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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Hingabe zu erringen sind. Auch in Indonesien brachten einflußreiche und angesehene Posten beträchtlichen persönlichen Profit für diejenigen, die sie innehatten. Mats Aufgabe im Ministerium für Handel und Industrie bestand darin, Einkäufe zu tätigen. Die Gelder, die er ausgab, wurden aus den Dollarmillionen der us-Wirtschaftshilfe, die in Form von amerikanischen Bankkrediten eintrafen, bereitgestellt, und was er kaufte, war das, was nach Meinung der amerikanischen Berater des neuen Regimes vom indonesischen Volk am dringendsten benötigt wurde: lauter so nützliche Dinge wie Kühlschränke, Zimmerklimaanlagen, Radioapparate, moderne sanitäre Anlagen und Autos, mit denen sie sich dort etwas heimisch fühlten.
    Von den Dollarmillionen, die Mat für den Kauf solcher Dinge ausgab, blieb natürlich einiges an seinen Fingern hängen. Bei jedem Abschluß strich er zwei Provisionen ein, eine von dem Agenten, der die Ware für seinen US- Fabrikanten verkaufte, und eine weitere von dem Händler, dem er das Zeug zuteilte, sobald es eintraf. Er machte seine Million innerhalb von nicht ganz zwei Jahren, und da er spürte, daß ein Regimewechsel in der Luft lag, und wußte, daß es zwar stets ein Fehler war, habgierig zu sein, in Djakarta zu jener Zeit jedoch häufig ein tödlicher Fehler, stieg er aus.
    Er hatte jetzt viele amerikanische Kontakte, und so ging er denn nach Amerika. Er erhielt auch viele Ratschläge, wie er seine Million am besten vervielfachen könne. Diese schob er beiseite. Der Ratschlag, den er befolgte, betraf seine Ausbildung. Von Amerikanern, deren Urteilsvermögen er zu schätzen gelernt hatte, erfuhr er, daß die berühmten juristischen Fakultäten der amerikanischen Hochschulen nicht bloß Institutionen sind, wo Männer und Frauen darin unterwiesen werden, die Rechte zu praktizieren, sondern Institutionen, wo Vortrefflichkeit in anderen Arten sozialen und politischen Managements gefördert und entwickelt wird. Überzeugt, daß seine Ausbildung in so mancher dieser Hinsichten unvollständig sei, hatte er sich um Aufnahme an der Stanford University beworben und war in Anbetracht seiner hervorragenden Leistungen an der London School of Economics angenommen worden. Ich bin ganz sicher, daß es ihm, mit der sinnvoll angelegten Million im Hintergrund, dort nicht schwerfiel, seine freie Zeit zu genießen.
    Ob er auch die übrige Zeit genossen hat oder nicht, habe ich nie herausbekommen. Das einzige Mal, das ich ihn je danach befragte, drückte er sich um eine Antwort herum. Es könnte sein, daß ihn diejenigen, die ihn beurteilen mußten, letztlich ein bißchen zu genau durchschaut hatten und ihn dies merken ließen.

    Das Hotel in Kensington bestand aus zwei großen aneinandergebauten viktorianischen Häusern mit Terrassen und einem gemeinsamen Drehtüreingang. Der Nachtportier war ganz offenkundig ein Trinker, aber noch immer mehr oder weniger nüchtern, als ich eintraf. Mats Name ernüchterte ihn vollends, und nachdem er hinauftelefoniert hatte, um mich anzumelden, brachte er es sogar fertig, einen wackeligen alten Lift zu bedienen. Das Hotel mag schmuddelig gewesen sein, aber Mat hatte das Beste daraus gemacht. Seit ich das letzte Mal hier gewesen war, hatte er den größten Teil des ersten Stockwerks hinzugemietet und bewohnte nun, wie mir der Portier sagte, vier zusammenhängende Räume.
    Der größte war zu einem Wohnzimmer hergerichtet worden, und Mat wartete dort auf mich. Frank Yamatoku, sein Freund, ebenfalls.
    Frank ist ein japanisch-amerikanischer Hansdampf in allen Gassen aus Kalifornien, der es dort im Pornogeschäft weit gebracht hatte, bevor Mat ihn entdeckte. Franks Neuerungen betrafen das Lichtspieltheater. Er hatte in Los Angeles mit einem einzigen Haus begonnen, zu welchem nur Paare Zutritt hatten und wo es Wasserbetten anstelle von Sitzplätzen gab und rund um die Uhr Pornofilme liefen. Als er sechs dieser Etablissements in Betrieb genommen hatte, verkaufte er sie an ein Syndikat, überreichte dann der Sittenpolizei vorsorglich eine Liste mit den Namen der Mitglieder des Syndikats, sobald er deren Scheck eingelöst hatte und sich in dem für Abflüge nach Übersee reservierten Teil des Flughafens befand. Frank hat viel Phantasie und ist ein ganz hervorragender Buchhalter, aber bevor Mat ihn entdeckte, nahm er häufig Risiken in Kauf und lebte gefährlich.
    Mat hatte ihn von diesen Neigungen geheilt, nahm ich an, aber ich mochte Frank trotzdem nie richtig. Das wußte er, und die

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