sicherheitsrisiko überprüfen.
    Schon bei unserem ersten Treffen auf dem Out Island kamen wir überein. Und ich schätze mich glücklich, sagen zu können, daß keiner von uns beiden seither Anlaß gehabt hat, den anderen an dessen Bedingungen erinnern zu müssen. Unsere Beziehung hat sich bemerkenswert entwickelt. Von meinem Sekretär ist er zu meinem literarischen Mentor geworden, sodann zu einem geschäftlichen Vermittler, der in meinem Namen und Auftrag mit Verlegern verhandelt, und schließlich zu meinem verläßlichen juristischen Berater.
    Er nahm diese Rolle bereits während der Niederschrift des Buches vorweg, indem er mich wiederholt warnte – ›Das können Sie nicht sagen‹ oder ›Niemand wird dafür einstehen‹ –, Sätze, die ich schlichtweg unter den Tisch wischte. Als unserem Verleger dann die erste englische Fassung vorgelegt wurde, fiel der Schlag. Der Verleger machte die Publikation von einer rechtlichen Unbedenklichkeitserklärung abhängig; sämtliche Personen, die nach Meinung seiner Anwälte in der vorliegenden Fassung des Buches beleidigt wurden, mußten schriftlich angefragt werden: Connell, Henson, Langridge, Williamson, Yamatoku, Symposia S.A. und, natürlich, Krom.
    Von mir aus hätte das das Ende der Angelegenheit sein können. Ich war müde und ungewöhnlich deprimiert. Tatsächlich sagte ich meinem Berater bei einem trübsinnigen letzten Treffen auf dem Out Island, er solle all diese kostspieligen Typoskripte – kostspielig, weil sie auf diesem Spezialpapier getippt waren, das sofort schwarz wird, wenn jemand den Text zu fotografieren oder fotokopieren versucht – zurückfordern und vernichten.
    Er überredete mich, nichts zu übereilen. »Lassen Sie den Verleger, der entschlossen ist, an dem Buch festzuhalten, doch ruhig versuchen, die Genehmigungen zu bekommen. Falls massive Streichungen oder sonstwie gravierende Änderungen verlangt werden, können wir dann immer noch entscheiden, ob sie vertretbar sind oder nicht. Möglicherweise genügen schon ein paar Namensänderungen. Es konnte nicht schaden, das in Erfahrung zu bringen.«
    Ich ermächtigte ihn, in diesem Sinne vorzugehen und abzuwarten, was geschehen würde. Er bekommt einen Prozentsatz von allen Tantiemen, die das Buch möglicherweise abwerfen wird, daher leuchtete mir sein Standpunkt ein. Meiner war der, daß ich ihm und dem Verleger, sofern das Buch nicht vollständig kastriert werden müßte, lieber freie Hand lassen sollte, für das, was sie höflicherweise als ›Meine Sache‹ bezeichneten, ihr Bestes zu tun.
    Die erste Reaktion, die wir erhielten, war ermutigend, wenn auch ein bißchen überraschend. Sie kam von Connell und lautete kurz und bündig: »Veröffentlichen Sie in drei Teufels Namen.«
    Ein Begleitbrief von meinem Berater führte aus, daß Dr. Connell jetzt an einer anderen Universität lehre und auch von seiner zweiten Frau geschieden sei. Die Anwälte meinten, daß seine kurze Verlautbarung eine Unbedenklichkeitserklärung darstelle.
    Dr. Hensons Antwort gab mir ein Rätsel auf.
    »Veröffentlichen Sie es unter allen Umständen«, schrieb sie. »Heutige Schulabgänger und Studienabbrecher dürften einige Passagen des Buches ermutigend und instruktiv zugleich finden. Ulkiger als Smiles’ ›Self-help‹ und aussichtsreich, zur Lieblingslektüre moderner Teenager erkoren zu werden. Bewährungshelfer allerorten werden es

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