Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
hatte.
    Seine Antwort ist jetzt eingetroffen. Eine Kopie davon war dem Brief beigelegt, der gestern kam.
    Was ich – bestenfalls – erwartet hatte, waren verbale Ausfälle gegen mich und das unnachsichtige Verlangen nach Streichung aller derjenigen Erwähnungen seiner Person und seiner Arbeit, die er als respektlos erachtete. Was ich statt dessen erhielt, war – nun, ich bin mir darüber noch nicht ganz klargeworden.
    Die Genehmigung, die er erteilt, ist bedingt, und mein Berater findet sie recht amüsant. Die Bedingungen, die der Professor stellt, gehen dahin, daß zugleich mit meinem Bericht, in demselben Band und als Postskriptum oder Anhang, sein eigener kurzer Kommentar dazu veröffentlicht werden muß. Der Kommentar muß genau so veröffentlicht werden, wie er geschrieben wurde, ungekürzt und als geschlossenes Ganzes. Ferner darf ich in dem ihm bereits vorgelegten Text – meinem Text – nichts ändern oder umstellen, beispielsweise als Reaktion auf irgend etwas, was er darüber zu sagen hatte, oder aus irgendeinem anderen Grund. »All diese falschen Hoffnungen, trügerischen Erwartungen, nachweislichen Lügen und unbeabsichtigten Irrtümer müssen in ihrem Originalzustand verbleiben, ungemildert und unverschleiert von nachträglicher Einsicht.« Sofern diese Bedingungen akzeptiert werden, will er alle Bedenken gegen den ihm vorgelegten Text zurückstellen.
    Es gibt noch eine abschließende Bedingung. Wiewohl Professor Krom für den betreffenden Verlag die allergrößte Hochachtung hege und sich des hohen Ansehens, das er seiner Integrität wegen genieße, sehr wohl bewußt sei, müsse er darauf bestehen, vor Drucklegung des Buches einen Satz druckfertiger Korrekturabzüge zur Durchsicht zu erhalten. Er will sich persönlich davon überzeugen, daß der symbolische Preis, den er für seine Absegnung gefordert hatte, auch ordnungsgemäß und voll bezahlt wird.
    Das Verlagshaus läßt mich mit offenkundiger Befriedigung wissen, daß es die Bedingungen des Professors vorbehaltlos annehmen könne.
    Es geht davon aus, daß das auch auf mich zutrifft.
    Selbstverständlich nehme ich die Bedingungen an. Es bleibt mir gar nichts anderes übrig, wenn ich mir überhaupt Gehör verschaffen will.
    Der Kommentar des Professors wurde aus dem Niederländischen übersetzt.
    Ich habe [schreibt er] die druckfertig redigierte Fassung von Paul Firmans Buch mit größtem Vergnügen, lebhaftestem professionellem Interesse und, ja, auch einem Gutteil widerwilliger Belustigung gelesen.
    Es enthält so vieles, was ich auch spürte, aber trotzdem nicht in Worte fassen konnte. Die Gründe für mein Unvermögen sind offenkundig. Wenn die Ermittler-Subjekt-Beziehung von einem fundamentalen persönlichen Konflikt überschattet wird, bleibt bestenfalls zu hoffen, daß es dem Ermittler gelingt, als Katalysator zu wirken. In diesem bescheidenen Ausmaß zumindest behaupte ich, erfolgreich gewesen zu sein. Meine beiden Kollegen Henson und Connell hielten dieses Subjekt für ungewöhnlich schwierig, wobei der letztere hierbei so weit ging, zu sagen, daß man sich angesichts einer derart in der Tiefe gestaffelten Verteidigung nicht bloß fragen müsse, was sich dahinter befinde, sondern auch, ob dort überhaupt noch genügend Raum verbleibe für ein als solches erkennbares menschliches Geschöpf. Das Gleichnis, das er benutzte, jenes nämlich von einem Panzer mit derart dicken Stahlplatten, daß er nur einer Besatzung von gutausgebildeten Mäusen Platz bot, erschien keinesfalls abwegig.
    Nun, in dieser Hinsicht hat uns Mr. Firman jetzt beruhigt. Die Befestigungen sind eindrucksvoll, ja, aber es steckt ein Mensch dahinter. Welche Art von Mensch, wissen wir noch nicht; aber wir haben jetzt eine viel klarere Sicht auf ihn. Eine den eigenen Zwecken dienende Ergießung wie diese, geschrieben von einem hochkarätigen Delinquenten vom seltenen Kaliber Mr. Firmans, wird stets mehr von der inneren Welt ihres Autors enthüllen als der von einem ebenso komplexen, aber verantwortungsbewußteren Geist unternommene Versuch der Selbsteinschätzung. Die skatologischen Exzesse eines Genet verraten uns mehr als die kontrollierten Einsichten eines Gide.
    Sehen wir uns das für Firmans äußeres Verteidigungssystem relevante Material einmal genauer an. In der Villa Esmaralda habe ich seine verbalen Wolken mit Oktopustinte verglichen, ein Vergleich, von dem der Oktopus selber wahrheitsgetreu berichtet. Es ist jedoch überraschend, festzustellen, daß der Vergleich

Weitere Kostenlose Bücher