Bitte keine Rosen mehr
gereizt. »Was ist mit Ihnen und Ihren Freunden beim westdeutschen Geheimdienst, Herr Professor? Wenn die Sie vertraulich nach den Einzelheiten Ihrer Abenteuer auf der Suche nach Mr. X fragen, werden Sie dann, nach all dem Entgegenkommen, das sie Ihnen mit den Archivakten erwiesen haben, eisern schweigen? Natürlich werden Sie es nicht. Keiner von Ihnen wird den Mund halten. Niemand wird das können. Also wird das, was Sie von mir erfahren werden, nicht die ganze Wahrheit sein, wenn es ein solches Gebilde gibt, sondern einzelne Teilchen davon. Und Sie, Herr Professor, können wählen. Plaudern Sie aus, was Sie wissen, und Sie bekommen gar nichts mehr. Akzeptieren Sie meine Spielregeln, und Sie bekommen etwas.«
Er dachte darüber nach, glotzte mich dann mißtrauisch an. »Wieviel?«
»Einige Tage aus dem Leben von Herrn Oberholzer.«
»Einen habe ich schon.«
»Nein, haben Sie nicht. Sie können nicht die leiseste Ahnung davon haben, was an jenem Tag geschah. Sie wissen ja noch nicht einmal, welcher Verbrechen Sie ihn bezichtigen wollen.«
»Erpressen von Geldern durch Drohung. Nötigung. Es gibt noch einige mehr, aber für den Anfang dürften diese ausreichen.«
Ich lachte ausgiebig genug, um mich ein klein wenig an meinem Wein zu verschlucken. »Nötigung, Herr Professor«, sagte ich, als ich mich erholt hatte, »nennt man das empört, wenn jemand Zahlungen von säumigen oder gar straffälligen Schuldnern eintreibt oder einzutreiben sucht. Der Begriff Erpressung wird häufig verwendet, um Briefe von Gläubigern zu charakterisieren, die mit der Wendung: ›Wenn Sie nicht bis zum …‹ beginnen. Oberholzer war jedenfalls kein Schuldenbeitreiber. Wenn das alles ist, was Sie haben …«
»Ich rede nicht von Schulden, die für rechtmäßig gelieferte Waren oder geleistete Dienste entstanden. Ich spreche von gesetzeswidrigen Forderungen Krimineller.«
»Aber die Dienste, die wir geleistet haben, waren stets legal. Ist es ein Verbrechen, gute Ratschläge zu erteilen?«
»Gewisse Ratschläge, ja. Einen Mann, der eine kriminelle Handlung begangen hat, zu beraten, wie er, wenn er Ihnen Geld gibt, sich den Folgen seiner Tat entziehen kann, ist zweifellos kriminell.«
»Und Sie, Herr Professor, verlangen Informationen statt Geld?«
Henson kicherte, und Connell grinste, aber Krom brauchte etwas länger, um die Anspielung mitzubekommen. Sie gefiel ihm nicht. Er setzte sich kerzengerade auf.
»Nun gut, wenn Haarspaltereien dieser Art Sie amüsieren – ich bin im Interesse der Sozialwissenschaften zum Erpresser geworden. Vielleicht finden Sie es weniger amüsant, Mr. Firman, wenn ich Sie jetzt auffordere, mit den Zahlungen zu beginnen?«
»Selbstverständlich.« Ich sah Melanie an. »Wären Sie so nett, mir die Unterlagen aus Aktenordner Nummer eins zu bringen, meine Liebe?«
Krom starrte mich mißtrauisch an, als sie ging. Ich schlürfte meinen Wein und beachtete ihn nicht.
Der Augenblick war gekommen, von dem ich gewußt hatte, daß er kommen müsse, und ich war bereit, Krom etwas zu servieren, was, wie ich glaubte, so aussah, roch und schmeckte wie das Fleisch, nach dem er verlangt hatte.
Was heutzutage in den Nahrungsmittellaboratorien geleistet wird, um Protein künstlich herzustellen, ist in der Tat erstaunlich. Ich glaube, die haben es sogar geschafft, es aus einer in diesem Zusammenhang so unwahrscheinlich anmutenden Substanz wie Erdöl zu gewinnen. Die einzige Schwierigkeit mit dem künstlichen Zeug besteht darin, daß es nicht wirklich richtig schmeckt. Man muß dem Präparat ein Fleischaroma beimengen, um ihm Würze zu geben.
Wer Soziologen, und besonders Kriminologen, füttert, muß dem künstlichen Material ebenfalls ein klein wenig Wahrheit beimengen.
Als ich Melanie die Terrasse entlang zurückkommen sah, wandte ich mich an Krom. »In Erwartung unseres Meetings«, sagte ich, »habe ich Papiere vorbereitet, die Oberholzer, seinen Arbeitgeber und späteren Seniorpartner, ihre Geschäftsfreunde und Geschäfte während fünf Jahren betreffen. Es sind Papiere, die ich zur Diskussion stelle, und ich bin selbstverständlich bereit, Ihnen darüber Auskunft zu geben. Meine Antworten mögen Sie zufriedenstellen oder auch nicht. Das bleibt abzuwarten.«
In diesem Augenblick verkündete der Butler, daß am anderen Ende der Terrasse jetzt das Dinner serviert werde.
Melanies Timing war perfekt.
Die Augen der Gäste konzentrierten sich auf die Aktenunterlagen, ihre Mägen auf das angekündigte Dinner.
Man
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