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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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hielt sie für ein Sicherheitsrisiko.
    Ich hätte ihn fragen sollen, ob er seine Meinung über sie geändert habe, ob ihm entfallen sei, was er mir gegenüber geargwöhnt hatte, oder ob er mir, auf seine gewundene Weise, eine faire Warnung vor dem erteilen wollte, was ich zu gewärtigen hatte.
    Ich erging mich nicht in Vermutungen und stellte daher auch keine Fragen. Er hätte ohnehin nicht darauf geantwortet, sondern seinerseits gefragt, wen ich statt Melanie wolle. Ein mahnender Hinweis, daß er sich, sobald er Verantwortung einmal delegiert habe, nicht mehr einzumischen pflege, wäre ebenfalls noch gekommen. Möglicherweise hätte er auch angefangen, Baden-Powell-Kernsätze über die Ehre eines Pfadfinders zu zitieren.
    Statt dessen diskutierten wir darüber, welche alten Knochen am besten geeignet seien, Professor Kroms Appetit zu stillen.
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    1 * engl. = placid
    2 * engl. = pleasant

3
    A
    ls Yves das Gepäck der Besucher kontrolliert hatte. war hinter den Tamarisken auf dem Kap die Sonne untergegangen; und zum erstenmal seit Brüssel hatte ich das Gefühl, annähernd wieder ich selber zu sein.
    Yves’ erster Bericht hatte mich zu ärgerlich gemacht, als daß ich einen vernünftigen Gedanken hätte fassen können. Erst als mein Zorn verraucht war, sah ich die Chance, die sich mir bot, mich aus meiner mißlichen Lage wenn schon nicht zu befreien, so sie doch etwas zu lindern und wenigstens mit einem blauen Auge davonzukommen. Ich stand zweifellos besser da als noch vor einer Stunde. Um wieviel besser, würde davon abhängen, wie geschickt ich mir die veränderte Situation zunutze machte.
    Mat hatte davon gesprochen, Krom ein paar alte Knochen zuzuwerfen, als brauchten wir bloß in den Keller hinabzusteigen und eine der diversen Leichen auseinanderzunehmen, die wir dort verwahrten. Ich war zum Schein auf diese Fiktion eingegangen, und er hatte zugelassen, daß ich es tat; aber wir hatten beide gewußt, daß das, was Krom erwartete und worauf er bestand, keine Tüte voll alter Knochen war, sondern ein Pfund rohes, rotes Fleisch. Auch hatte zwischen uns stillschweigendes Einverständnis darüber geherrscht, daß der einzige Ort, aus dem das Zeug gefahrlos herausgeholt werden konnte – das heißt von Mats Standpunkt aus gefahrlos –, mein eigenes persönliches Tiefkühlfach war. Wie er auf so charmante Weise klargestellt hatte, war ich derjenige, der aufgeplatzt war, nicht er.
    Daß Krom seinerseits mir die Sache erleichtern könnte, und sei es auch nur unabsichtlich, war eine Möglichkeit, die ich bislang nicht einmal erwogen hatte.
    Zu den Grundregeln, auf die wir uns in Brüssel geeinigt hatten, zählte eine, die in allen Dingen, welche die Sicherheitsvorkehrungen bei unserer anstehenden Konferenz betrafen, die letzte Entscheidung mir überließ, und eine weitere, die als Vorbedingung dafür, daß ich ihm in Gegenwart von Zeugen irgendwelche Informationen preisgab, bestimmte, daß besagte Zeugen in jeder Hinsicht an dieselben einschränkenden Sicherheitsmaßnahmen gebunden sein würden, die er selbst akzeptiert hatte.
    Mats Bemerkung, daß ich wahrlich verdammt viel Vertrauen brauche, hätte es nicht bedurft.
    Nun, ich hatte vertraut, und ich war prompt enttäuscht worden. Kroms Zeugen hatten sich als etwa so vertrauenswürdig erwiesen wie der legendäre libanesische Skorpion. Wie also stand es um Krom selber? War es wahrscheinlich, wirklich wahrscheinlich, daß er, wenn es dazu käme, meine vertraulichen Mitteilungen zu publizieren, sich als auch nur im geringsten vertrauenswürdiger erweisen würde? Vielleicht würde ich am Ende weniger arg geschoren davonkommen, wenn ich ihn aufforderte, die Karten auf den Tisch zu legen und ohne mich sein Schlimmstes zu tun.
    Natürlich konnte ich das nicht wirklich machen, aus Loyalität Mat gegenüber; aber Krom konnte nicht sicher sein, daß ich es nicht machen würde; er mochte zu der Einsicht gelangen, daß es klüger sei, mich nicht allzu sehr zu bedrängen.
    Jedenfalls hatte er sich jetzt ins Unrecht gesetzt, und das würde ich ihm bei nächster Gelegenheit unter die Nase reiben. Wenn er seine Fleischhäppchen haben wollte, würde er Männchen machen und hübsch artig darum bitten müssen. Das bedeutete, daß er früher ermüden und möglicherweise leichter und unkritischer zufrieden sein würde. Mit einigem Glück würde ich ihm keinen einzigen der saftigeren Happen zuzuwerfen brauchen.
    Zumindest hatte ich jetzt eine Verhandlungsposition oder glaubte doch, eine

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