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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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unabhängigen Staat im ganzen südpazifischen Raum zu werden.
    Ist Mat ein Kompetenter Krimineller, wie Professor Krom ihn definiert hat? Möglicherweise, aber ein Anarchist ist er sicher nicht. Was er will, ist ein Königreich, und ist die Nationalflagge auch noch nicht entworfen – ein Pandurusblatt auf goldenem Feld vielleicht? –, die Banknoten sind es höchstwahrscheinlich. Wenn Soziologen wie Krom es nicht lassen können, Männer und Frauen mit Etiketten zu bekleben, um sie zu klassifizieren, so würde ich sagen, daß Mat ein Abenteurer ist, wie auch ich einer bin; in dem alten abträglichen Sinn der Bezeichnung ist das ein gesunder, intelligenter Mann, der nützliche Arbeit im Weinberg verrichten könnte, es statt dessen jedoch vorzieht, ein ungebundenes, abwechslungsreiches, kurz: ein abenteuerliches Leben zu führen.
    Mat hatte das Pfeifen eingestellt. Er starrte mich jetzt mit kalter Abneigung an.
    »Was weiß er über Placid?«
    »Daß ich im letzten November dorthin gereist bin. Er weiß, daß Symposia das Angebot einer Beteiligung an Nauru abgelehnt hat. Er weiß, daß Symposia ihre Klienten nicht mehr in Richtung Neue Hebriden schleust und daß sie ein anderes Eisen im Feuer hat. Er weiß, daß eine Regelung für Placid unmittelbar bevorsteht, weil es sich herumgesprochen hat, daß unsere Konkurrenten versuchen, dort über Anglo-Anzac einen Fuß in die Tür zu bekommen.«
    »Sie sagten, er hätte es vor uns mit der Angst zu tun bekommen. Haben Sie über mich gesprochen?«
    Ich hatte in der Tat versucht, andeutungsweise auf seine Existenz hinzuweisen. Wieso er eigentlich immer davon ausgehe, hatte ich Krom gefragt, daß in dem, was er ›die Symposia-Verschwörung‹ nannte, ich die Nummer eins sei. Woher er wissen wolle, daß ich nicht bloß ein Strohmann sei, Teil einer ausgeklügelten Tarnkonstruktion, errichtet zu dem Zweck, einen anderen zu decken. Meine Absicht war gewesen, seine Selbstgefälligkeit ein wenig zu verunsichern. Alles, was ich damit erreicht hatte, war, ihn lachen zu machen. Er wisse , daß ich Nummer eins sei, also möge ich doch gefälligst damit aufhören, mich aus der Sache herausreden zu wollen.
    Ich hatte jedoch nicht die Absicht, Mat alles das zu erzählen.
    »Nein, Mat, wir haben nicht über Sie gesprochen. Ihr Name ist nicht einmal erwähnt worden. Natürlich muß er von Ihnen gehört haben, der grauen Eminenz der Placid-Island-Lobby. Wenn er die Finanzblätter liest, meine ich. Diese PR -Mannschaft, die Anglo-Anzac für sich angeheuert hat, wird dafür gesorgt haben. Aber was Ihre persönliche Verbindung mit Symposia betrifft, so kann er davon nichts haben läuten hören. Wenn er es hätte, würde er das ganz bestimmt gesagt haben.«
    Lange Zeit herrschte Schweigen, und dann wurde er sichtlich gelöster. »Demnach sind Sie, Paul, der einzige, der bislang aufgeplatzt ist. Nicht uns hat er aufs Korn genommen, sondern Sie. Und alles, wonach er sucht, ist Dreck, den Spekulanten wie Sie und der alte Carlo Lech am Stecken haben. Stimmt’s?«
    »Sie hätten es zwar ein bißchen feiner ausdrücken können, aber ja, ich würde meinen, das stimmt ungefähr.«
    »Dann sollten Sie wohl lieber auf sein Spiel eingehen, wie? Ihm ab und zu einen alten Knochen oder zwei hinwerfen und darauf vertrauen, daß er nicht argwöhnisch wird, was?«
    »Ja.«
    »Und daß seine Zeugen nicht argwöhnisch werden. Sie werden eine ganze Menge Vertrauen aufbringen müssen, meinen Sie nicht, Paul?«
    » Das ist mir auch schon aufgegangen. Und ich werde mich gehörig absichern müssen.«
    »Nun, das können wir uns leisten. Sie werden auch Teamhilfe brauchen. Was das Technische anbetrifft, so fahren Sie mit Yves wohl am besten, denke ich. Und daß Sie Melanie mögen, weiß ich.«
    Spätestens da hätte ich erraten müssen, was ihm vorschwebte. Yves, darin waren wir uns immer einig gewesen, war ein erstklassiger Mann; aber über Melanie waren unsere Meinungen auseinandergegangen. Obwohl Mat bisexuell veranlagt ist, sind seine Urteile über Frauen selten verläßlich. Ich hielt und halte Melanie noch immer für eine äußerst fähige Tarnungsexpertin und Analytikerin, eine der besten, die es gibt. Sie hat ihr Handwerk bei der Organisation Gehlen erlernt und ist schlechthin brillant. Aus irgendeinem Grund – vielleicht, weil Melanie im Durchbrechen ausgetüftelter Tarnstrukturen ebenso brillant ist wie im Einrichten hieb- und stichfester Lügengebäude für die eigene Seite – hat Mat ihr nie getraut. Er

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