Bitte keine Rosen mehr
sich über neue Steuergesetze, die ihre Klienten betreffen, auf dem laufenden zu halten, und haben keine Zeit, Zeitschriften wie The New Sociologist zu lesen.
Ich bin nicht der erste verleumdete Mensch, der diesem Irrtum erlegen ist, und werde auch nicht der letzte sein. Aber erst als das Erscheinen der deutschen Ausgabe von Kroms Buch Der kompetente Kriminelle eine förmliche Flut von Artikeln zu diesem Thema in den internationalen Nachrichtenmagazinen sowie Handels- und Finanzblättern hervorrief, wurde mir klar, daß ich einem Irrtum verfallen war.
Es ist daher Kroms unverantwortliches Buch, nicht sein unverantwortlicher Aufsatz, wogegen sich mein förmlicher Einspruch richtet.
Nicht daß zwischen beidem ein nennenswerter Unterschied bestünde. Das Buch, das gegenwärtig in vier weitere Sprachen übersetzt wird, ist im wesentlichen eine aufgeschwemmte Version des Artikels, die mit Hilfe langatmiger Fußnoten und eines Anhangs mit Bibliographie und Register auf den gewünschten Umfang erweitert wurde. Es enthält wenig neues Material. Aus den journalistischen Zwischenüberschriften – Phrasen wie Die Anarchie oder Das Prinzip Nötigung und Der Kriminelle als Moralphilosoph –, die zur Auflockerung und Gliederung des Artikels in verdauliche Portionen dienten, sind Kapitelüberschriften geworden.
Ansonsten keine ins Gewicht fallenden Änderungen. Die Ungenauigkeit, Unrichtigkeit und totale Verlogenheit des Originals blieben unvermindert erhalten.
Frits Bühler Krom ist ein Schaumschläger.
Er kam, den Kopf voll vorgestanzter Meinungen, nach Brüssel, um mich zu sehen. Nichts konnte ihn dazu veranlassen, sie zu ändern. Er wußte, was er zu sagen hatte, um seine Theorien zu beweisen. Jetzt hat er es gesagt.
Wozu dann aber hat er auf dem Schlachtfeld von Cap d’Ail seine Haut riskiert? Wenn er auch nicht wußte, in welche Gefahr er sich begab, so war er doch fraglos auf Schwierigkeiten gefaßt. Das bezeugen seine Vorkehrungen in Brüssel für den Fall, daß ich ihn umbringen lassen wollte. Wozu also?
Damit er jetzt das respektable Etikett ›Fallstudie‹ auf den Quark kleben kann, den er geschrieben hat, dazu natürlich. Wozu sonst? Jetzt kann er vorgeben, daß er, nachdem er beherzt die Reise ins Unbekannte angetreten und dessen Wunder beobachtet hat, zum Zweck der Aufklärung gelehrter Kollegen lediglich berichtet, was er, und er allein, mit eigenen Augen gesehen hat.
Er ist, wie der arme Yves sagen würde, wirklich bloß »ein aufgeblasener alter Sack voll Piß und Wind«.
Denn was hat uns dieser kriminologische Münchhausen von seinen Reisen zu erzählen?
Nun, einstmals, als er in Zürich war, identifizierte er diesen Oberholzer. Jahre später sah er ihn wieder. Oberholzer, jetzt wie ehedem Drahtzieher einer weitverzweigten internationalen Erpresserverschwörung, erklärte sich bereit, als Gegenleistung für die zugesicherte Immunität gegen bestimmte Druckmittel, die anzuwenden Krom in der Lage war, auszupacken und sogar schriftliche Erklärungen über Techniken abzugeben, die von kompetenten Kriminellen angewendet werden. Unter den Opfern von Oberholzers Erpresserorganisation gab es zwei, die Krom zufällig bekannt waren. Ihre Codenamen lauteten Kleister und Torten, und …
Und so weiter und so weiter. Bis wir zur scharfsinnigen Analyse meiner »Papiere« gelangen.
Musterfragen. Warum war es, wenn es sich bei dem Steuervermeidungs-Beraterservice nicht um eine bloße Fassade handelte, erforderlich, Informanten wie den unglückseligen Kramer anzuwerben? Einem echten Steuerberater würde natürlich Einblick in die Bankauszüge seiner Klienten von diesen selber gewährt werden. Ist es nicht offenkundig, daß Männer wie Kleister und Torten niemals Klienten waren, sondern nur Opfer?
Es kommt ihm nicht in den Sinn, daß Männer wie K und T – Männer, die er selber an anderer Stelle seines Buches als »betuchte Psychopathen« bezeichnet – die Berater, die sie beschäftigen, ebenso hemmungslos belügen, wie sie die Steuerbeamten belügen, die sie betrügen wollen. Wenn einem derartige Klienten erklären, sie hätten drei Bankkonten, geht man ganz selbstverständlich davon aus, daß sie sechs haben. Im eigenen Interesse, wo nicht in ihrem, sollte man den Stand der Dinge kennen.
Seine Welt ist eine schwarzweiße Welt aus Gut und Böse, Unschuld und Schuld, Wahrheit und Unwahrheit. Falls es eine solche Welt gibt, und heimlich existiert sie vielleicht in einigen Köpfen, so soll er sie haben. Was er
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