Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
zu haben.
    Sie saßen in der Kühle des an die Veranda grenzenden Wohnzimmers in einem artigen, ja steifen kleinen Halbkreis beisammen. Melanie, nachgerade versteinert vom Streß, eine Stunde lang so tun zu müssen, als sei sie die Gastgeberin, zog ihre Darstellung einer grande dame ab. Ich hatte sie, als wir bei früherer Gelegenheit einmal zusammenarbeiteten, darauf hingewiesen, daß sie dabei, insbesondere in ihrem recht eigenartigen Englisch, wie eine poule-de-luxe im Ruhestand wirke, die der guten alten Zeit nachtrauert, aber sie hatte sich eingeredet, ich hätte nur gescherzt. Es ist merkwürdig, daß jemand wie sie, die mit derart unglaublicher Inspiration Rollen für andere zu entwerfen vermag, so armselig schauspielert, wenn sie einmal selber dazu aufgerufen ist.
    Sie war mitten in der Wiedergabe einer Anekdote über Coco Chanel begriffen, die sie in einem Frauenmagazin gelesen hatte. Kroms Augen waren glasig vor Langeweile. Dr. Connell starrte sie finster an. Dr. Henson umfing mit beiden Händen ihr geleertes Glas und stierte hinein, als sei es eine Kristallkugel.
    Ich verharrte kurz im Türrahmen und schlug die Hacken leicht zusammen.
    Melanie verstummte sofort und stand auf.
    Krom erhob sich umständlicher und zeigte auf mich.
    »Dies«, sagte er, an seine Zeugen gewandt, »ist Mr. Paul Firman.«
    Ich wartete noch einen weiteren Moment lang, bis sie alle aufgestanden waren, und ging dann mit meinem charmantesten Lächeln auf sie zu, um sie zu begrüßen.
    Connell hatte eine instinktive Bewegung gemacht, als wolle er mir die Hand schütteln, aber ich übersah es und beschränkte mich auf eine knappe formelle Verbeugung, die allen galt. Je eher sie daran gemahnt wurden, daß sie nicht nur ungeladene, sondern auch unwillkommene Gäste waren, desto besser.
    »Willkommen«, sagte ich. »Wie schön, daß Sie eine glatte Fahrt hatten. Dies ist, wie Sie zweifellos bereits vermutet haben werden, meine Sekretärin, Miss Melanie Wicky-Frey, aber –« ich unterbrach mich und warf Melanie einen vorwurfsvollen Blick zu – »ich sehe, daß Ihre Gläser leer sind.«
    Krom legte als erster los. »Danke, Mr. Firman, aber wir sind müde von der Reise. Uns allen, glaube ich, wäre es im Augenblick am liebsten, wenn Sie uns freundlicherweise erlaubten, unsere Zimmer aufzusuchen.«
    »Das heißt«, sagte Connell bissig und in recht gutem Französisch, »sofern dieser algerische Trüffelhund damit fertig ist, unsere Koffer zu durchwühlen.« Als ich den Mund aufmachte, um ihm zu entgegnen, fuhr er rasch fort:
    »Und wenn Sie uns die Proteste verletzter Unschuld ersparten, Monsieur Firman, würden wir das zu schätzen wissen. Wir sind, wie der Professor schon sagte, müde.«
    Ich bedachte ihn mit meinem allerdünnsten Lächeln.
    »Oh, ich hatte nicht vor zu protestieren, Verehrtester, obschon Mr. Yves Boularis möglicherweise genau das tun würde, wenn er wüßte, daß er hier als Algerier bezeichnet wurde. Er ist Tunesier. Natürlich wurde Ihr Gepäck durchsucht, und das ungemein gründlich. Ich muß Sie jedoch, wenn Sie auch recht gut französisch zu sprechen scheinen, daran erinnern, daß die Sprache, auf die wir uns für diese Konferenz geeinigt hatten, Englisch ist. Habe ich nicht recht, Herr Professor?«
    Krom räusperte sich. »Ja, ganz recht, Mr. Firman, wenn ich auch glaube, daß Dr. Connell da einen relevanten Punkt angesprochen hat. Wir alle haben uns mit Anstand einer Leibesvisitation unterzogen, aber ist es wirklich erforderlich, daß wir mit derartigem Mißtrauen behandelt werden, fast so, als seien wir kostümierte Polizisten?«
    »Ja, Herr Professor, ich fürchte, es ist erforderlich.«
    Er ließ einen Seufzer des Unmuts hören, während ich zum Sideboard ging, um mir einen Drink einzuschenken. Dann fing Connell wieder an. Daß ich ihm nicht die Hand gegeben hatte, mußte ihn nachhaltig verstimmt haben.
    »Ich vermute, Sie spielen auf dieses kleine Tonbandgerät von mir an«, begann er und holte Luft, um weiterzureden.
    Ich schnitt ihm das Wort ab, indem ich mich an Dr. Henson wandte.
    »Was meinen Sie dazu?« fragte ich sie. »Bin ich ungerecht, oder ist Ihnen entfallen, daß Sie ein Papier unterzeichnet und somit eingewilligt haben, sich für die Dauer Ihrer Teilnahme an dieser Konferenz bestimmten Vorschriften zu fügen?«
    Bei näherem Hinsehen war sie eine attraktive Frau mit fein geschnittenem Gesicht, ausdrucksvollen Augen und einem Mund, der viele Möglichkeiten andeutete, wenn auch nicht

Weitere Kostenlose Bücher