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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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von politischem Kalkül. Ob er nicht mit mir darin übereinstimme, daß fünfundneunzig Prozent der sogenannten Verbrechen von Regierungen an und auf Kosten von Staatsbürgern begangen würden, in deren Namen sie vorgeblich regieren.«
    »Ja, das ist in der Tat hochtrabendes Gewäsch. Was sagte er?«
    »Daß es hochtrabendes Gewäsch sei. Begreifen Sie doch, Mat, was er jetzt wirklich will, das ist die Befriedigung seiner beruflichen Eitelkeit. Sie haben sein Berner Papier gelesen. Es hat uns amüsiert. Andere, seine Kollegen, sind nicht im mindesten amüsiert, wenn ihr Lebenswerk als irrelevant abgetan wird. Von vielen Kreisen ist er als Sonderling angegriffen worden. Er will jetzt, daß wir ihm dabei helfen, zu zeigen, daß er keineswegs ein Sonderling, sondern ein großer Neuerer ist, ein Darwin der Kriminologie.«
    »Durch Veröffentlichung einer Fallstudie, ohne Namen zu nennen? Oh, ich weiß, daß das bei medizinischen Publikationen gang und gäbe ist. Patient X und Patient Y. Die Identitäten spielen keine Rolle, sofern der Arzt, der über den Fall berichtet, nicht im Verdacht steht, ein Quacksalber zu sein, der eine unhaltbare Lieblingstheorie mit frei erfundenen oder gefälschten Beispielen zu beweisen sucht.«
    »Genau. Bei einem derartigen Fall muß er entweder den Patienten oder glaubwürdige Zeugen vorweisen, um seine Behauptungen zu untermauern. Das ist es, was Krom vorhat. Er hat seine Zeugen bereits benannt, einen amerikanischen, einen englischen, beide qualifizierte Leute. Wir treffen privat zu einer viertägigen Klausur zusammen, während deren ich ihnen meine Lebensgeschichte erzähle. Ort des Treffens nach meiner Wahl. Strikte Sicherheitsvorkehrungen von allen zu beachten, insbesondere den Zeugen, die nur die denkbar knappste Vorausinformation erhalten werden, gerade genug, um ihr Interesse zu wecken und ihre Mitarbeit zu gewährleisten, ohne daß dabei irgend etwas Substantielles preisgegeben wird. Über den Text dieser Vorausinformation werden Krom und ich uns zu verständigen haben. Alle Namen, Orte und so weiter sind abzuändern, um die Schuldigen zu schützen. Das ist es, was er will, und meiner Meinung nach ist es das, was er zu bekommen gedenkt, egal, was es kostet.«
    Er begann wieder zu pfeifen und hörte dann abrupt auf.
    »Ich glaube, Sie haben sich verschaukeln lassen, Paul. Ich denke, Sie sollten ihm sagen, er möge tun, was er nicht lassen könne, und daß, wenn er verleumderische oder ehrenrührige Behauptungen über Sie oder das Institut oder die Symposiagruppe vor einem Dritten aufstellt, der sich untersteht, sie zu veröffentlichen, wir gegen diesen Dritten und gegen ihn prozessieren werden, bis ihnen die Luft ausgeht. Machen Sie ihm klar, daß ihn unter den gegebenen Umständen im Notfall kein Verleger decken kann. Er wird seine Drohungen dem Kläger gegenüber im voraus geäußert haben. Er hätte keine Chance.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das bringt nichts, Mat. Ich habe alles das versucht. Ich sagte Ihnen ja, er weiß von einigen Dingen. Eine seiner pikantesten Vermutungen geht dahin, daß Symposia in das Placid-Island-Projekt verwickelt ist. Er braucht bloß ein solches Gerücht in Umlauf zu setzen, um uns in Schwierigkeiten zu bringen. Meinen Sie noch immer, ich hätte mich verschaukeln lassen?«
    Das wirkte genauso, wie ich gedacht hatte.
    Mats Zynismus in bezug auf das Placid-Island-Abkommen ist vorgetäuscht; das ist er immer gewesen, wenn es Mat auch nicht im Traum einfallen würde, dies zuzugeben. Als Junge hatte er von einer anderen Phosphatinsel, ehedem Pleasant genannt, gehört, die ihren ursprünglichen Namen Nauru wiederentdeckt hatte. Als Mann hatte er gesehen, wie Nauru, dessen ganze Geschichte derjenigen Placids so sehr ähnelte, seine alten Treuhand-Territorium-Eierschalen abwarf, Unabhängigkeit vom British Commonwealth erlangte und die Republik Nauru wurde, mit vielversprechenden Aussichten als Steuerparadies.
    Jetzt war Placid an der Reihe. Placid hat ein besseres Klima als Nauru und bessere Hafenanlagen als Nauru, dem es an einem natürlichen Hafen mangelt. Placid war Mats Geburtsort. Mit ihm als dem Herrn über Glück und Zukunft des Eilands – der arme alte Häuptling Tebuke könnte dann im Placid Hilton eine ganze Etage für sich allein kriegen, sofern er nur lange genug lebte –, mit Mat, der seinem Volk die inspirierte Führung schenken würde, nach der es so sehr lechzte, wäre es Placid beschieden, zum bemerkenswertesten, blühendsten

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